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Es fällt mir leicht, mich woanders daheim zu fühlen

Lukas Kofler aus Sillian ist 22 Jahre alt und studiert Jazz-Gitarre in Wien.

Lukas Kofler studiert Jazz Gitarre am VMI. Wir haben uns in Wien auf ein sonntägliches Studentenbier getroffen, wo er mir von seinem Studium erzählte.

Was studierst du?
Jazz-Gitarre am VMI (Vienna Music Institute)

Wie lang dauert dein Studium?
In der Regel acht Semester, je nach dem, welchen Abschluss man anstrebt, können es auch zehn Semester sein.

Was gefällt dir an deinem Studium besonders?
Vor allem das Umfeld. Wir sind keine große Uni, der Unterricht passiert auf Augenhöhe, und Lehrer und Schüler teilen ihre Leidenschaft für Musik gleichermaßen. Sie begegnen sich nicht nur im Unterricht, sondern auch in Ensembles, auf Sessions oder bei dem ein oder anderen Bier in Jazzclubs und auf Konzerten. Das macht alles sehr individuell und man kann seine eigenen Interessen sehr genau verfolgen.

Gab es für dein Studium ein Aufnahmeverfahren?
Ja, es gibt eine Aufnahmeprüfung, bei der nach Musiktheorie- und Gehörtests einige Stücke aus verschiedenen Genres vorgespielt werden müssen.

Wieso hast du dich für Wien entschieden?
Für mich war schon sehr früh klar, dass ich nach Wien will. Als Musiker kann man es sich oft nicht leisten, wählerisch zu sein und seinen Interessen zu folgen, wenn diese nicht in der volkstümlichen oder klassischen Musik liegen. Da muss man bereit sein, dorthin zu gehen, wo es das größte Kunst- und Kulturangebot gibt. In Österreich ist das nunmal Wien. Außerdem habe ich hier einen sehr großen Freundeskreis, der mir die Entscheidung leicht gemacht hat.

Lukas Kofler, gezeichnet von Linda Steiner.

Wie war der Abschied von Osttirol und der Schritt in ein neues, selbständiges Leben für dich?
Ich bin ja auch vorher nicht in Osttirol zur Schule gegangen, sondern habe die HTL in Villach besucht. Das hat mich schon ein bisschen an die Eigenverantwortung und "Abnabelung", aber auch die größere persönliche Freiheit gewöhnt. Natürlich mag ich Osttirol, aber ich tu mir auch nicht schwer, mich woanders daheim zu fühlen.

Hast du schnell Anschluss in der Großstadt gefunden?
Ich hatte immer einen starken Bezug zu Wien und war auch vorher oft zu Besuch bei Freunden. Das hat mir das Ganze erleichtert. Wenn man vom Land kommt, wirkt Wien ja wie eine riesige Stadt, in der man sich leicht verliert, aber wenn man nach den ersten Monaten seine Umgebung, Anlaufstellen, Lokale usw. kennt, merkt man, dass es eigentlich gar nicht so groß ist und trotzdem einen sehr familiären Charakter haben kann.

Hast du schon Vorstellungen, wie dein beruflicher Weg nach deinem Studium aussehen wird?
Ich habe irgendwann die Entscheidung getroffen, zumindest zu versuchen, mich beruflich in der Musik zu verwirklichen. Wie genau mein Berufsweg dann aussieht, kann ich nicht genau sagen. Von eigenen musikalischen Projekten, angestelltem Musiker, Produzent oder Komponist bis hin zu Musiklehrer, Audiotechniker, Instrumentenbauer usw. stehen mir viele Wege offen. Mein Ziel ist es, die Gelegenheiten, die sich bieten und richtig anfühlen auch zu ergreifen und mit aller Kraft daran zu arbeiten. Ich habe durch meine HTL-Vorbildung ja auch die Pläne B-Z.

Hast du noch einen starken Bezug zu Osttirol?
Ich kann mich nirgendwo besser erholen als zu Hause in Sillian und fahre zu den Feiertagen auch immer wieder heim, wenn es mit meiner Teilzeitarbeit im IT-Bereich vereinbar ist. Vor allem habe ich natürlich einen starken Bezug zu meiner Familie, aber auch zu unserer Natur. Eine Ski- oder Wandertour steht auch fast immer am Programm, wenn ich in Sillian bin.

Kannst du dir vorstellen, wieder nach Osttirol zurückzukommen?
Ich fühle mich in Wien wohl und kann mir keinen besseren Ort vorstellen, wo ich meine Jugend verbringen könnte. Ich komme hier auf meine Kosten, was Musik, Gemeinschaft, Spaß und Perspektive angeht. Mir würden viele schöne Dinge entgehen, wenn ich jetzt in Osttirol wohnen würde. Wenn es sich aber mit meinem späteren Beruf und meiner Einstellung vereinbaren lässt, kann ich mir das natürlich schon vorstellen. Allerdings fällt es mir wie gesagt leicht, mich überall daheim zu fühlen, und die Welt ist ja sehr groß. Wer weiß, wohin es mich da noch verschlägt :)

Hier sind noch einige von Luks musikalischen Projekten:


The Kill Candys:

https://soundcloud.com/thekillcandys/sets/mut-zur-phantasi-ep

Luk:

Les Pommes Frites:


In der Serie „Heimweh?“ porträtieren wir junge Menschen aus Osttirol, die außerhalb des Bezirkes studieren oder eine andere Ausbildung absolvieren. Du studierst oder machst eine andere Ausbildung außerhalb Osttirols? Wir porträtieren dich! Schicke uns ein paar Zeilen über dich an redaktion@dolomitenstadt.at und eine(r) unserer jungen Redakteure bzw. Redakteurinnen wird sich melden.

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