Es ist ein erstes Durchschnaufen nach fünf anstrengenden Jahren, einem Abschlussprojekt und einer vorwissenschaftlichen Arbeit. Nach der Matura folgt noch das Bundesheer, der Zivildienst oder noch ein weiterer Sommerjob, doch dann wird es ernst. Dann heißt es sich entscheiden. Zwischen einem Job, der das heiß ersehnte eigene Geld verspricht, einer Fachhochschule, wie dem Campus Hagenberg im Mühlviertel, oder einem Studium an einer Universität wie Graz, Wien oder eben Lienz.
Laut Peter Duracher, Klassenvorstand der 5b-Klasse, steht für viele der genaue weitere Weg noch nicht fest: "Das wird verständlicherweise bei den meisten erst im nächsten Jahr reifen." Für Annika Dollinger, der einzigen Maturantin an der HTL in diesem Jahr, ist das nicht der Fall. Sie möchte an der FH Joanneum in Graz Luftfahrt und Aviation studieren und interessiert sich da vor allem für die Flugzeugkonstruktion. Ein interessanter Arbeits- und Forschungsplatz wäre für sie dann das Institut für Flugzeug-Systemtechnik der Technischen Universität Hamburg. Sie kann sich aber auch vorstellen, im Management von Flughäfen zu arbeiten und würde dafür nach dem Bachelor noch ein entsprechendes Masterstudium absolvieren.
Laut einer Statistik auf der Website der HTL Lienz interessieren sich 17 Prozent der Schüler – also rund jeder Sechste – für ein Mechatronikstudium am neuen Campus Technik in Lienz. Für die Maturanten der 5b-Klasse sprechen vor allem zwei Gründe für dieses Studium. Erstens die finanzielle Entlastung, da man auch weiterhin zuhause wohnen kann. Und zweitens die Tatsache, dass viele Firmen in Osttirol Mechatroniker brauchen. Für Unterweger Florian, der sich bei Micado in Oberlienz bewerben wird, wäre dieses Studium vor allem dann attraktiv, wenn es berufsbegleitend wäre.
Das wäre für ihn und einige seiner Klassenkameraden die optimale Kombination aus Praxis und Theorie, Arbeit und Weiterbildung. Der Mehraufwand schreckt die Maturanten dabei nicht ab. Gutes Zeitmanagement haben sie, laut Johannes Mitterdorfer aus Obertilliach oder Milan Stanić aus Heiligenblut, die zu den durchschnittlichen 38 Wochenstunden an der Schule in den letzten fünf Jahren täglich über zwei Stunden Busfahrt auf sich genommen haben, an der HTL Lienz gelernt.
Die Dimension eines Hochschulstudiums ist für diese Maturanten allerdings noch schwer einschätzbar. Wie viel Zeit und Einsatz dieses Mechatronikstudium tatsächlich erfordert, wissen zur Zeit nur jene sieben Studenten, die bald das erste Studienjahr in Lienz abschließen werden. Sobald aber das neue Universitätsgebäude, das gerade vor den Klassenfenstern der HTL-Maturanten entsteht, fertiggestellt ist, wird sich das allein durch diese örtliche Nähe ändern. Dann werden die HTL-Schüler der nächsten Jahre bereits während ihrer Schulzeit ein viel genaueres Bild davon bekommen, was es heißt, ein Hochschulstudium zu absolvieren.
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