Die Diagnose Demenz ist nicht nur für die Erkrankten schwierig, sondern bedeutet auch eine Belastung für die Angehörigen. Vor allem jene, meist die (Schwieger-)Kinder oder Partner, die die an Demenz Erkrankten selbst pflegen, stehen vor einer großen Herausforderung und in vielen Fällen bald an ihren Grenzen. Auch sie brauchen oft Hilfe.
Und genau diesem Thema widmet sich das heurige Pflegeprojekt der Selbsthilfe Osttirol, das von Selbsthilfe Osttirol-Obfrau Daniela Meier und Alexandra Oberreiner-Fröschl, leitende Pflegekraft im BKH Lienz, vorgestellt wurde. Es handelt sich dabei um eine Fortbildungsinitiative für pflegende Angehörige mit dem Schwerpunkt Demenz. In sieben Modulen soll Fachwissen vermittelt werden, um den Alltag für Pflegende und Erkrankte zu erleichtern.
Von Grundwissen über die Erkrankung, über Kommunikationstechniken und Alltagskompetenztraining bis hin zu Einblicken in die Praxis der Pflegegeldeinstufung und die Vorsorge im rechtlichen Bereich, soll alles weitergegeben werden, was den Betroffenen nützlich sein kann.
Auch die Aromapflege hat einen Platz im Programm. Alexandra Oberreiner-Fröschl beschreibt ihren Workshop als Wohlfühlangebot für Pflegende und Erkrankte, bei dem auch die Geduld gefördert werden kann. Tatsächlich soll es außerdem möglich sein, durch Düfte und Aromen Erinnerungen hervorzurufen. Dufterfahrungen sind nämlich im emotionalen Gedächtnis verhaftet, das am längsten erhalten bleibt, während das kognitive Gedächtnis abnimmt.
Dieser unaufhaltsame Prozess lässt sich anfangs nur schwer erkennen und diagnostizieren. Es beginnt mit Gedächtnislücken, die oft verleugnet oder abgetan werden und mündet in eine komplette Veränderung der Person. Was bleibt, sind emotionale Erinnerungen, die immer weniger durch Sprache und mehr durch Gestik und Bewegung artikuliert werden. So kommt es, dass Erkrankte gern umherwandern, oft auf der Suche nach Orten oder Personen aus ihrer Vergangenheit. In solchen Fällen ist es für Pflegende nützlich, möglichst viel über die Biografie des Erkrankten zu lernen, weiß Daniela Meier.
In Osttirol gibt es 784 Erkrankte, die entweder zu Hause oder in Wohn- und Pflegeheimen gepflegt werden. Bis 2022 wird mit 935 Diagnostizierten gerechnet, bis 2050 soll sich die Zahl mindestens verdoppeln. Daniela Meier und Alexandra Oberreiner-Fröschl sehen daher die Fortbildungsinitiative als wichtiges Angebot und hoffen auf viele TeilnehmerInnen.
Bevor es mit den Modulen losgeht, gibt es Informationsveranstaltungen in Matrei (Rettungszentrum, 5. September), Lienz (Wohn- und Pflegeheim, 6. September) und Abfaltersbach („Sprengelstube“, 7. September) um jeweils 19:00 Uhr. Eine Mindestteilnehmerzahl von fünf Personen ist erforderlich und ein Unkostenbeitrag von 40 Euro wird verlangt.
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