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Daumen hoch für die Skischaukel Sillian-Sexten signalisieren von links: der Sillianer Hotelier Anton Tschurtschenthaler, Josef Senfter vom Schuistlhof am Sillianberg, Hermann und Maria Zwölfer, Hans Lindenberger, Josef Schett und Kurt Holzer, Präsident des „Consortio Drei Zinnen-Dolomiten“. Foto: Impuls Tirol

Daumen hoch für die Skischaukel Sillian-Sexten signalisieren von links: der Sillianer Hotelier Anton Tschurtschenthaler, Josef Senfter vom Schuistlhof am Sillianberg, Hermann und Maria Zwölfer, Hans Lindenberger, Josef Schett und Kurt Holzer, Präsident des „Consortio Drei Zinnen-Dolomiten“. Foto: Impuls Tirol

Schett schaukelt „damit zusammenwächst, was zusammen gehört“

Impuls Tirol auf der Suche nach einem Sommerthema auf hohem Niveau.

Eine Rechnung von Sepp Schett ist schon aufgegangen. Er und seine kleine Impuls-Tirol-Truppe sind heute Aufmacher in den Lokalteilen der heimischen Tageszeitungen und auch hier auf dolomitenstadt.at. Wie macht man das? Ganz einfach: man organisiert einen Parteiwandertag nach Sexten, macht ein paar nette Fotos, besucht anschließend persönlich die Lokalredaktionen und erklärt das Ganze zu einem wichtigen Schritt in Richtung Skischaukel Sillian-Sexten. Man habe sich ein detailliertes Bild gemacht, erklärt der Villgrater Landtagsabgeordnete, und fordert mit urtirolerischen Tönen von den Entscheidungsträgern ein rasches und entschlossenes Vorgehen, „damit zusammenwächst, was zusammen gehört.“ Gut, dass Sommer ist. Wir Medien lechzen nach Themen, die relevant sind und natürlich hat das Projekt Relevanz, sowohl für seine Befürworter als auch für die Gegner. Egal ist eine Infrastrukturmaßnahme dieser Größe zumindest im Pustertal sicher wenigen, also hauen wir Journalisten kräftig in die Tasten. Aber: Mit Impuls Tirol hat die Realisierung der Skischaukel wenig zu tun. Da sitzen andere Spieler um den Tisch: zum Beispiel das mächtige Dolomiti Superski-Konsortium und dessen Ausläufer im Osten, die Drei Zinnen AG, deren Präsident Franz Senfter schon im April den Bau der Schaukel innerhalb der nächsten zwei Jahre angekündigt hat. Wir haben darüber ebenso berichtet, wie über die viele Jahre zurückliegenden Bemühungen von HELLA-Eigentümer Franz Kraler – er ist immer noch wichtigster Player auf Osttiroler Seite – und auch über die nicht unumstrittenen Methoden der Sextner Tourismus-Lobby bei der Durchsetzung ihrer Ziele auf Südtiroler Seite. Zu Senfter und Kraler gesellt sich ein weiteres Alpha-Männchen der Tourismusszene, Heinz Schultz. Der Zillertaler holte sich 2014 eine Abfuhr für seine Pläne, das eigene Thurntaler-Skigebiet auszubauen und zieht seither an einem Seil mit den Ost- und Südtiroler Seilbahnern. Alle wichtigen Spieler – Senfter, Kraler und Schultz – halten sich aber nach wie vor vollkommen bedeckt, wenn es um konkrete Aussagen zu Streckenführung, Gesellschaftskonstruktion, Finanzierung und künftiger Marketing-Kooperation geht. Die Gondelfahrt von Impuls-Tirol ist nur ein Sommertrip, um wieder einmal aus den Medien zu lachen. Vielleicht hat sie am Ende doch einen Wert, wenngleich nicht den, den sich Impuls und die breite Phalanx der Schaukel-Befürworter wünschen. Die Öffentlichkeit wird damit wieder für ein Projekt sensibilisiert, das sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch viele Fragen unbeantwortet lässt. Es ist ein Projekt, das massiv in die Natur eingreift, das in eine Technologie investiert, die schon heute vom Klimawandel in Frage gestellt wird und das mit hohen öffentlichen Kosten verbunden wäre. Lifte werden nach wie vor mit massiven öffentlichen Förderungen gebaut – man nehme Kals-Matrei oder Obertilliach als Beispiel. Meist wird dann auch noch der Betrieb öffentlich mitfinanziert – siehe Strom- und Wasserkosten etwa für die Schultz-Lifte in Osttirol. Ohne Komplettbeschneiung kann heute kein einziges Schigebiet mehr existieren, schon gar nicht auf der Südseite der Alpen. Energie und Wasser werden in großem Stil verbraucht – oder gar verschwendet? Macht das wirklich noch Sinn? Wenn die Unternehmer Senfter, Kraler und Schultz all das zahlen, wenn sie die nötigen Genehmigungen im Rahmen der Naturschutzgesetze haben und sich an alle Auflagen halten, dann wird wohl bald geschaukelt werden. Wenn aber Millionen öffentliches Geld  am Ende doch in private Kassen fließen sollten, wenn sich die Öffentlichkeit auch an Infrastruktur- und Betriebskosten beteiligen muss, wenn das Genehmigungsdickicht nicht gelichtet wird – dann muss als erstes Transparenz geschaffen werden. Dann wollen wir alle wissen, was da wirklich gebaut werden soll und wie es uns alle betrifft – als Nutznießer oder als Draufzahler, je nach Perspektive. Impuls Tirol hebt die Daumen und lacht in die Kamera, doch diese wichtigen Fragen werden nicht beantwortet.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

2 Postings

Vision
vor 8 Jahren

Haben die was zu sagen, oder sind nur mediengeil?

 
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aktenzeichenXY
vor 8 Jahren

Der Bericht von Herrn Pirkner trifft ins Schwarze, Impuls Tirol hat mit dem Projekt gar nichts zu tun, und Forderungen aufzustellen ist absolut kontraproduktiv. Aber über Finanzierung mit öffentlichen Geldern solcher Projekte muß ich anmerken, dass ... wenn dieses Projekt nicht umgesetzt wird, die öffentlichen Gelder halt in Nordtirol für den Zusammenschluss Ötztal mit Kauertal usw. fließen. Daher ist mir lieber öffenltiches Geld fließt auch ins schöne Osttirol.

 
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