Vollversammlungen des Osttiroler Tourismusverbandes haben eine Dramaturgie, die „alten Hasen“ alljährlich ein Déjà-vu beschert. Die Bühne gehört an diesem Abend Franz Theurl, der wie einst Don Quijote unermüdlich gegen Windmühlen kämpft, sprich gegen Zurufe aus allen möglichen Ecken des Bezirkes und der eher kleinteiligen Osttiroler Tourismuswirtschaft, mehr oder weniger konstruktiv, mehr oder weniger wichtig, immer mit Enthusiasmus vorgetragen. Theurl verkündet auch alljährlich die dogmatischen Säulen der Osttirol-Positionierung als "zweiter Landesteil" oder gar als "zehntes Bundesland", das schon aus diesem Grund nicht mit "Tirol" in einen Markentopf geworfen werden dürfe.
Werner Frömel assistiert alljährlich, so gut es geht, als treuer Sancho Panza bei der Vermittlung der gar nicht so schlechten Budgetzahlen. Die "üblichen Verdächtigen" melden sich mit ihren Lieblingsthemen zu Wort: Pepi Kreuzer kämpft mit Herzblut für den Hochstein, das Team Osttirol will ernst genommen werden, Trixi Unterweger sieht die Messinggassler als aussterbende Rasse und Gernot Madritsch den 360-Grad-Rundwanderweg als Weltwunder, das von Theurl nicht verstanden wird. Am Ende gibt es dann eine erstaunlich große Einigkeit bei der Genehmigung des Jahresbudgets und der Entlastung des Vorstandes, ganz zum Schluss folgt schließlich eine Weißwurst mit Kremser Senf und beim Kauen ist man sich einig: „Es müsste sich was ändern, aber ändern wird sich nichts.“
Auch am 13. Dezember im Lienzer Stadtsaal galt: “ The same procedure as every year.” Ein paar Themen waren aber zumindest gut aufgewärmt und bei genauerem Hinhören gab es auch spannende Zwischentöne.
Osttirol Werbung – geht oder bleibt Eva Haselsteiner?
Die Foren von dolomitenstadt.at sind gute Seismographen. Was bei uns schon zu lesen war, schallte im Lienzer Stadtsaal mit Lautstärke aus mehreren Ecken: Die vom Land geforderte und mittlerweile weitgehend vollzogene Auflösung der Osttirol Werbung kommt bei den kleineren Angebotsgruppen und Privatzimmervermietern nicht gut an. Sie fürchten, dass die bisherige Geschäftsführerin Eva Haselsteiner, die künftig „nur noch“ Marketingleiterin im TVBO wäre, beim Geld verteilen nicht frei schalten und walten kann und brechen eine Lanze für die Steirerin, die offenbar vor allem mit „den Kleinen“ gut kann.
Haselsteiner selbst schweigt – wie bei allen bisherigen Vollversammlungen – beharrlich und saß auch heuer nicht am Podium. Das Klima zwischen ihr und Franz Theurl gilt als unterkühlt, ein neuer Dienstvertrag war bis zum Abend der Vollversammlung nicht unterschrieben, obwohl laut Theurl „schon vier Varianten vorgelegt wurden“. Es spießt sich, wie man hinter den Kulissen hört, bei Fragen der Entscheidungsbefugnis und Kündigungsklausel.
Flugplatz – der ganz normale Wahnsinn
Befeuert vom Köll-Zentralorgan „Kleine Zeitung“ nahm die Flugplatzdiskussion kurz vor der Vollversammlung bewusst Fahrt auf. Der kleine Lienzer Sportfliegerplatz steht mit dem Rücken zur Wand, seit der TVBO die Zügel aus der Hand und im Prinzip an den Planungsverband Lienzer Talboden übergeben hat. Dort sitzen einige "Visionäre" inklusive „kerosintrunkenen Vertragsbediensteten“, wie ein Diskussionteilnehmer pointiert formulierte, die nicht einfach die Piste herrichten und den kleinen Platz ein wenig aufpeppen möchten, sondern von einem neuen, größeren Flugplatz auf einem anderen Gelände träumen. Ein Mega-Millionenprojekt, das viele in der lokalen Fliegerszene als betriebswirtschaftlichen Größenwahn bewerten. Deshalb herrscht in Nikolsdorf Untergangsstimmung. Jetzt geht auch noch der Geschäftsführer Wolfgang Steiner. Der Platz steht – fast – vor dem Aus. Wahrscheinlich wird aber, wie so oft in den vergangenen Jahrzehnten, „in letzter Sekunde“ eine Lösung gefunden und weitergewurschtelt.
Lienzer Bergbahnen – die große Unbekannte
Pepi Kreuzer ist immer noch ein großer Entertainer, der für eine Sache brennt: den Hochstein. Er legte heuer allerdings im Stadtsaal den Finger auch in eine andere Wunde des TVBO: das Zettersfeld und generell die Verluste der Lienzer Bergbahnen, an denen der TVBO zu 51 Prozent beteiligt ist. Zweiter Großaktionär ist die Stadt Lienz. Da die Bergbahn Verluste schreibt, eingefahren im Winter auf dem Hochstein, musste der TVBO in der Jahresbilanz 2015 seine Anteile um rund 800.000 Euro wertberichtigen, was auch im Vermerk des Steuerprüfers erwähnt wird. Damoklesschwert über der Seilbahn-Gesellschaft: Spätestens 2025 braucht sie neue Gondeln auf das Zettersfeld. Wer die zahlen soll, weiß heute noch niemand.
Railjet statt Alemagna – Theurl setzt auf „Öffis“
Zu unrecht geprügelt wurde Franz Theurl zumindest nach eigenen Angaben von all jenen, die in ihm einen Alemagna-Befürworter vermuten. Er sei das genaue Gegenteil, unterstrich der TVBO-Obmann im Stadtsaal, nachdem er direkt darauf angesprochen worden war. Theurl betonte die Rolle des TVBO bei der Entwicklung des öffentlichen Busnetzes gemeinsam mit dem VVT und der Stadt Lienz, gab zu bedenken, dass man mit einem Gästeticket demnächst in ganz Osttirol kostenlose Öffis bis in die Täler benutzen könne und sprach von Verhandlungen mit Railtours, dem Reisebüro der Bahn: „Nach dem Vorbild von Zell am See sind wir schon sehr weit in diesen Verhandlungen. Sogar Charterzüge sind im Gespräch.“ Das Mobilitätszentrum am Lienzer Bahnhof und das ausgebaute RegioNet böten enorme Chancen für komfortable Urlaubserlebnisse ohne Auto.
Last, but noch least – das Geld
Hier tat sich auch heuer nichts wirklich Neues. Wie schon in den vergangenen Jahren arbeitet der TVBO Schritt für Schritt am Abtragen von Altlasten. Nach der Fusionierung notierte man ein Minus von mehr als 13 Millionen Euro, das zwischenzeitlich auf rund acht Millionen Euro geschrumpft ist. Ein Schuldenabbau von grob einer Million Euro pro Jahr schränkt nicht nur den generellen Handlungsspielraum ein, sondern hält auch jenen Ausgabenposten niedrig, der für die eigentliche Kernaufgabe des TVBO vorgesehen ist: das Marketingbudget. Es macht nur knapp ein Viertel des Gesamtbudgets aus, in Summe etwas mehr als zwei Millionen Euro.
Gehälter, aber auch Infrastruktur-Cofinanzierungen wie die Obertilliacher Bergbahn, das neue Tourismushaus, in den nächsten Jahren Schloss Heinfels und viele, viele Kleinprojekte fressen den Löwenanteil. Verglichen mit der Situation vor der Fusion entwickeln sich die Zahlen aber in Summe passabel. Hauptzahler mit einem Gesamtanteil von fast 50 Prozent ist die Wirtschaft im Lienzer Talboden.
Eine Aufschlüsselung der TVB-Einnahmen und weitere Zahlen bringen wir in gesonderten Berichten.
6 Postings
Frau Haselsteiner ist die einzige die für die Vermieter produktiv arbeitet. Es ist ja immer so, sobald jemand erfolgreich ist - muss der oder in diesem Fall Frau Haselsteiner "weg". Besser ist wenn man die Arbeit von Frau Nußbaumer genauer durchleuchtet, aber sie kann es mit Theurl und natürlich mit dessen Knecht Frömel. Manchmal kommt man mit Arschkriechen eben weiter wie mit ehrlicher Arbeit. Es könnte ja jemand besser sein wie sie. Und es ist eben klar: Frau Haselsteiner ist um Längen besser!!! Theurl ist ein "Vielredner", er redet viel und davon ist viel nicht ehrlich gemeint. Die kleinen Vermieter interessieren ihn gar nicht. Traurig aber wahr. Nächstes Jahr sind Neuwahlen - hoffentlich ändert sich dann etwas an dieser "MAFIA"!!
Dein Pseudonym "Nudelsuppe" kommt wohl nicht von irgendwo her! Deine Manieren sind wohl auf der Nudelsuppe daher geschwommen. Finde es unmöglich, dass du dir einfach erlaubst, solche Wertigkeiten vorzunehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du beurteilen kannst, wer welche gute oder nicht so gute Arbeit leistet und wer wie qualifiziert ist. Bei der Frage um die Funktion von Frau Haselsteiner geht es nicht darum, wie oder was mit Frau Nussbaumer ist. Meines Wissens arbeiten die beiden sehr gut zusammen.
nach dem willen des LH war die OW als marketingabteilung in den TVB einzugliedern. gut so! es geht nun darum, die aufgaben und das erforderliche budget klar zu definieren. frau nussbaumer obliegt die gesamte geschäftsführung des TVB, sie ist im wechselspiel an die vorgaben des vorstandes gebunden. der spielraum für eigende entscheidungen ist allerdings gering, die herausforderung liegt eher darin, neben dem alltagsgeschäft schlüssige strategien, produktentwicklung und projekte zu forcieren. daraus ergeben sich mittel- und langfristige ziele für den TVB. frau haselsteiner wird die marketingabteilung als teilbereich des TVB übernehmen. gute arbeit wird sie erst dann leisten können, wenn sie genügend spielraum hat und mit den erforderlichen kompetenzen und geldmittel ausgestattet wird. längst fällig ist die definierung der destination OSTTIROL unter der schirmherrschaft der weltweit bekannten dachmarke TIROL, wie vom LH platter und dem tiroler tourismusguru margreiter längst gefordert. haselsteiner muss alleinstehungsmerkmale herausschälen, sie muss zielmärkte definieren und sie muss diese entsprechend bewerben. gute marketingstrategie, und kooperationen sind angebracht. wenn man den ernst und die stimmung des tvb-vorstandes kennt, dann wird sich da in nächster zeit leider wohl kaum etwas ändern, weil jeder glaubt, er ist der beste. frau haselsteiner muss sich daher erst aus dem würgegriff befreien, um überhaupt gute resultate vorlegen zu können. es bleibt zu hoffen, dass es ehestbald gelingt, für beide teile einen respektablen arbeitsvertrag auszuverhandeln. höchst an der zeit! frau nussbaumer würde ich empfehlen, sich bei ihrem servicepersonal in den regionsbüros und in den tourismusbetrieben und anbietern vor ort öfter blicken zu lassen. die präsenz beider damen auf messen und präsentationen kostet nur zeit und viel geld. dafür gibt’s gute mitarbeier und gotts-oberste!
"Und jährlich grüßt das Murmeltier" ... besser hätte man es nicht ausdrücken können! Und bei der Personalpolitik ist es auch immer das gleiche .... gute/beste Leute lässt man gehen oder besser gesagt "werden gegangen" ...
Da wurde nach langer Zeit endlich die OW eingegliedert, um Kosten zu sparen und wegen mehr Transparenz, und nun passt's Einigen halt wieder nicht.
Merkwürdig auch, dass gerade bei dieser GV dann Frau Haselsteiner so in den Vordergrund gerückt wurde oder sich "rücken ließ"?
Der TVBO hat sich die Probleme insoferne selber eingehandelt, als man zu einem Zeitpunkt wo schon absehbar war, dass die OW kein eigener Betrieb bleiben würde, einen GF bestellt hat.
Einer Zusammenlegung von TVB und OW spricht grundsätzlich nichts entgegen. Ob dadurch die Transparenz klarer wird ist allerdings kritisch in Frage zu stellen. Die Geldverteilung für Marketingmittel wird nun nämlich zur "Chefsache" und obliegt nicht mehr der ehemaligen GF der OW, bzw. der werdenden Marketingleiterin. Es ist bedauerlich, dass eine erfolgreiche und äußerst kompetente Geschäftsführerin auf Grund einer Fusionierung sang und klanglos in die Schranken gewiesen wird, ohne dass es Osttirol merkt, aber vermutlich noch merken wird.
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