Obstbauern im Lienzer Becken rüsten für den Frost
Am Kuenzhof wird gesprüht und geräuchert. Die LLA schließt die Hagelnetze.
Auf dem Kuenzhof in Dölsach herrscht Hochbetrieb. "Wir fürchten die heutige Nacht. Unsere Obstbäume stehen in voller Blüte. Die Hälfte unserer Anbaufläche ist mit einer Frostberegnung ausgestattet, die in den nächsten Stunden aktiviert wird, um vor dem klassischen Strahlungsfrost zu schützen. Im zweiten Teil, dem Obstgarten rund um den Kuenzhof, wird heute Nacht geräuchert. Meine Mannschaft ist bereits den ganzen Tag im Einsatz, um alles vorzubereiten“, erzählt uns Hermann Kuenz. Das Räuchern ist eine in unseren Breiten sonst verbotene Maßnahme, für die es heuer eine Ausnahmegenehmigung gibt.
Normalerweise ist das Verbrennen biogener Materialien außerhalb von Anlagen verboten. Minusgrade und Schneefall führten aber bereits im April 2016 zu massiven Frostschäden und teilweise kompletten Ernteausfällen in Obst- und Beerenkulturen. „Tiefe Temperaturen und klare Nächte – diese Kombination stellt für die heimischen Obstkulturen ohne Frostberegnung eine große Gefahr dar. Nach den Ernteausfällen im vergangenen Jahr droht auch heuer ein massiver Verlust durch den bevorstehenden Kälteeinbruch. Viele Obstbäuerinnen und Obstbauern fürchten um ihre Ernte“, argumentieren die zuständigen Regierungsmitglieder Ingrid Felipe und Josef Geisler.
Mit einer Ausnahme vom Bundesluftreinhaltegesetz wird deshalb per Verordnung das Räuchern bis zum 15. Juni 2017 als einfache und kostengünstige Abwehrmaßnahme erlaubt. Sein Effekt beruht darauf, dass durch die Vernebelung die Wärmeabstrahlung vermindert wird. Um eine bestmögliche Wirkung zu erzielen, ist eine möglichst vollständige Vernebelung der Plantagen notwendig.
Friedl Webhofer, der neben seinem eigenen Obstgarten in Gaimberg auch die Obstbäume der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lienz (LLA) betreut, hat über das Räuchern nachgedacht, sich aber vorläufig für andere Maßnahmen entschieden: „Wir machen es heute eher nicht. Im Talboden schließen wir die Hagelnetze, um den Frost etwas abzumildern und in Gaimberg ist es generell etwas wärmer.“
Der lokale Wetterdienst wetter-osttirol.at, der als sehr zuverlässig gilt, prognostiziert für die kommende Nacht bis zu vier Grad unter Null. Gegen das Wochenende hin kann sich die „Frostlage“ etwas entspannen, nachts bleibt es aber sehr frisch.
5 Postings
Man könnte die Pfeifenraucher-Staatsmeisterschaft aus der Tristacher Dorfstube in die Dölsacher Obstgärten verlegen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Glaubst mir graußt vor gar nix ??
Als einmalige (!) Ausnahme in so einer Situation sicher gerechtfertigt, obwohl die Emmissionen nicht ohne sind. Und das Abbrennen im eigenen Garten ist ja auch nicht gestattet. Für den kommerziellen Anbau sollten in so einem Fall Beregnungsanlagen vorhanden sein. Wasser ist unschädlich und emissionsfrei. Bei den wärmer werdenden Wintern werden Spätfröste wahrscheinlich häufiger werden. Da kann nicht jedes Mal der Einsatz von Nebelbomben erlaubt werden.
Liebes Pflanzerl,
natürlich ist Wasser bei der Frostabwehr die 1. Wahl. Sie dürfen nur nicht vergessen, dass es sehr viel Wasser benötigt. Im Talboden haben wir das Glück, dass der Grundwasserspiegel sehr hoch ist und wir einen Tiefbrunnen mit ausreichender Leistung gebaut haben. Bei dem Brunnen pumpen wir ca. doppelt so viel Wasser, wie die Stadt Lienz mit ihren Grundwasserbrunnen maximal fördern könnte.
Leider sind Beregnungsanlagen für viele nicht finanzierbar. Der Frost betrifft jeden und für unsere Klein- und Mittelbetriebe ist so eine Anlage kaum leistbar. Hoffen wir, daß die Spätfröste auch in Zukunft nur vereinzelt auftreten!
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