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Ab sofort nur noch Tiroler Fleisch im „TirolBerg“

Kulinarischer Marketingflop auf höchstem Niveau bei der Ski-WM in St. Moritz.

Josef "Joe" Margreiter, immer eloquent, immer stylisch im Tiroler Designergwandl, ist eine Mischung aus jovialem Sympathler und ausgekochtem Profi. Der oberste Tirolwerber lässt auch in Osttirol gerne durchblicken, dass er weiß, wie man eine Marke führt. Nun ist "Tirol" nicht irgendeine Marke, sondern eine, die äußerst intensiv beworben wird, koste es, was es wolle.

Der "TirolBerg" in St. Moritz. Hier geben sich die Wintersport-Promis und -Lobbyisten die Klinke in die Hand. Fotos: Expa/Groder

Bei der Ski-WM im mondänen St. Moritz zeigt Tirol einmal mehr, wo im Tourismusmarketing der Hammer hängt. Was sich dort „TirolBerg“ nennt, ist ein recht stattliches Bauwerk, das einen Monat lang mitten im Nobelort alle Stückeln spielt. Da geben sich die Wintersport-Promis und Lobbyisten die Klinke in die Hand, da inszenieren sich die Tiroler Topdestinationen von Ischgl bis St. Anton, da schauen ab und an der Landeshauptmann und die halbe Regierungsspitze vorbei. Man ist sich einig, Tirol isch lei oans, getreu dem Motto: „Zwoa Brettln, a gführiger Schnee, Klischee!“

Manfred Furtner, Wirt im TirolBerg (links) und Josef Margreiter, Direktor der Tirol Werbung.

Und dann das: Auf einer Tafel im TirolBerg, diesem Kulminationspunkt der älplerischen Duz-Kultur, steht das kulinarische Angebot des skifahrenden Naturvolkes aufgelistet und spricht Bände: Da liest man „Seefelder Wildragout mit Eierspatzln“ und darunter in Klammer „Herkunft Ungarn“. Doch damit nicht genug. Unter dem „Innsbrucker Gröstl“ steht allen Ernstes „Herkunft Deutschland“. Einzig die Schnitzelsemmel versucht erst gar nicht, sich als Tirolerin zu verkleiden, sondern bekennt offenherzig: „Herkunft Kroatien“.

Seither sind die Gemüter kaum zu beruhigen. Die grüne Landwirtschaftssprecherin Gabriele Fischer hat das Ragout offenbar probiert, sie schreibt von „schwerer Kost mit bitterem Beigeschmack“. Die FPÖ fürchtet ob all der ausländischen Zutaten gar „einen Imageverlust mit nicht abschätzbaren Folgen.“ Und dann redet sich der Joe Margreiter auch noch um Kopf und Kragen, indem er erst damit argumentiert, dass ausländische Lieferanten halt billiger seien und dann einfach die Karte ein wenig umschreiben will – kulinarische Fakenews könnte man sagen, made by Tirol Werbung.

Aber Kleingedrucktes mögen die Eidgenossen nicht. Und so gilt ab heute im imposanten TirolBerg in St. Moritz: Was draufsteht, ist auch drin. Man versichert, es werde ab sofort nur noch Tiroler Fleisch serviert! Ob stattdessen der Kellner aus Ungarn und die Küchenhilfe aus Deutschland ist, konnten wir nicht eruieren. Aber irgendwo muss man ja sparen.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

6 Postings

kritisch
vor 8 Jahren

Alles sehr peinlich. Es ist halt nicht immer Tirol drin, wo Tirol draufsteht. Es geht halt wieder mal nur um den möglichst hohen Reibach.

Aber es gibt ja bei uns am Stadtmarkt (als Nahversorgerprinzip erfunden) auch einen Italiener, der Waren aus Gesamtitalien verkauft. Schon eigenartig, warum der hier steht, es passt ja auch sein Stand gar nicht zum Rest, der muss sogar mit einem LKW verladen werden. Von kurzen Wegen oder Waren aus der Umgebung ist hier gar nichts zu spüren.....

 
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chire1
vor 8 Jahren

Die 2 Herrn auf den Foto sollen sofort den Hut nehmen bzw kündigen, denn wenn man sowas nicht mehr hinkriegt, dann kann man sich denken wie es hinter der ganzen anderen Sache aussieht.

 
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mischmaschin
vor 8 Jahren

Der Magreiter ist ein beinharter Profiteur - seit der sich mit Tiscover auf Kosten der Tourismusbetriebe, die zwangsverpflichtet wurden auf dieser Plattform aufzutreten, in die Höhe geschossen hat, ist für den die Tirol-Werbung nur noch Mittel zum Selbstzweck. Der hat allen Orten in Tirol und darüber hinaus ihre .at-Domainnamen teuer verkauft, die er sich mit dem oben erwähnten Geld in den Sunrise-Perioden in den 90er-Jahren gesichert hatte.

 
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anton2009
vor 8 Jahren

Zum fremdschämen! Dümmer geht's nimmer! Da drängt sich die Frage auf, ob Josef Magreiter nur seinen Job (in diesem Fall schlecht) tut und nicht hinter der Marke Tirol steht?

 
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    Senf
    vor 8 Jahren

    die frage drängt sich nicht nur bei magreiter auf, sie ist auch an die mitarbeiter der TW zu stellen, denn dort interessiert es vermutlich keinen, woher die ware kommt. man rechnet ja nicht damit, dass jemand kontrolliert. das ist ja auch bei einigen bäuerlichen direktvermarktern und speziell bei den genossenschaften der fall, oder glaubst jemand wirklich, dass sämtliche verkaufsartikel vom lienzer bauernmarkt oder im talmarkt matrei astrein aus osttirol kommen? ich kenne schnapsbrenner, die im herbst sehnsüchtig auf den lastwagen mit obst aus der steiermark warten. ich esse auch manchmal mehlspeisen oder krapfen vom bauernmarkt und frag mich, wo die getreidefelder oder obstplantagen im iseltal geblieben sind. warum heisst es eigentlich nicht: tiroler gröstl mit fleisch aus kroatien, zutaten aus österreich, nach tiroler rezept und tradition qualitätsvoll verarbeitet. dazu ein siegel: qualitätsprodukt aus tiroler hand. damit könnte so mancher sein gewissen entlasten ;-)

    PS: glaubt jemand wirklich, dass man im TirolBerg in st. moritz tiroler kräutertee mit frischem quellwasser aus imst oder nikolsdorf verkauft?

     
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hinter dem vorhang
vor 8 Jahren

Super vorbildwirkung..

 
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