Lisa Hutter aus Nikolsdorf studiert Lehramt Geschichte und Religion in Innsbruck. Zusätzlich dazu absolvierte sie das Psychotherapeutische Propädeutikum und hat einen Bachelorabschluss in Erziehungswissenschaft.
Lehramt hat sie immer schon fasziniert. Ursprünglich wollte sie Geschichte und Englisch auf Lehramt studieren. Nach einem Jahr wechselte sie dann aber von Englisch zu Religion. Parallel zum Lehramtsstudium begann sie mit Erziehungswissenschaft, den Bachelorabschluss schaffte sie im Frühjahr 2016.
Im November dieses Jahres schloss sie zudem den zweijährigen Universitätslehrgang „Psychotherapeutisches Propädeutikum“ ab. „Das hilft mir beispielsweise, ein verhaltensauffälliges Kind besser zu verstehen und vereinfacht in der Folge auch den Umgang mit ihm“, erzählt sie mir. Ganz allgemein hat sie diese Ausbildung mit unterschiedlichen Persönlichkeitstheorien und anderen verhaltenstherapeutischen Inhalten vertraut gemacht. „Im Lehramtsstudium an sich haben wir nichts, was uns im Umgang mit Kindern, im Speziellen mit Problemkindern, irgendwie weiterhelfen könnte, deshalb ist dieser Lehrgang ein interessanter und zugleich sinnvoller Zusatz, vor allem für mich als angehende Lehrerin.“
Wenn alles nach Plan läuft, dann ist ihr Abschluss nach dem Sommersemester in trockenen Tüchern. Unterrichten kann sie dann aufgrund des neuen Lehrerdienstrechts neben der Oberstufe auch in der Unterstufe. „Prinzipiell möchte ich aber lieber mit älteren Jugendlichen zusammenarbeiten, aus diesem Grund habe ich mich auch vor Jahren für die Universität und gegen eine Fachhochschule entschieden.“
Sollte die 26-jährige des Unterrichtens irgendwann überdrüssig werden, möchte sie in der Drogenberatung arbeiten, wozu sie ihr Abschluss im Propädeutikum befähigt. Als Plan C bliebe ihr dann noch die Möglichkeit einer Beschäftigung im Tourismussektor, hat Lisa doch an der HLW in Lienz maturiert. Ihre Zukunft scheint also gesichert.
Die angehende Lehrerin wohnt seit Anbeginn ihres akademischen Werdegangs in einem Studentenheim. Ihren Start in der Landeshauptstadt beschreibt sie zunächst als etwas zurückhaltend. „Am Anfang wollte ich nur studieren, war eher ruhig und viel in meinem Zimmer“, blickt sie zurück. Das änderte sich dann aber relativ schnell fremdinitiativ. Ihre Mitbewohnerinnen zerrten sie am Beginn sprichwörtlich mit auf Partys, zu Freizeitaktivitäten oder zum Kaffee trinken. Sehr rasch verlor sie dann ihre ursprünglichen Hemmungen. Endlich war sie angekommen im Studentenleben.
„Im ersten Jahr fuhr ich so ziemlich jedes Wochenende heim,“ schildert sie rückblickend. Der Abstand zwischen zwei „Heimatkurzurlauben“ wurde dann, unter anderem auch studienbedingt, immer länger. Aus einer Woche wurden zwei Wochen, dann ein Monat und mehr. Mittlerweile fährt die 26-jährige nur mehr selten heim. Gerade in der Prüfungszeit meidet sie die Heimat. „Wenn ich in Osttirol bin, lerne ich fast nie, da es ständig Ablenkungspotenzial in Form von Familie, alten Freunden und auch Vereinen gibt. Das ist in Innsbruck besser.“ Das erste Unterrichtsjahr kann sie sich überall in Österreich vorstellen. Das ist gut, schließlich liegt es im Ermessen des Landesschulrats, wohin sie versetzt wird. Dann sehnt sie sich aber eine Rückkehr nach Osttirol herbei.
„Ich bin eigentlich genau das, was man sich unter einer 'Heimkuh' vorstellt“, meint Lisa lachend. Sie hat Sehnsucht nach der wunderschön kleinen und doch zugleich weiten heimischen Landschaft und nach ihrer Familie. „Es sagen immer alle, Osttirol ist so eng und eingekesselt, aber gerade das ist anziehend für mich. Selbst wenn es nichts wird mit Osttirol und es mich nach Nordtirol verschlagen sollte, möchte ich irgendwo außerhalb der Stadt wohnen.“
Wenn man ihr so zuhört, bekommt der Begriff Landliebe eine ganz neue Bedeutung. Für Lisa hat die Stadt Wohlfühlqualität, ihr Herz hat sie aber in Osttirol gelassen.
In der Serie „Heimweh?“ porträtieren wir junge Menschen aus Osttirol, die außerhalb des Bezirkes studieren oder eine andere Ausbildung absolvieren. Du studierst oder machst eine andere Ausbildung außerhalb Osttirols? Wir porträtieren dich! Schicke uns ein paar Zeilen über dich an redaktion@dolomitenstadt.at und eine(r) unserer jungen Redakteure bzw. Redakteurinnen wird sich melden.
Ein Posting
Klingt alles sehr kompetent und symphatisch. Ich wünsche Lisa alles Gute für die Zukunft.
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