Als Streitparteien in dieser Frage stehen sich nicht nur Köll und die Matreier Opposition gegenüber. Seit Jahren warnt vor allem die Gemeindeabteilung des Landes – vertreten durch deren Leiterin Christine Salcher – und die Bezirkshauptmannschaft Lienz mit Olga Reisner an der Spitze, vor einem Finanzkollaps. Deshalb sind am Montag, 11. Juli, um 11.00 Uhr alle Matreier Gemeinderäte samt Bürgermeister zu einer Sitzung mit Salcher und Reisner geladen, doch Köll führt offenbar wichtigere Termine ins Treffen und will ebenso wie diverse Gemeinderäte seiner Fraktion nicht erscheinen. Wie immer in solchen Fällen zieht der Ortschef und Bundesrat auch mit allerhand juristischen Argumenten ins Feld.
Bei nüchterner Betrachtung ist die Lage in Matrei gegenüber ähnlichen Aufregungen früherer Jahre wenig verändert. Zählt man die in den Abwasserverband ausgelagerten Darlehen – für die Matrei haftet und die von Matrei getilgt werden müssen – zu den Schulden der Gemeinde dazu, dann haben die rund 5.000 BürgerInnen ein Schuldenpaket von rund 40 Millionen Euro zu schleppen, was 8.000 Euro pro Kopf-Verschuldung bedeuten würde. Zum Vergleich: In Lienz liegt diese Marke langfristig bei einem Zehntel.
Betrachtet man die kolportierten Zahlen im Detail, dann sind immer wieder die Girokonten der Gemeinde ein Dorn im Auge der Behörden, weil diese Konten um Millionen überzogen sind, obwohl eine Gemeinde dieser Größe per Gesetz nicht mehr als 550.000 Euro im Minus sein dürfte. Dazu kommen hohe Schulden bei Sozialabgaben an das Land, die nur in Raten abgestottert werden und immer neuer Darlehensbedarf für die Abdeckung der nötigsten Maßnahmen in der Gemeinde.
Bereits mehrfach brach vor allem bei der Aufnahme neuer Darlehen in den vergangenen Jahren offener und auch mit Rechtsmitteln ausgefochtener Streit zwischen Köll und Bezirkshauptfrau Reisner aus. Sie verweigerte als Vertreterin der zuständigen Behörde laut TT auch aktuell die Zustimmung zu einer Darlehensaufnahme von 900.000 Euro, um einer noch höheren Verschuldung der Tauerngemeinde vorzubeugen. Deren Bürgermeister führt zu erwartende Erlöse aus Grundverkäufen von 1,3 Millionen Euro ins Treffen, die zwar etwas später aber doch wie geplant auf den Gemeindekonten landen würden.
Der Streit, der auch schon zum Polit-Comedy-Thema wurde, dürfte zumindest kurzfristig für Abwechslung in der politischen Sommerpause führen und auch weiterhin unabhängig von den Temperaturen die Gemüter vor allem in der Tauerngemeinde erhitzen.
6 Postings
@hannes: F_Z schrieb schon richtig, 293.000 Millionen bzw. 293 Milliarden kommt auf´s Gleiche.
@F_Z: schön wäre es, es sind aber ca 290 Milliarden und nicht Millionen ( ein Tausendfaches !! )
Ja - so kann es Multifunktionären gehen, die überall die Finger drin haben wollen. Da bleibt für Bürgermeisterpflichten zugunsten wichtiger Angelegenheiten der eigenen Gemeinde keine Zeit mehr ... Aber vielleicht auch anders zu betrachten: machmal ganz praktisch, wenn man für heikle Situationen Ausreden zur Hand hat ....
zu F_Z: ... na und? ...da kann ja Köll noch vielmehr Schulden machen, bis Matrei mit der Republik gleichgezogen hat - ist das gemeint??
nee, ganz im Gegenteil - die Schulden von Matrei sind ein Wahnsinn, aber das was auf Bundesebene aufgeführt wird ist ja überhaupt unfassbar
Und weil es mich gerade selber interessiert hat: Die Schulden der Republik Österreich sind so um die 293.000 Millionen - auf ca. 8.700.000 BürgerInnen gerechnet kommen da über 33.000.- pro Kopf heraus.
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