„Das ist ja total trocken“ hört man von allen Seiten, wenn man vom Jus-Studium spricht. Das Stereotyp hat Nataša aber nicht abgeschreckt, im Gegenteil, sie wollte sich selbst ein Bild machen und siehe da, mit Erfolg. „Es ist ein durchaus vielseitiges Studium, wo Geschichte auf aktuelle Geschehnisse trifft und auch viele allgemeine Sachen eine Rolle spielen“, klärt sie mich auf.
Über 2.000 Personen starten jährlich mit dem Studium der Rechtswissenschaften in Wien. Zwischen Einführungsvorlesung und Sponsion liegen drei Studienabschnitte und zwei Diplomarbeiten, viel Holz, würde manch einer sagen. Schon nach der STEOP (Studieneingangs- und Orientierungsphase), die circa ein halbes Semester in Anspruch nimmt und deren positiver Abschluss Voraussetzung für das Weiterstudieren ist, ist der Traum für viele geplatzt. Überhaupt benötigen die meisten Studenten weit mehr als die Mindeststudienzeit von acht Semestern.
Abgesehen vom Studium, das ihr, trotz des Lernaufwands sehr gut gefällt, hat es Nataša die Stadt Wien selbst angetan. Das Zusammentreffen vieler Menschen und Kulturen mache einfach den Charme der Großstadt aus, erzählt sie mir sichtlich begeistert. Wien habe einfach für alles und jeden etwas zu bieten, auch für eine junge Frau vom Land wie Nataša. Sie fühlt sich am Wilhelminenberg oder in Steinhof auch wie auf dem Land. Schön, denke ich mir, ein kleines Osttirol im großen Wien.
Das Einleben im neuen Umfeld fiel ihr eher schwer, verrät sie rückblickend, ganz nach dem Motto: Allein in der großen Stadt. Das freundliche Ambiente im Studentenheim machte aber vieles leichter und so wurde aus der Neowienerin mit ein wenig Heimweh schnell eine Großstadtenthusiastin. Eine, die aber auch die Besuche in der Heimat zu schätzen weiß und genießt. Nataša hat das Heimatgefühl immer mit im Gepäck.
Ihre Mutter sagt immer, sie habe sich sehr verändert, vor allem auch bezüglich ihrer neu gewonnenen Interessen hinsichtlich Politik und Gesellschaft, lässt sie mich wissen, sie selber sei sich da nicht so sicher.
Womit sie sich aber sicher ist, ist die Rückkehr nach Osttirol. Noch will sie die Welt sehen, den Horizont erweitern und neue Erfahrungen machen. Wien ist noch nicht die Spitze des Berges, ein eventueller Erasmusaufenthalt soll für internationalen Weitblick sorgen. Irgendwann soll die Reise aber zurück nach Osttirol gehen, spätestens dann, wenn der Wunsch nach einer Familie Realität wird. Soviel zur Theorie, fügt sie lachend hinzu.
In der Serie "Heimweh?" porträtieren wir junge Menschen aus Osttirol, die außerhalb des Bezirkes studieren oder eine andere Ausbildung absolvieren.
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