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„Strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen“ – vom Einbruch bis zur Sachbeschädigung – sind das weitaus größte Segment der Kriminalstatistik, mit knapp mehr als 1000 Anzeigen. Foto: iStock

„Strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen“ – vom Einbruch bis zur Sachbeschädigung – sind das weitaus größte Segment der Kriminalstatistik, mit knapp mehr als 1000 Anzeigen. Foto: iStock

Osttirols Kriminalstatistik: Mehr Grapscher und Kellerdiebe

Auf historischen Tiefststand 2015 folgt Anstieg an Delikten 2016 um knapp sieben Prozent.

Wo kein Kläger, da kein Richter, weiß selbst der rechtsunkundige Laie. Seit 2016 gilt in Österreich das flapsig als „Grapsch-Paragraph“ bezeichnete Gesetz, wonach sich strafbar macht, wer „eine andere Person durch eine intensive Berührung einer der Geschlechtssphäre zuzuordnenden Körperstelle in ihrer Würde verletzt“. Auch Po und Oberschenkel zählen zu dieser Sphäre. Mit der Einführung des Paragrafen wurde ein neuer Tatbestand geschaffen, der auch in der aktuellen Osttiroler Kriminalstatistik seinen Niederschlag findet. So gab es 2015 nur fünf Delikte aus der Kategorie „strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung“, ein Jahr später waren es 29 Fälle, von denen sich 17 auf den Grapsch-Paragraphen stützen. Mit einer Ausnahme wurden sie aufgeklärt. Eine relativ neue Tätergruppe sind auch die Stalker. Ihr Verhalten nennt die Polizei "beharrliches Verfolgen". Nur vier Mal wurde es 2015 angezeigt, 2016 stieg die Zahl auf zehn Anzeigen.

Insgesamt wurden 2016 in Osttirol 1.763 Delikte angezeigt, ein Jahr zuvor gab es 1.650 Anzeigen. Allerdings markiert 2015 den historischen Tiefststand in der Kriminalstatistik des Bezirks. „Jetzt sind wir wieder auf dem Niveau von 2014“ kommentiert Bezirkspolizeikommandant Silvester Wolsegger die Zahlen und verweist darauf, dass seit 2007 (2.361 Fälle) die Zahl der Delikte im Bezirk ständig zurückging. Der Anstieg im Vorjahr hat aber noch weitere signifikante Gründe: eine Einbrecherbande, die bis heute nicht gefasst ist, verübte 2016 eine Serie von 23 Kellereinbrüchen, auch hier schlug die Statistik stark nach oben aus. 2015 gab es nur fünf Kellereinbrüche. Angestiegen sind nach einem starken Rückgang 2015 im Vorjahr auch wieder die Sachbeschädigungen, auf die rund 300 Anzeigen entfallen. Generell sind „strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen“ das weitaus größte Segment, mit knapp mehr als 1000 Anzeigen. Ein Drittel davon sind klassische Diebstähle. Hier gab es 2016 sogar weniger Anzeigen (333) als 2015 (354 Straftaten). Im Bereich "Cyber Crime" wurden im Jahr 2016 55 Delikte angezeigt, was einem Anstieg um 19 Fälle im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Rückläufig waren dagegen die Drogendelikte.
Bezirkspostenkommandant Silvester Wolsegger erläutert die Kriminalstatistik. Foto: Brunner Images
Bleibt die Kardinalfrage, die sich reflexartig bei jeder Kriminalstatistik einstellt: Welche Rolle spielen „die Ausländer“? Silvester Wolsegger hat die Zahlen: Ein knappes Viertel (23 Prozent) aller in Osttirol bekannten Straftaten wurden durch „Fremde“ begangen. Zu beachten ist dabei, dass zum Beispiel unter die Anzeigen wegen fahrlässiger Körperverletzung (412 Fälle) auch viele Schi- und Verkehrsunfälle fallen. Bei der Herkunft der ausländischen Täter führt Deutschland vor Italien und dem Irak. Knapp zwei Drittel aller von Ausländern verübten Delikte gehen auf das Konto von Touristen, ausländischen Arbeitnehmern und international agierenden Tätergruppen. Wolsegger: „Ein Drittel der als tatverdächtig ausgemittelten Fremden sind Asylwerber.“ Zur Sicherheit für alle, die Bruchrechnen nicht zu ihren Kernkompetenzen zählen: Der Bezirkspostenkommandant meint ein Drittel von einem Viertel, also ein Zwölftel aller Delikte. Natürlich haben wir Wolsegger auch gefragt, wie sich die Aufteilung Inländer-Ausländer bei den oben erwähnten strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität darstellt. „Unauffällig“, ist die Antwort des Polizisten, „die Delikte teilen sich auch in diesem Segment so wie in den anderen auf.“ 53,1 Prozent aller Delikte wurden aufgeklärt. Eigentumsdelikte ziehen die Statistik hier nach unten. Bei Körperverletzungen und Sexualdelikten liegt die Aufklärungsquote zwischen 86 und 93 Prozent.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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