Überfüllte Hörsäle? Kein persönlicher Kontakt zu den Professoren? Überteuerte Studentenwohnungen? Das sind Themen, die den meisten Studenten vor allem am Anfang des Studiums zu schaffen machen. Jene sieben Mechatronikstudenten, die nun bald schon ihr erstes Jahr an dem neuen Uni-Standort Lienz hinter sich haben, haben diese Probleme nicht. Obwohl sie derzeit noch im Gebäude der Wirtschaftskammer untergebracht sind, mangelt es ihnen weder an Platz noch an technischer Ausstattung. Jeder ihrer Professoren kennt ihren Namen und sollten sie ein Problem oder eine Frage haben, können sie sie jederzeit anrufen. Und keiner der Lienzer Studenten musste sich um eine neue Wohnung oder über Unstimmigkeiten in einer Studenten-WG kümmern.
Und die sieben Lienzer Uni-Pioniere wissen diesen Luxus zu schätzen. Ihr Resümee zu ihren ersten beiden Semestern an dem wohl kleinsten Universitätsstandort der Welt klingt sehr positiv. Philipp Bergerweiß, ein 22-jährige Dölsacher, der seine Lehre als Betriebselektriker bei Liebherr und die Matura am WIFI gemacht hat, ist froh, dass er nun in Lienz studieren kann. "Es bedeutet für mich einfach jede Menge Vorteile, wenn ich zuhause wohnen kann und mir so Geld und Zugzeiten spare. Und ich mag mein Studentenleben auch in Lienz. Außerdem sind wir ja auch in Kontakt mit den Innsbrucker bzw. Haller Studenten. Ich schätze aber vor allem diese Kameradschaft zwischen uns. Wir sind ein richtig gutes Team, bereiten unsere Prüfungen gemeinsam vor und unterstützen und motivieren uns immer wieder gegenseitig."
Manuel Zeidler, 24, aus Strassen, kann den Lienzer Standort am besten mit einer anderen Uni vergleichen. Er hat bereits vier Semester Physik an der Uni Innsbruck studiert, hat dann aber ins Mechatronikstudium gewechselt, nachdem er einige Vorträge der Technischen Wissenschaften in Innsbruck und die Infoveranstaltung für Mechatronik in Lienz besucht hatte. Ihn interessiert in diesem Studium vor allem die vielschichtige Technologieverbundenheit, das Zusammenspiel von Computersystemen und Hardware und die daraus folgenden Einsatzmöglichkeiten in der biomedizinischen Mechatronik. Zu dem Studienstandort Lienz meint er: " Persönlicher und netter als in Lienz kann ein Studiengang kaum gestaltet sein. Und in einer kleinen Gruppe fällt das Studieren umso leichter. Auf unsere Anliegen wird gerne und sofort eingegangen, sowohl vor Ort als auch während den Streams aus Innsbruck und Hall. Wir konnten selbst mehrere Betriebe in Osttirol und Kärnten besichtigen und auch Abendvorträge unserer Lehrpersonen fanden hier statt - daran merkt man einfach, dass der Standort in Lienz geschätzt wird."
Und die Studenten schätzen die Unterstützung vor Ort, allen voran durch Julia Außersteiner. Sie ist für die administrative Koordination des Studiums, aber auch für das Seelenwohl der Studenten zuständig. In dieser letzteren Funktion vergab sie den Interviewtermin mit den Studenten erst, nachdem diese zwei stressige Prüfungswochen hinter sich hatten. Sie wollte sie da weder stören noch mit einem zusätzlichen Termin belasten. Da verwundert es auch nicht, dass sie für ihre Studenten einen regelmäßigen Stammtisch, ein Weihnachtsessen und einen Kegelabend im März organisiert hat und darüber hinaus initiierte sie und ermöglichte Firmenbesichtigungen und Besuche an anderen Universitäten.
Auch Fadi Dohnal, der wissenschaftliche Leiter am Standort Lienz - UMIT, sieht das erste Jahr als gelungen an. "Die Unternehmen sind neugierig auf uns, es gibt viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit und wir haben jede Menge Pläne für den weiteren Verlauf unseres Studienganges und für unsere Zusammenarbeit mit Schulen in der Region. So wurden bereits diesen Sommer die ersten Praktika für Schüler der HTL, der HAK und des BG/ BRG Lienz vergeben und wir planen auch eine Kinder-Sommeruni Osttirol in Zusammenarbeit mit der Jungen Uni." Auch er findet den engen Kontakt zu den Studenten sehr wichtig, um eine gute Atmosphäre rund um das Studium zu schaffen und beizubehalten.
Die persönliche Atmosphäre am Studienstandort Lienz könnte also nicht besser sein. Das spürt man sofort. Und das ist auch der Grund, wieso alle Studenten bis jetzt in diesem anspruchsvollen Studium durchgehalten haben. Denn ans Aufgeben haben einige von ihnen zwischendurch immer wieder gedacht. "Ich wurde bereits in den ersten vier Wochen von der Fülle der Anforderungen regelrecht erschlagen!", sagt zum Beispiel Cyrill Vergeiner, 32, dessen schulische Ausbildung und Abschluss an der Fachschule PHTL Lienz am längsten zurückliegt. Nach den vielen Jahren im Berufsleben empfand er es als wirklich schwierig, diese immense Stoff- und Prüfungsanzahl des ersten Jahres zu bewältigen. "Hätten wir uns nicht gegenseitig so unterstützt und wären die Prüfungen nicht immer so gut gelaufen, hätte ich sicher schon einige Male wieder aufgehört. Aber auch wenn es hart ist, es wird sich auszahlen, durchzuhalten. Aber leicht ist es nicht!"
Marian Guggenberger, 30, aus Liesing im Lesachtal, der zuerst die Fachschule für Elektrotechnik in Klagenfurt und dann die HTL für Informationstechnik Bulme in Graz absolviert hat, stimmt Cyrill zu. "Die Zeiten, in denen ich von 07:00 bis 23:00 Uhr mit dem Studium beschäftigt war und das an sieben Tagen in der Woche, waren im ersten Jahr die Regel, nicht die Ausnahme!" "Ja, und vor den Prüfungen sitze ich meistens bis 03:00 in der Früh vor meinen Skripten. Dieses Studium berufsbegleitend zu machen, wie sich das einige HTL-Maturanten vorstellen, wäre wirklich absolut unmöglich! Da ginge sich nicht einmal ein Halbtagsjob aus!", pflichtet ihm Lukas Kühbacher bei und er weiß, wovon er spricht. Der 26-Jährige hat als Elektriker bei der Firma Liebherr gearbeitet und nebenbei die Abend-Matura gemacht. "Ich weiß noch, wie wir alle Angst vor der Matura hatten. Im Vergleich zu den Uni-Prüfungen, die wir jetzt haben, wirkt die Matura im Rückblick wie eine kleine Zwischenprüfung!"
Interesse an einem Mechatronik-Studium in Lienz? Hier gibt es alle Infos dazu.
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren