Das Jahr 2017 ist zwar noch ein junges, aber für das kleine Bermuda ein ganz besonderes Jahr. Seit Ende 2014 bekannt wurde, dass Bermuda der Austragungsort des 35. America’s Cup sein würde, scheint das sonst so beschauliche Eiland in einem anderen Tempo zu ticken. Selbst an einer ausgesprochenen Landratte wie mir geht dieses Großereignis nicht spurlos vorüber.
Ich habe mir mein Hintergrundwissen sozusagen aus erster Hand geholt, nämlich von Christian Peer, einem Jungunternehmer aus Bad Ischl, der mit seiner Eventmanagementfirma evcom (ein bissl Schleichwerbung muss sein ;-)) als Drehscheibe zwischen dem Veranstaltungsverein des America’s Cup und den lokalen Veranstaltern fungiert.
Zum geschichtlichen Hintergrund ...
Der America’s Cup ist eine der bekanntesten und ältesten noch heute ausgetragenen Sportveranstaltung der Welt und entstand aus einer Segelregatta, die 1851 um die britische Insel Isle of Wight ausgetragen wurde. Damals hatte England die Amerikaner im Rahmen der in London stattfindenden ersten Weltausstellung zu einer Regatta eingeladen, dem 100 Sovereigns Cup oder in vielen Quellen auch als 100 Guineas Cup bezeichnet. Wie das Rennen nun wirklich geheißen hat, darüber scheiden sich die Geister, tut hier aber auch nichts zur Sache. Ein amerikanischer Yachtclub nahm die Herausforderung mit einem Schoner namens America an und gewann das Rennen, das von da an zu Ehren des Schoners "America’s Cup" heißen sollte.
Der Cup selbst, also die versilberte Kanne, die als Preisgabe für 100 Sovereigns (105 Britische Pfund) angefertigt worden war, wurde namensgebend für die erste Regatta und ist immer noch der vielbegehrte Wanderpokal des America’s Cup. Die Regeln für die Regatta wurden im "Deed of Gift", einer Stiftungsurkunde festgeschrieben und sind mit einigen Abänderungen noch heute gültig.
Der 35. America’s Cup ...
In diesem Jahr darf also Bermuda den 35. America’s Cup ausrichten und konnte sich im Vorfeld gegen Städte wie San Diego und Chicago durchsetzen. Nicht zuletzt wegen seiner günstigen Zeitzone kann Bermuda das Spektakel zu den besten Sendezeiten live in 150 Länder der Welt übertragen. Außerdem steht im Gegensatz zu den großen Städten auch die bermudianische Regierung absolut hinter der Sportveranstaltung. Sie erhofft sich dadurch eine Steigerung des Bekanntheitsgrades der Insel und somit eine Ankurbelung des hiesigen Tourismus.
Der Weg zur begehrten Trophäe ist ein langer und beginnt mit mehreren Rennen in einer World Series rund um die Welt, diesmal waren es neun. Ziel ist, es aus all diesen Rennen, den anschließenden Qualifizierungsrennen und schließlich über das Semifinale bis ins Finale zu schaffen, um dann den Cupverteidiger herauszufordern. Die mitstreitenden Teams stammen heuer aus Japan, Frankreich, Großbritannien, Schweden und Neuseeland und wollen dem Team aus den USA den Wanderpokal abjagen.
Gesegelt wird in der Luis Vuitton America’s Cup World Series mit vorher festgelegten Schiffen, beim America’s Cup dann aber mit von jedem Team eigens konstruierten Booten. Die können mit bis zu 70km/h übers Wasser fliegen. Das technische Know-how in den einzelnen ca. 100 Mann starken Teams gleicht dem eines Formel 1-Stalls.
Segler verdienen beim America’s Cup mehr als das 10-fache als bei den Olympischen Spielen. Die Milliardäre, die hinter den Teams und den High-Tech-Booten stecken, lassen sich das prestigeträchtige Vergnügen ein ordentliches Sümmchen kosten.
Es gibt seit einiger Zeit eine eigene Organisation (America´s Cup Event Authority), die versucht, die ganze Veranstaltung mithilfe von Sponsoren auf kommerziellere Beine zu stellen. Dies würde in Zukunft mehreren Ländern die Teilnahme ermöglichen.
Für Bermuda bedeutet der America’s Cup eine ziemliche Herausforderung, und zwar in vielerlei Hinsicht. So sind bereits vor fast zwei Jahren drei der sechs Teams (100 Teammitglieder) samt ihren Familien auf die Insel gezogen, um hier ihre Basis einzurichten. In den kommenden paar Wochen folgen noch die drei anderen Teams.
Landmasse wurde aufgeschüttet, um für das Veranstaltungsdorf Platz zu schaffen, Verkehrspläne erstellt, um die ja praktisch nur mit drei Hauptstraßen gesegnete Insel nicht ins Verkehrschaos zu stürzen. Ich kenne einige Leute, die ihre Wohnungen für die Zeit des Cups im Mai und Juni vermieten wollen, in der Hoffnung kurzfristig schwindelerregende Mietpreise abkassieren zu können.
Welche Auswirkungen positiver oder negativer Natur die Sportveranstaltung letztlich auf die kleine Insel haben wird, wird sich wohl erst später zeigen, vorerst sind einmal alle gespannt, wie das alles ablaufen wird. Österreich ist außer durch den Eventmanager und seinen Kollegen noch durch ein Jugendsegelteam vertreten, das im Juni beim (2013 in San Francisco ins Leben gerufenen) Red Bull Youth America’s Cup als Debutantenteam mit 11 anderen Teams antreten wird.
Erfinder dieser Veranstaltung sind keine Geringeren, als die beiden österreichischen Topsegler Roman Hagara und Hans Peter Steinacher, die selbst mir noch von olympischen Spielen aus früheren Jahren ein Begriff sind. Diese Jugendregatta gilt als Karrieresprungbrett für die jungen Segler.
Noch ist es relativ ruhig, ab und zu lernt man Leute kennen, die zu dem Veranstaltungstross gehören, ab und zu sieht man eines der Boote übers Wasser flitzen. Aber alle Inselbewohner stehen schon irgendwie in den Startlöchern und warten mit Spannung auf das größte Sportereignis, das Bermuda je ausgerichtet hat und im Mai und Juni über die Bühne, oder viel mehr - übers Wasser gehen wird.
Petra Heinz-Prugger stammt aus Osttirol und lebt seit 14 Jahren auf Bermuda. Ab und zu lässt sie uns über den großen Teich blicken und schildert für dolomitenstadt.at das Leben auf den britischen Atlantikinseln.
Bermuda fiebert dem America’s Cup entgegen
Petra Heinz-Prugger aus Lienz lebt auf der Inselgruppe und freut sich auf ein Sporthighlight.
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