Kurz vor 19:00 Uhr, minus neun Grad. Seit knapp zwei Stunden stehen wir unter einer großen Felswand bei Lavant und lauschen gespannt in die Nacht. Stille. Wir beschließen unser Glück noch wenige Minuten zu versuchen. Plötzlich hören wir ein dumpfes, aber deutliches „buho“. Endlich, das Warten hat sich gelohnt. Laut und deutlich ist die Stimme eines männlichen Uhus zu vernehmen. Der bekannte Brutplatz ist also in diesem Jahr wieder besetzt. Wir bleiben noch wenige Minuten und lauschen dem Ruf des Uhus. Mit kalten Füßen, aber zufrieden über den neuerlichen Nachweis des Uhus fahren wir wieder nach Hause.
Eulen sind schwierig und selten zu beobachten. Da die meisten Eulen vor allem abends und nachts aktiv sind und sich tagsüber versteckt halten, gelingen nur wenige Sichtbeobachtungen. Vielmehr muss man die Stimmen der Eulen kennen, um deren Anwesenheit im Gebiet nachweisen zu können. Jetzt – von Februar bis April – ist die beste Zeit dafür!
Als Brutvögel kommen in Osttirol zumindest vier Eulenarten vor: Uhu, Waldkauz, Raufußkauz und Sperlingskauz. Als fünfte Art könnte auch noch die Waldohreule in Osttirol brüten.
Der Uhu (Bubo bubo) ist die größte heimische Eule und brütet vorwiegend in Felsen. Auf der Suche nach Nahrung verlässt die Eule die Felsbereiche und Nadelwälder mit guter Deckung und ist mit etwas Glück auch in angrenzenden Wiesen und Feldern zu beobachten. Die Hauptverbreitung erstreckt sich in Osttirol wohl entlang der Flusstäler bis zur Waldgrenze, mehrere aktuelle Nachweise gibt es aus dem Lienzer Talboden.
Und so klingt der Uhu (Quelle: vogelwarte.ch):
Über die Verbreitung der Waldohreule (Asio otus) ist in Osttirol wenig bekannt. Es gibt nur wenige Nachweise. Waldohreulen benötigen vorwiegend offenes, freies Gelände mit landwirtschaftlichen Nutzflächen und Hecken/Gehölzgruppen. Der Ruf der Waldohreule ist wenig auffallend und wird nur leise vorgetragen.
Der Ruf der Waldohreule (Quelle: vogelwarte.ch):
Der Waldkauz (Strix aluco) ist die in Österreich häufigste Eulenart. Auch aus Osttirol gibt es eine Reihe von Nachweisen. In den letzten Jahren gelang auch die Beobachtung von Jungvögeln (siehe Abb.) im Lienzer Talboden. Der Waldkauz lebt bevorzugt in lichten Laub- und Mischwäldern und sogar in Gärten mit altem, höhlenreichem Baumbestand.
Der laute und auffällige Ruf des Waldkauzes (Quelle: vogelwarte.ch) ist wohl den meisten bekannt, zumal dieser in Filmen bei keiner gruseligen Szene im nächtlichen Wald fehlen darf.
Zu den häufigsten Eulenarten in Osttirol zählt der Sperlingskauz (Glaucidium passerinum). Der nur 15 bis 19 Zentimeter große Vogel ist kleiner als eine Amsel. Der Sperlingskauz ist Brutvogel der heimischen Bergwälder und brütet häufig in alten Spechthöhlen. Im Unterschied zu anderen Eulen ist der Sperlingskauz tag- und dämmerungsaktiv und damit nicht nur aufgrund seines auffallenden Rufs gut nachzuweisen.
Der Ruf des Sperlingskauzes (Quelle: vogelwarte.ch):
Mit 22 bis 27 cm ist der Raufußkauz (Aegolius funereus) nur wenig größer als der Sperlingskauz. Auch der Raufußkauz ist Brutvogel der höher gelegenen, heimischen Bergwälder. Er brütet häufig in alten Bäumen und nutzt hier Schwarzspechthöhlen als „Kinderstube“. Im Gegensatz zum Sperlingskauz ist der Raufußkauz nachtaktiv und kann daher am besten über seinen Ruf (Quelle: vogelwarte.ch) bestätigt werden.
Schon in März 2015 wurde auf dolomitenstadt.at von einem seltenen Gast in Osttirol berichtet. Der Förster Thomas Gradnig entdeckte in seinem Garten einen Habichtskauz. Dieser ist derzeit für Osttirol nicht als Brutvogel anzusehen, für die Zukunft ist dies jedoch nicht auszuschließen.
Aufruf zur Mitarbeit:
Derzeit wird an der Erstellung eines Tiroler und Österreichischen Brutvogelatlas gearbeitet, in denen auch die aktuelle Verbreitung der Eulen dargestellt werden soll. Derzeit wissen wir noch sehr wenig über die Verbreitung der Eulen in Osttirol. Sind Ihnen aktuelle Vorkommen von Eulen in Osttirol bekannt? Haben Sie Rufe von Eulen gehört? Kennen Sie vielleicht auch ältere Hinweise über Eulen in Osttirol? Sehr gerne nehmen wir Ihre Meldungen und Hinweise unter nago_osttirol@gmx.at entgegen und dürfen uns schon jetzt für Ihre Mithilfe bedanken!
Text und Fotos:
Christian Ragger und Matthias Gattermayr
Literatur:
Moritz D., Bachler A. (2001): Die Brutvögel Osttirols. Ein kommentierter Verbreitungsatlas. Oberdruck. Dölsach.
Feldner J., Rass P., Petutschnig W., Wagner S., Malle G., Buschenreiter R. K., Wiedner P., Probst R. (2006): Avifauna Kärntens. Die Brutvögel. Naturwissenschaftlicher Verein Kärnten.
Weitere Naturgeschichten finden Sie in unserem Magazinteil. Hier lesen.
Eulen – Geheimnisvolle Geschöpfe der Nacht
Noch ist wenig über die Verbreitung dieser Vögel in Osttirol bekannt. Die NAGO bittet um Mithilfe.
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