Vordenker: Gute Tipps vom „Kaiser der Paradeiser“
Die Nische als erfolgreiches Gegenmodell zur industriellen Landwirtschaft.
Man nennt Erich Stekovics auch den „Kaiser der Paradeiser“. In der LLA schilderte der Landwirt aus Frauenkirchen/Burgenland am 21. April im Rahmen der Vortragsreihe „Vordenken für Osttirol“, wie es ihm gelingt, sich durch unkonventionelles Denken auf dem hart umkämpften Lebensmittelmarkt durchzusetzen: „Als ich anfing, hatte ich wenig Ahnung von der Tomate. Wahrscheinlich ging ich deshalb anders vor. Das war ein Vorteil.“
Erst im Alter von 35 Jahren entschied sich Stekovics, Gemüse anzubauen. Der studierte Theologe war davor Religionslehrer in der Diözese Eisenstadt. Als er seinen Zivildienst 1999 nachholte, schilderten manche Krebspatienten, die er zur Chemotherapie fuhr, was sie machen würden, wenn ihnen noch Zeit bliebe. Sehr häufig war der Wunsch, mehr im Garten zu arbeiten. Das veränderte Stekovics Leben.
Sein Vater war Bauer im Nebenerwerb und baute hauptsächlich Chili an. Eine gute Voraussetzung für den Start als Landwirt. Seine Motivation ist, Gemüse mit Geschmack zu produzieren: „Der Mensch erinnert sich einfach, wenn etwas schmeckt“. Heute baut der Burgenländer auf gut 47 Hektar neben Chili, Knoblauch, Zwiebeln und weiteren Gemüsesorten auch Tomaten an. Sie sind seine Leidenschaft. Über 3.200 Tomatensorten befinden sich in seinem Bestand.
Für Stekovics ist die Tomate „die drittintelligenteste Pflanze nach Robinie und Tabak“, weil sie sozial und hochkommunikativ sei. So warne etwa eine durch Ungeziefer befallene Tomatenpflanze andere durch das Aussenden von Botenstoffen: „Das bedeutet beim Tomatenanbau, dass nicht der Mensch entscheidet, wie die Pflanze wachsen soll, sondern die Tomate selbst!“
„Bio“ ist für den innovativen Landwirt keine Frage der Zertifizierung, sondern eine Selbstverständlichkeit: „Im Fokus der industriellen Produktion steht der Markt, aber nicht der Mensch“. Das zeige sich an der Billigpreispolitik, bei der die Qualität der Produkte leide und dem Produzenten nichts bleibe. Daher habe er sich seine Nische gesucht, erklärt der leidenschaftliche Gemüsebauer, „wobei Nische zu groß gedacht ist. Es ist eher eine Fuge oder gar nur eine Ritze.“ Die Zukunft des Lebensmittelmarktes ist für Stekovics nicht „bio“ oder „regional“, sondern „saisonal“.
Die Menschen wollen zunehmend frische, geschmackvolle Produkte aus der Region. Das bedinge eine saisonale Ausrichtung und damit keine ständige Verfügbarkeit – also auch Verzicht. Dennoch zeige sich, dass die Menschen das zunehmend akzeptieren und bereit sind, für Qualität zu zahlen. Mit Blick auf die allgemeine Zukunft der Landwirtschaft sagt Erich Stekovics: „Es wird künftig vor allem drei Optionen geben: wachsen, spezialisieren oder aufhören.“
Für den Tomatenanbau in Osttirol empfiehlt der Experte, auf eine Sorte zu achten, die mit kurzen Sommern zurechtkommt. Die Tomate mag es sonnig und kann im steilen Gelände auf steinigen Böden gedeihen. Möglich ist das durch die Wurzeln, die zum einen in die Fläche gehen und zum anderen in eine Tiefe von bis zu zwei Metern reichen können. Das gesamte Wurzelwerk kann bis zu 800 Meter lang werden.
So sichert sich die Tomate ihre Wasserversorgung und sucht sich dabei die Nährstoffe, die sie zum optimalen Wachstum braucht: „Das kann mit Stroh und etwas Schmutzwolle von Schafen als hervorragender Dünger unterstützt werden“, erklärte Stekovics dem interessierten Publikum in der Landwirtschaftlichen Lehranstalt und unterstrich abschließend: „Die Zeichen stehen gut, dass ein Umdenken in den Köpfen der Verbraucher erfolgt und ‚Ritzen‘ die Alternativen in der Landwirtschaft sind“.
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7 Postings
Ich finde die Geschichte super und durchaus sinnvoll, Quereinsteiger und Querdenker zu Wort kommen zu lassen. Sich von Erfolgsgeschichten inspirieren zu lassen und Tipps und Ratschläge anzunehmen ist keine Schande, sondern gescheit. Dass das mit dem saisonalen Lebensmittelmarkt funktioniert, sieht man beim Lavanter Spargel, warum nicht auch bei Tomaten? Ich würde mich jedenfalls über Tomaten aus heimischem Anbau freuen, die auch nach Tomaten schmecken! Genauso wie über den Spargel, Kartoffeln, Salat oder Äpfel aus Osttirol.
Guter Artikel; guter Vortragender. Und um das alles über Tomaten herauszufinden braucht es einen burgenländischen Vordenker?! Haben denn unsere Osttiroler Bauern keine Ahnung von Tomaten? Vielleicht ist es einfacher ein EU-Fördergeld-Formular auszufüllen?!
Schwachsinniger Kommentar, schwachsinniger Verfasser!
Danke für die Blumen - vielleicht auch schwachsinniger Leser und Beleidiger!
Es stimmt mich nachdenklich, dass so jemand noch immer "Vordenker" ist. Das sollte eigentlich "Mainstream" sein.
Hochinteressanter Artikel und ein sehr sympathischer "Kaiser"!
Die Tomate die drittintelligenteste Pflanze nach Rubinie und Tabak? Wozu die Tomate wirklich fähig ist, zeigt nur der Horrorklassiker "Angriff der Killertomaten"! Prädikat "sehenswert" für alle Landwirte und -wirtinnen!
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