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Sepp Schett sieht den Nationalpark Hohe Tauern als Erfolgsprojekt, das aber immer wieder diskreditiert wurde und wird. Foto: Brunner Images

Sepp Schett sieht den Nationalpark Hohe Tauern als Erfolgsprojekt, das aber immer wieder diskreditiert wurde und wird. Foto: Brunner Images

Über Geist und Ungeist in der Nationalpark-Region

Kritische Landtagsrede von Sepp Schett zum Jubiläum des Nationalparks Hohe Tauern. 

Wenn wir heute den 25. Geburtstag des Nationalparks Hohe Tauern feiern, feiern wir auch die Umsetzung einer großen und einer sehr alten Idee. Die ersten Bestrebungen, den Hochalpenraum rund um Österreichs höchsten Berg unter besonderen Schutz zu stellen, reicht bis in die Zeit um 1910 zurück. Von diesen ersten Bestrebungen bis zur Umsetzung hat es dann noch sehr lange gedauert. Nach dem Europäischen Naturschutzjahr 1970 haben die Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol am 21. Oktober 1971 die Heiligenbluter Vereinbarung zur Errichtung eines Nationalparks beschlossen. Kärnten hat dann zehn Jahre später im Jahre 1981, Salzburg 1983 Teilgebiete zum Nationalpark erklärt. Erst 1991 kam dann auch der Osttiroler Teil zum Nationalpark Hohe Tauern dazu. 2003 wurde der Nationalpark Hohe Tauern auch zum UNESCO-Welterbe eingereicht. Dieser Antrag wurde dann aber von der österreichischen Regierung – nach Interventionen – wieder zurückgenommen. Der Nationalpark Hohe Tauern ist im Großen und Ganzen eine Erfolgsgeschichte. Er ist aber auch ein Musterbeispiel für unehrlich geführte politische Diskussionen und politische Kuhhändel. Ein Beispiel von vielen dazu ist das pompöse und erst vor Kurzem wieder in die Schlagzeilen geratene Tauernstadion in Matrei: Dieses Matreier Kolosseum, das heute ein Rießenklotz am Bein der Gemeinde Matrei ist, wurde großzügig aus Töpfen mitfinanziert, die für die Entwicklung des Nationalparks gedacht gewesen wären. Diese Gigantomanie eines damals regionalpolitischen Schwergewichtes
  • brachte nichts für die wirtschaftliche Entwicklung der NP-Region,
  • brachte nichts für die touristische Entwicklung – keine einzige Nächtigung konnte damit erzielt werden,
  • ja nicht einmal ein einziger namhafter Fußballklub setzte wegen diesem Riesending seine Füße nach Matrei, obwohl das als eines der Argumente der Befürworter für dieses Projekt war.
Dieses Stadion hat einfach nur viel Geld gekostet und vielleicht einige persönliche Eitelkeiten befriedigt. Alles das konnte aber nur passieren, weil die damals absolut regierende ÖVP diesen völlig unangebrachten Größenwahn unterstützt und gedeckt hat. Der NP Hohe Tauern musste im Laufe seines Bestehens auch immer als Sündenbock dafür herhalten, wenn unterschiedlichste Erwartungshaltungen nicht erfüllt wurden. Er wurde von politischen Protagonisten so lange krank geredet, dass die Chancen, die ein Nationalpark bringen könnte, bis heute nicht in dem möglichen Umfang genutzt wurden. Denken wir dabei aber auch an das geplante Großkraftwerk Dorfertal: Diese Diskussion pro und kontra hat damals die ganze Nation bewegt, hochkarätige Politiker nach Osttirol gebracht und damit zugegebener Maßen einen Beitrag für die Bekanntheit des NP geleistet. Der Nationalpark hätte mit einer ehrlich geführten Diskussion darüber gestärkt daraus hervorgehen können. Aber leider war das Gegenteil der Fall und die Nationalpark-Idee wurde bei vielen Betroffenen in der Region auf lange Zeit – und teilweise bis heute – dadurch schwer beschädigt. Was damals angerichtet wurde, war als Nachbeben auch noch vor kurzem bei der Diskussion um Natura 2000 zu spüren: Da kamen wieder die gleichen Brandstifter von damals mit den ewig gleichen, vorgestrigen Parolen und haben wieder versucht, den Nationalpark und die internationale Auszeichnung Natura 2000 schlecht zu reden und damit wieder bewirkt, das das große Potenzial, das ein Nationalpark für die touristische Positionierung und damit die wirtschaftlichen Möglichkeiten für Handwerk und Landwirtschaft hat, bis heute nicht in dem möglichen Ausmaß genutzt werden können. Die Ausweisung einer Region als Nationalpark oder als Natura 2000 Gebiet ist ein Qualitäts- und Gütesiegel, das vor allem für die touristische Positionierung einer Region eine Riesenchance sein kann. Sensibler Naturtourismus bringt direkte, hochwertige Arbeitsplätze, stärkt Gewerbe, Handwerk und Landwirtschaft und schafft Selbstbewusstsein in einer Region. Die dort lebende Bevölkerung muss aber das Gefühl haben, dass auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird und sie nicht nur durch überbordende Bürokratie die Unterschutzstellung ihrer Heimat in erster Linie als Einschränkung in ihrem Leben und in ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten erleben. Ich darf dabei auch auf die vor einiger Zeit hier sehr emotional geführte Diskussion über die Erlaubnis der Übungsflüge für die Bergretter erinnern. Mit ein bisschen Hausverstand betrachtet, wäre dieser Wirbel vermeidbar gewesen und die Freiwilligen der Bergrettung hätten nicht das Gefühl haben müssen, sich um Selbstverständlichkeiten unter Aufbietung aller Kräfte gegen eine überbordende Verwaltung und eine theoretisierende Politik kämpfen zu müssen. Es braucht Naturschutz mit Augenmaß und Förderungen für viele kleine Dinge, die eine kleinräumige, kleinstrukturierte Region für ihre Weiterentwicklung braucht. Und da – liebe stellvertretende Landeshauptfrau Felipe – ist die jetzt geplante Eingliederung des Naturschutzfonds in den Landeshaushalt ein Bärendienst für eine vitale Weiterentwicklung der peripheren Regionen. Mit dieser Maßnahme wird dem Budget des Naturschutzfonds mit einem Schlag mehr als die Hälfte der Mittel entzogen, nämlich die dann nicht mehr lukrierbaren Bundesmittel. Und das sind ca. 600.000 Euro. Damit können in Zukunft Projekte wie Bergmahd- und Lärchenwiesenpflege, oder die Erhaltung der oft Landschaftsprägenden Schindeldächer und verschiedener Holzzaunformen und vieles andere, nicht mehr unterstützt werden. Diese Budgetmittel und somit die unbedingt notwendige Kleinprojektunterstützung wird von ihnen leichtfertig auf dem Altar alter und noch immer nicht eingelöster Wahlversprechen für Ihr Klientel in den urbanen Regionen zu Lasten des peripheren Lebensraumes geopfert. Dafür haben die Menschen in den entlegenen und schon dadurch in vielen Lebensbereichen benachteiligten Regionen kein Verständnis und das ruft bei Ihren – man muss wohl sagen ehemaligen – Verbündeten, den NGOs, Entsetzen und Widerstand hervor. Wenn der Nationalpark Hohe Tauen oder auch andere Schutzgebiete in den Köpfen und Herzen der Bewohner dieser einzigartigen Regionen ankommen sollen und auch für künftige Generationen das werden soll, was er sein könnte, haben wir noch viel zu tun. Abschließend muss ich noch festhalten, dass Anton Draxl – ohne den es diesen NP, wie wir ihn heute kennen, nicht geben würde und der zu recht als Vater des Nationalparks gilt – zu dieser Festveranstaltung erst nach Diskussionen und dann ganz kurzfristig am Montag per Mail eingeladen wurde. Anton Draxl ist kein Angepasster und vielleicht auch kein einfacher Mensch. Aber diese Beleidigtheit einem Mann gegenüber, der so viel für den Nationalpark und damit für Tirol und Österreich getan hat, lässt befürchten, das wir von dem Geist, den es für die gute und gedeihliche Weiterentwicklung dieser großartigen Idee brauchen würde, noch weit entfernt sind. Josef Schett Abgeordneter zum Tiroler Landtag der Liste Impuls-Tirol, Landwirt und Unternehmer

8 Postings

anton2009
vor 8 Jahren

Anton Draxl wurde für seine Tätigkeit ausgesprochen gut bezahlt!

 
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Zuckerhut
vor 8 Jahren

"Sensibler Naturtourismus bringt direkte, hochwertige Arbeitsplätze..."; es kann doch nicht sein, dass in Osttirol jeder oder jede Koch/Köchin oder Kellner/Kellnerin werden muss. Wo gibt es in Osttirol im Tourismus einen hochwertigen Arbeitsplatz? 8 Monate Arbeit und 4 Monate beim AMS!

 
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Iseltaler
vor 8 Jahren

Den Nationalpark bzw. Natura 2000 als Auszeichnung zu bezeichnen ist gut und Recht. Herr Schett sollte sich einmal damit beschäftigen wie große Teile der Nationalparkregion zu Natura 2000 Gebieten erklärt wurden. Mit welchen Mitteln das geschehen ist und das alles ohne Einbindung der Bevölkerung. Projekte werden in der Nationalparkregion jetzt wegen dieser Natura 2000 Auszeichnung abgelehnt. In den Anfängen des Nationalparks musste man, wenn man ein Projekt im Nationalpark hatte, als Bittstelle in die Nationalparkverwaltung gehen. Man sollte sich einfach mit Fakten beschäftigen und Leute einmal befragen wie es ihnen mit dem Nationalpark geht und gegangen ist und warum er nie in der Bevölkerung angekommen ist und nicht von aussen Analysen erstellen, ohne sich mit den Tatsachen auseinander zu setzen. Die Leute in der Region sind es satt, dass ihnen Leute von aussen erklären, was gut für ihre Böden, Wälder und Landschaft ist, die sie das ganze Jahr über pflegen und erhalten. Durch diese Vorgangsweisen der Behörden und Experten ist der Nationalpark nie in der Bevölkerung angekommen, dass sollte man vielleicht auch wissen. Es gibt sehr viele Gebiete im Iseltal die nicht im Nationalpark sind und doch auch von den Leuten zumindest gleich gut, wenn nicht sogar besser gepflegt werden wie die Gebiete im Nationalpark, weil diese Gebiete erschlossen sind und leichter bewirtschaftet werden können, sodass die Kulturlandschaft in der Nationlaparkregion erhalten werden kann. Diese Kulturlandschaft ist ein Grund warum Touristen in die Region kommen. Die wollen nicht umgestürtze verfaulenden Bäume sehen. Die wollen gepflegte Wiesen, Almen, Almmähder usw. sehen. Es gibt Studien, dass Nationalparks für den Tourismus nichts gebracht haben und nichts bringen, nicht nur der Nationalpark Hohe Tauern. Diese müßte Herr Schett als Touristiker ja auch kennen. In der Region hat es erst durch die Schischaukel einen touristischen Aufschwung gegeben. Durch den Nationalpark wurde sicher keine zusätzliche Nächtigung erzielt. Dazu kann man einmal eine ehrliche Gästebefragung machen, warum die Leute in die Region kommen und das ohne Multiple Choice Verfahren, sondern die Antworten von den Gästen verfassen lassen.

 
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    Erich
    vor 8 Jahren

    "Es gibt Studien, dass Nationalparks für den Tourismus nichts gebracht haben und nichts bringen...." Lieber Iseltaler, welche Studien? Bitte angeben!

     
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      Iseltaler
      vor 8 Jahren

      Arbeitskreis Tourismusforschung Ausgaben Naturschutztouristen von ganz Deutschland 500 Mio. Ausgaben Kanutouristen 410 Mio. Diese Gruppen stehen sich ja diametral gegenüber. Kanu ist neuere Entwicklung als Naturschutz Studien zum Bayrischen Wald usw.....

       
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    Erich
    vor 8 Jahren

    Lieber Iseltaler, bitte genauere Angaben zu den von dir erwähnten Studien, damit wir alle sie nachlesen können: Verfasst von? Erschienen wo? erschienen wann? ...

     
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Sepp Brugger
vor 8 Jahren

Lieber Josef Schett ich kann deine Bedenken betreffend den Naturschutzfond nicht teilen. Ich halte es für positiv und sinnvoll, dass die Gelder des Naturschutzfond in das Budget eingegliedert werden, damit eine Kontrolle und Transparenz gewährleistet ist. Es kann nicht sein, dass die Umweltabteilung (Kapeller und Co, die kein Problem hatten einen positiven Bescheid für ein Kraftwerk in Kals und Innervillgraten auszustellen) freihändig Gelder aus dem Topf des Naturschutzfond verteilt. Hier geht es um eine langfristige Regelung, die unabhängig von der Regierungszusammensetzung Transparenz und Kontrolle sicherstellen soll. Dies wurde übrigens auch schon vor einiger Zeit vom Landesrechnungshof eingefordert. Ja es stimmt in Zukunft sollen 60 % der Abgaben aus dem Naturschutzgesetz für den Klimaschutz und 40 % konkret für den Naturschutz aufgewendet werden. Die Nnaturschutzabgabe betrug in den Jahren 2013 ca.1,4 Mio, 2014 1,4 mio und 2015 1,1 mio. Die eingehobenen Strafgelder kommen auch weiterhin direkt dem Naturschutz zugute. Diese machten 2013 53.500, 2014 47.600 und 2015 86.400 aus. Die Nettoausgaben zur Förderung des Naturschutzes im Sinne der Richtlinien betrugen 2015 Euro 494.644,83. Das sind ca. 40 % der Abgaben zuzüglich der Strafgelder. Die ausgelösten EU-Kofinanzierungen machten Euro 248.648,30 aus. Ich bin auch der Meinung, dass dieser Topf in Hinkunft auf zumindest € 1,5 Millionen erhöht werden sollte. Dabei muss uns klar sein, dass in der Vergangenheit durchaus auch Projekte gefördert wurden, die nicht unbedingt als Naturschutzförderung anzusehen sind. Es wird daher in diesem Zuzsammenhang zu diskutieren sein, was unter Naturschutz im engeren Sinne (40 % der Mittel) und Klimaschutz (60%) zu verstehen ist. Wenn die 40 % als Förderung für Naturschutz im engeren Sinn vorgesehen sind, ist das mehr als derzeit dafür zur Verfügung steht. Auf alle Fälle sollte es,eine Beteiligung der Tourismus-, Agrar-, Wirtschafts-, Regionalentwicklungs- und Bildungstöpfe geben. Naturschutz geht uns alle an! Die Förderung von „Bewirtschaftungsmethoden, Dünge- und Weideverzicht oder Erhaltung, Pflege oder Wiederherstellung der Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes sowie des Erholungswertes der Natur (insbesondere Zaunformen, Schindeldächer und Gebäude)“, wie es derzeit die Richtlinien vorsehen, muss nicht unbedingt aus dem Fördertopf für Naturschutz finanziert werden.Dafür sind andere Töpfe da. D.h. nicht, dass es dafür Zukunft keine Förderung mehr geben wird. Solche Behauptungen sind reine Panikmache. Es geht darum mehr Transparenz in die Förderstrukturen des Landes zu bringen, wie es der Landesrechnungshof forderte. Nicht jede strukturelle Änderung im Umweltbereich ist negativ. Ich bin mir sicher, dass durch die Neuregelung die Förderung für den Naturschutz effizienter und transparenter wird. Sepp Brugger PS: Anton Draxl hat eine Einladung bekommen und ich verstehe nicht, warum er dieser nicht nachgekommen. Es wäre vielleicht sinnvoll gewesen, wenn ihn Josef Schett zu dieser Veranstaltung einfach mitgenommen hätte.

 
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Pichlerj
vor 8 Jahren

Lieber Sepp, Du hast die Geisteshaltung in der NP-Region mit Deiner Rede im Tiroler Landtag auf den Punkt gebracht!

 
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