Einmal mehr beschäftigten sich die Initiative „Vordenken für Osttirol“ vergangenen Freitag im gut gefüllten Lienzer Sparkassensaal mit Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung. Die Referenten Harald Rätzsch, ein gebürtiger Osttiroler, und Bonifaz Kaufmann rollten das Thema anhand von praxisnahen Beispielen auf. Sie betonten die Eigenverantwortlichkeit des einzelnen Nutzers sowie eine differenzierte Auseinandersetzung mit digitaler Technik.
Die Digitalisierung werde meist in einem Atemzug mit dem Thema "Zukunft" erwähnt, so Rätzsch. Dabei sei die Digitalisierung allgegenwärtig. "Die Produkte sprechen schon jetzt mit dem Hersteller", erklärt der Unternehmer. So werden beispielsweise bereits heute die meisten Kühlschränke mit einem integrierten W-LAN Modul ausgeliefert. Ein weiteres Beispiel: Drucker würden in Zukunft eine Meldung an den Hersteller kommunizieren, wenn der Füllstand des Toners unter 15 Prozent sinkt.
Durch die Kommunikation von Geräten untereinander aber auch mit dem Hersteller könnten niedrige Füllstände, abgenutzte Werkzeuge oder Bauteile laufend kontrolliert und zeitgerecht getauscht werden, ohne dass der Betrieb Leerzeiten verbuchen muss. Industrieanlagen, die einen kritischen Zustand via Handy und Live-Kamera an den zuständigen Mitarbeiter kommunizieren und die programmierten Einstellungen wieder herstellen, sind längst keine Utopie mehr. Sie tragen zu einer gesamthaften, systemischen Betrachtungsweise bei, die zu Effizienzsteigerung und Wohlstand führen kann.
Der durchschnittliche Österreicher habe eine zwiespältige Einstellung zum digitalen Wandel: "Sie pendelt zwischen 'Wir müssen Gas geben' und 'Das ist alles nur ein Hype'." Rätzsch erkennt in Osttirol den Willen, die Änderungen des digitalen Wandels anzunehmen. Er selbst ist das beste Beispiel dafür. Als Gründer und Vorstand der IoT 40 Systems AG und CTO mehrerer Technologieunternehmen (z.B. EADS, heute Airbus) war Rätzsch maßgeblich an Softwareentwicklungen für Systeme wie Google, Virtual Earth oder kontaktlose Drehkreuze bei Skiliften beteiligt.
Rätzsch sieht es als seine Aufgabe, das Thema Digitalisierung zu entmystifizieren, zu erläutern, was dieses Thema für Osttirol bedeuten könne. Denn Digitalisierung finde nicht nur im Silicon Valley statt. In der allgemeinen Euphorie über den digitalen Wandel mahnt Rätzsch zu einer differenzierten Betrachtungsweise. "Digitalisierung geht uns alle an. Der einzelne Nutzer hat eine große Verantwortung“.
Auch die Osttiroler Gemeinden bemühen sich derzeit, ihren Teil beizutragen und ein modernes Glasfasernetz aufzubauen, um Betrieben und Konsumenten ultraschnelles Internet anbieten zu können. „Diese Technologie eröffnet uns den Eintritt in neue Netzwerke und Märkte“, meint Reinhard Lobenwein. Eine „Themenwerkstatt Digitalisierung“ im Projekt „Vordenken für Osttirol“ werde sich mit Nutzen und Chancen der Digitalisierung für die Region beschäftigen, aber auch Gefahren aufzeigen, erklärt der Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer.
Ein ausführliches Interview mit Harald Rätzsch haben wir bereits in der Herbstausgabe 2015 unseres DOLOMITENSTADT-Magazins veröffentlicht.
Digitalisierung als Quelle wachsenden Wohlstands?
Harald Rätzsch unterstreicht: „Die Zukunft findet jetzt statt!"
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