Vor 100 Jahren starb der Sänger und Bildhauer Jakob Gliber
Der Lienzer Sängerbund umrahmt die Gedenkmesse für den Künstler am 12. Februar in Ainet.
Er muss ein besonderer Mann gewesen sein, der bärtige Bildhauer und Musiker aus Ainet, dessen Todestag sich am 1. Februar zum hundertsten Mal jährte. Jakob Gliber war ein Ausnahmekönner, ein Kreativer mit vielen Talenten, die er auch entfaltete – und das in kargen Zeiten. Gliber wurde am 15. September 1825 als neuntes von 15 Kindern des Johann Gliber und seiner Frau Helena, geb. Jester, geboren.
Nach arbeits- und entbehrungsreichen Kinder- und Jugendjahren und zehn Jahren als sogenannter „Notlehrer“ in Alkus studierte Jakob in München. Den ersten Weg in die Bayernmetropole ging er zu Fuß, sechs Tage lang!
Das Talent des jungen Künstlers fiel einem anderen, damals schon etablierten Osttiroler Künstler auf, dem in Prägraten geborenen Bildhauer Josef Gasser. Er holte Gliber nach Wien, wo er am figuralen Schmuck von Votivkirche, Naturhistorischem Museum und der Staatsoper mitarbeitete und sich so einen Namen machte. In zwei Arbeitsperioden in Admont schuf Jakob Gliber für die dortige Stiftskirche unter anderem die Statue des Hl. Blasius, die Passionsgruppe für den Kreuzaltar und die Kreuzwegstationen. Die Gipsmodelle dieser Skulpturen kann man in der Aineter Pfarrkirche bewundern.
Gliber war aber nicht nur ein anerkannter Bildhauer, sondern auch ein profunder Musiker und Sänger. In Wien sang er beim Schubertbund und im Wiener Sängerbund. 1892 kehrte er nach Osttirol zurück und wurde ein eifriges und umjubeltes Mitglied des Lienzer Sängerbundes. Gliber lebte und arbeitete 21 Jahre lang in Leisach, bevor er 1914 – als fast Neunzigjähriger – wieder in sein Elternhaus übersiedelte, zum „Kircher“ nach Ainet, wo er seine letzten drei Lebensjahre verbrachte. Dort erhielt er am 4. Mai 1914 für seine Verdienste auch die Ehrenmitgliedschaft des Sängerbundes.
Ein Foto davon findet sich in Meinrad Pizzininis „Buch der Stadt Lienz“. „Im kleinen rückwärtigen Saale beim Schneeberger (Anm.: heute Gasthof „Sattler“) fand sich kurz darauf die ganze Gesellschaft mit ihrem jüngsten Ehrenmitgliede zusammen, um noch einige Stunden vergnügt durch Sang und Becherklang im fröhlichen Vereine zu verbringen“, berichtete die Lienzer Zeitung am 5. Mai 1914 darüber.
Nach den beiden verheerenden Bränden in Ainet, 1899 und 1903, sammelte Jakob Gliber auf seinen zahlreichen Sängerfahrten unermüdlich für den Wiederaufbau des Dorfes und die „Wiederbelebung des Volks- und Chorgesanges“, wie es in den zeitgenössischen Zeitungen hieß. Der Künstler starb vor hundert Jahren, am 1. Februar 1917 in seinem Elternhaus in Ainet.
Weil der Lienzer Sängerbund mitten in den Wirren des Ersten Weltkrieges beim Begräbnis am 3. Februar 1917 seinem Ehrenmitglied nicht das letzte Geleit geben konnte, holten die Sänger das nach dem Krieg nach. In der Chronik des Sängerbundes zum Jahr 1920 liest man: „ Am 5. September begab sich der Sängerbund nach Ainet, um einer alten Ehrenpflicht Genüge zu leisten und unserem Sangesbruder und Ehrenmitgliede Jakob Gliber, der während des Krieges dort starb und begraben wurde, ein Grablied zu singen. Da unser Sangesbruder hochw. Waldner Jos. gerade auf Ferien hier weilte, las er eine Messe, wobei wir die ‚Deutsche Messe‘ sangen. Nachher begaben wir uns zum Grabe Glibers und legten einen schönen Kranz darauf. Vorstand Flögel hielt ihm einen kurzen Nachruf und der Sängerbund sang ihm ein Grablied.“
So schließt sich ein Kreis, wenn der Lienzer Sängerbund seinem Ehrenmitglied nach hundert Jahren am Sonntag, 12. Februar um 8.30 Uhr in der Pfarrkirche Ainet wieder eine Messe singt und damit einen klingenden Auftakt setzt zu einem Jahr, in dem die Gemeinde Ainet ihres großen Sohnes noch öfter gedenken will.
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