„Man muss die Zeichen sehen, die der Berg setzt“
Toni Ponholzer und Peter Ortner zollten am Cerro Torre wieder dem Wetter Tribut.
Es ist schon ein paar Wochen her, dass Toni Ponholzer und Peter Ortner wohlbehalten von ihrer diesjährigen Patagonien Expedition zurückkehrten. Schlechtes Wetter im Torre-Massiv hielt Ponholzer auch bei seinem sechzehnten Versuch davon ab, den „Zeigefinger Gottes“ über die legendäre Maestri-Egger Linie zu erklimmen. Wieder kletterte Peter Ortner an seiner Seite und beiden Patagonien-Kennern war schnell klar: Es würde auch diesmal nicht klappen.
Klettern ist in Patagonien anders als in Mitteleuropa. Man braucht lange und stabile Schönwetterphasen. Ponholzer: „Der Weg vom Base Camp in El Chalten zum Einstieg ist schon 25 Kilometer lang und nur zu Fuß möglich. Darauf folgen mehrere hundert Höhenmeter bis zum Einstieg zu einem der Gipfel. Erst dann startet die Kletterroute, die weit über 12 Stunden in Anspruch nehmen kann.“ Rechnet man das Abseilen und den gleichen Weg retour, dann bedeutet so eine Tour 20 Stunden körperliche Höchstleistung ohne Rückversicherung. Eine „Rettungskette“ gibt es in Patagonien nämlich nicht. Ab dem Base-Camp ist man auf sich selbst gestellt.
Ponholzer und Ortner machten wie immer das Beste aus ihrem Argentinienaufenthalt und hielten es wie alle professionellen Bergsteiger, die zu diesem Zeitpunkt im Base Camp El Chalten auf bessere Wetterbedingungen warteten: Kleinere Touren klettern und umkehren, sobald die Bedingungen zu gefährlich werden. Toni: „Den Mut zur Umkehr aufzubringen, ist oft schwieriger, als eine anspruchsvolle Wand zu klettern. Man muss aber die Zeichen sehen, die der Berg dem Alpinisten setzt.“
Die Zeichen waren diesmal unübersehbar. Die ständigen Niederschläge wurden vom starken Wind regelrecht an die Wände „geklebt“. Felswände, sonst um diese Jahreszeit trocken, waren diesmal vereist und eingeschneit. Fazit: Steigeisen statt Kletterpatschen. Bei Sonneneinstrahlung lösten sich Schnee und Eis und gingen als Lawinen ab. Bei einem Erstbegehungs-Versuch an der Aguja Bifida (ca. 2.400 Meter) mussten sich die Kletterer fast zwei Stunden unter einem Felsüberhang vor Lawinen in Sicherheit bringen, die im Minutentakt über sie hinwegdonnerten. Erst als die Temperaturen sanken, konnten die Kletterer umkehren.
Die Aguja Guillaumet (ca. 2.580 Meter) bestiegen Ponholzer und Ortner bei Windgeschwindigkeiten von 150 km/h an einem Tag. Den Cerro Solo (2.221 Meter) kletterten die beiden gemeinsam mit zwei Bergsteigern aus dem Base Camp, um Peter Ortner bei seinem Projekt „Climb&Fly“ zu unterstützen: Während Peter mit dem Gleitschirm in 20 Minuten ins Tal flog, dauerte der Abstieg der drei Kletterer über sechs Stunden.
In einem Tag bewältigten die beiden Bergsteiger auch die Erstbesteigung des Torrissimo (ca. 2.500 Meter) über eine neue Route. In der Wand auf dem Weg zum Gipfel beobachteten Ponholzer und Ortner, wie sich am Cerro Standhardt eine Fels- und Eislawine löste und alle Zustiege zur Aguja Bifidia abschnitt. Diese Route hatten sie vier Tage zuvor zurückgelegt.
Das waren genug Zeichen für die Osttiroler Alpinisten. Wegen der weiterhin schlechten Wettervorhersagen reisten die beiden eine Woche früher als in der zweiten Februarwoche wieder nach Hause. Gesponsert wurde die Expedition von edrizzi®, der internationalen Marke der Lienzer Firma Brainflash.
4 Postings
Bravo Zuckerpuppe!!!
Es würde auch diesmal nicht klappen.......Ich bin kein Wahrsager, aber die probieren es so lange, bis sie der Berg abwirft. Dann wird das Geheule wieder groß sein.
Lieber bergfex! Ich habe deine Postings früher immer gern gelesen, aber in letzter Zeit siehst du die ganze Welt in einem tiefen schwarz, zumindest vermittelst du den Eindruck. Dafür, dass du dich "bergfex" nennst, hast du verdammt wenig für echte Bergfexe übrig. Ich finde die Unternehmungen von Toni und Peter hammergeil, bin ein grosser Fan der Beiden und bin selber auch ein Bergfex, nur halt im Miniformat. Die Beiden habens offensichtlich im Griff und setzen ihr Leben nicht aufs Spiel, sonst hätten sie nicht abgebrochen. Auch als reiner Couchpotatoe lebt man gefährlich.
Danke für dein Verständnis, Zuckerpuppe aus der Volkstanzgruppe. :-)
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