Ihr Name lautet „Innos“ und sie soll nicht weniger als die Trendwende auf dem Osttiroler Arbeitsmarkt und in der Abwanderungsproblematik schaffen, also die Quadratur des Kreises. Lange wurde diese Gesellschaft im Hintergrund vorbereitet, vorwiegend von Richard Piock, der nach Durst nun Osttirol als Management-Aufgabe übernehmen will, ehrenamtlich, aber mit vollem Engagement.
Zweites Mastermind und mit Piock meist im Doppelpack unterwegs ist Reinhard Lobenwein, rühriger Leiter der Osttiroler Wirtschaftskammer. Diese beiden sind, gelegentlich flankiert von RMO-Geschäftsführer Michael Hohenwarter, auch die Keimzelle der „Osttirol Vordenker“, die sich bislang den Vorwurf gefallen lassen mussten, eher ein Debattierclub als ein Fortschrittsmotor zu sein. „Innos“ soll das ändern, als großteils private Gesellschaft mit 100.000 Euro Stammkapital. Eine Gesellschaft, die es in dieser Form wohl nur selten gibt. Ihre Zusammensetzung spricht Bände. Hier die Aufstellung der Stammeinlagen mit Summen und Prozentsätzen:
Land Tirol – 35.000,00 (35 %)
Osttiroler Investment GmbH – 15.000,00 (15 %)
Wirtschaftskammer Tirol – 10.000,00 (10%)
Maschinenring Osttirol – 5.100,00 (5,10%)
Rossbacher GmbH – 3.550,00 (3,55 %)
Gabriel Forcher Tischlereigesellschaft m.b.H. – 2.500,00 (2,50 %)
Brüder Unterweger 1886 GmbH – 2.500,00 (2,50 %)
Brüder Theurl GmbH – 3.550,00 (3,55 %)
Euroclima Apparatebau Gesellschaft m.b.H. – 2.500,00 (2,50 %)
Durst Phototechnik Digital Technology GmbH – 5.100,00 (5,10 %)
Lorenz Pan GmbH – 2.500,00 (2,50 %)
Neben dem Land, das direkt aber auch über die Osttiroler Investment GmbH an der Innos beteiligt ist, zählen die Wirtschaftskammer, der Maschinenring, Dolomitenbank und Sparkasse sowie Piocks Exfirma Durst zu den größeren Anteilseignern. Weitere Südtiroler Unternehmen wie Komet und Lorenz Pan, die Oberländer Betriebe Theurl, Unterweger und Euroclima, die Rossbacher GmbH und die Tischlerei Forcher sind ebenfalls an Bord. Nicht dabei sind die größten Osttiroler Industrieunternehmen Liebherr und HELLA. Außerdem steht kein einziger Betrieb aus dem Iseltal auf der Liste.
In einem Regierungsbeschluss, der noch vom Landtag abgesegnet werden muss, werden Ziele und auch Finanzierung der Gesellschaft dargelegt: Zielsetzung der Innos GmbH sei es „einen aktiven Beitrag für die Regionalentwicklung in Osttirol zu leisten und die Arbeitslosenquote in den nächsten zehn Jahren auf den Durchschnittswert in Tirol zu senken und zusätzlich ca. 650 neue Arbeitsplätze zu schaffen.“ Als Geschäftsfelder der Innos GmbH werden angeführt:
Standortvermarktung und Stärkung des Unternehmertums
Innovationsmanagement und Innovationsberatung
Projektmanagement und Projektcontrolling für unternehmerische Projekte
Dafür sollen jährlich 300.000 Euro als Basisfinanzierung durch die Gesellschafter zur Verfügung gestellt werden. 140.000 Euro steuert das Land bei, das sich allerdings im Gegenzug die bisherige Filiale der Tiroler Standortagentur in Lienz spart. Ihr Betrieb kostete jährlich 120.000 Euro.
Die Unternehmen in der Gesellschaft bringen 100.000 Euro auf, davon jährlich 79.000 Euro als direkte Beteiligung und 22.000 Euro als Sponsoring. Die Osttirol Investment Gesellschaft (sie verwaltet die Mauteinnahmen der Felbertauernstraße AG) zahlt jährlich 40.000 Euro in den Topf ein, die Wirtschaftskammer 20.000 Euro. Sämtliche Teilhaber haben sich bereits verbindlich zu diesem Vorgehen bekannt. Segnet der Landtag den Regierungsbeschluss ab, was zu erwarten ist, dann wird die Innos GmbH in wenigen Wochen ihre Arbeit aufnehmen.
Rund um die Gründung der Gesellschaft regte sich im Vorfeld und auch im Landes-Finanzausschuss am 16. Juni allerdings Unmut. Die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik stört nicht die Gründung einer privatwirtschaftlichen Gesellschaft, die sich um Betriebsansiedlungen in Osttirol kümmern soll: „Das ist ja löblich. Mich stört, dass es im Vorfeld wenig Transparenz gab, zum Beispiel gegenüber den Mitgliedern des Regionsmanagements, das ursprünglich auch Gesellschafter sein sollte.“
Noch mehr ärgert Blanik aber, dass mit der Gründung der Innos die derzeitige Außenstelle der Tiroler Standortagentur in Osttirol aufgelöst wird. „Wieso zieht das Land die Standortagentur aus Osttirol ab? Man könnte ja die neue Initiative unterstützen, ohne deshalb eine Landesstelle aufzulösen.“
Anders sieht das VP-Abgeordneter und -Bezirksobmann Martin Mayerl. Er ist auch Maschinenring-Geschäftsführer und damit unter den Mitgesellschaftern der Innos: „Der Maschinenring steht hier stellvertretend für die Bauernorganisationen. Wir sehen diese Initiative sehr positiv. Man kann nicht immer nur nach Förderungen rufen. Hier nehmen wir die Entwicklung einmal selbst in die Hand.“ Außerdem habe es nur in Osttirol und in keinem anderen Bezirk eine Außenstelle der Standortagentur gegeben.
Mayerl: „Dass diese mit nur einer Mitarbeiterin besetzte Stelle aufgelöst wird, bedeutet ja nicht, dass die Standortagentur nicht mehr für Osttirol arbeitet. Im Gegenteil. Es wurden nur Parallelstrukturen abgeschafft. Und die Person von Richard Piock garantiert hier allein schon einen Mehrwert für den Bezirk.“
In das selbe Horn bläst ein anderer Vertreter der Gesellschafter, Karl Poppeller, Geschäftsführer der mit 15 Prozent an der Innos beteiligten Osttiroler Investment GmbH: „Piock hat einen Ruf zu verteidigen. Er hat bewiesen, was er aus dem Nichts auf der grünen Wiese aufstellen kann. Die Gesellschaft ist schlank und auf echte Wirtschaftsinteressen fokussiert, das beweisen die beteiligten Unternehmen.“ Außerdem sei das Projekt vorläufig auf drei Jahre angelegt, dann gebe es eine Evaluierung und es werde sich zeigen, ob die Innos erfolgreich arbeitet.
Hier der Regierungsantrag für die Landtagssitzung Ende Juni im Volltext mit allen Details zur neuen Innos-Entwicklungsgesellschaft für jene Leser, die an Hintergrundfakten interessiert sind:
Regierungsantrag Innos
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.
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Da haben viele sehr viel Mühe und Engagement auf sich genommen um die Vorteile unserer kleinen Region ins rechte Licht zu setzen. Zur Entscheidung für eine Betriebsansiedlung gehört auch das gesamtstaatliche Umfeld. Die steuerlichen Bedingungen ( geringe Steuerbelastung für Gmbhs ) hat neben den Förderungen und natürlich auch den guten Voraussetzungen in Osttirol, wie billige Gründe, ausreichend motivierte und ausgebildete Mitarbeiter usw zu den Btriebsansiedlungen aus Südtiol von Durst, Loacker, Nordpan, Lorenz Pan geführt. Alles Betriebe mit Maschinen.Das war alles noch vor der Wirtschaftskrise. Und jetzt ?
Der neue Bundeskanzler und große Innovator Österreichs Christian Kern will unbedingt eine Maschinensteuer einführen. Das wird die umworbenen Mechatronikbetriebe aus dem Ausland nicht gerade motivieren sich bei uns niederzulassen. Hoffentlich hat der aufgewärmte Unsinn aus den 80 er Jahren bald ein Ende. Nicht nur im Interesse Osttirols.
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Nikolaus F. Pedarnig
vor 8 Jahren
Die Gründung der Innos GMBH (Gesellschaft für Innovation und nachhaltige Enwicklung) ist eine willkommene Initiative von wesentlichen wirtschaftspolitischen Akteuren auf Regional- und Landesebene. Das genaue Studium des Regierungsantrages, des Gesellschaftsvertrages und des Unternehmensleitbildes trüben allerdings die Euphorie des interessierten Lesers und investitionswilligen Unternehmers. Zum Einen fehlt als mitbestimmende Kraft die Kreativwirtschaft Osttirols, es fehlen die Unternehmen von und mit Osttiroler Führungskräften, die ihren Sitz (auch) ausserhalb des Bezirkes oder Südtirols haben. Und es fehlen die innovationswilligen Klein- und Mittelbetriebe (KMUs).
Zum Anderen hat es der Gesellschaftsvertrag schon in sich:
Eine GMBH ohne Gewinnausschüttung mindert die Lust am Investieren und Teilnehmen. Zumindest eine Einladung zur Zeichnung von Gesellschaftsanteilen, auch an die Teilnehmer des Vordenker-Prozesses, wäre eine Geste gewesen. Diese Chance ist vertan. Die zweite Möglichkeit, als Sponsor die Ziele der neuen GMBH zu unterstützen, wird aus wirtschaftlicher Sicht wohl eher wenige KMUs ansprechen. Zumal diese Sponsorgelder kaum steuerlich absetzbar sein dürften.
Genussscheine auf Gewinn und Verlust des Unternehmens mit einer dreijährigen Bindungsfrist und einer jährlichen Benachschussungspflicht sind ebenfalls eher ungewöhnlich. Diese und andere Regelungen führen mit Sicherheit zu volatilen Anteilsverhältnissen am Beginn des vierten Geschäftsjahres.
Das Stammkapital des Unternehmens scheint ausreichend, mit der Einbindung des 35% Gesellschafters Land Tirol wird eine höhere wirtschaftlich Stabilität erreicht. Ob diese Resilienz auf Dauer ausreicht, wird man sehen.
Strategisch schade ist das Fehlen einer gleichmäßigen wirtschaftsgeografischen Verteilung der Gesellschafter in Richtung Iseltal, Oberkärnten und Belluno. Es steht zu hoffen, dass sich innovative Betriebe mit der Unterstützung von INNOS verstärkt in genau diesen Talschaften ansiedeln werden.
Fazit: Ein tolles Projekt, unter anderem mit Dr. Piock und Mag. Lobenwein als profunde Kenner der Materie und der politischen Verhältnisse. Allerdings: Ein Mehr an Transparenz beim Gründungsprozess hätte ein motivierendes Beispiel für zukünftige Gründer sein können. Und es hätte ein Mehr an Begeisterung gebracht.
Trotzdem oder gerade deswegen ist der neuen Gesellschaft viel Erfolg zu wünschen!
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Kilian1990
vor 8 Jahren
@Kurgan Zum Thema Politik und Wirtschaft habe ich gehört ...
Ich glaube, das Thema ist komplexer als ein Gerücht wegen einer Betriebsansiedelung, die ein Teil der Matreier "Dorfpolitik" streut. Warum sollte man gegen eine Betriebsansiedelung wie Loacker sein. Zu groß? Das könnte damit zu tun haben, dass die Bauern hartnäckig keinen Grund verkaufen wollen, wenn ein Projekt von der Gemeindeführung kommt. Ohne nachzudenken, einfach aus Prinzip. Die Firma Loacker wollte die teuren Kühlkosten sparen, hmmmmm? In Matrei kann man sich die Kühlkosten sparen, weil es näher am Gletscher liegt als Heinfels, deshalb vielleicht?
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nasowas
vor 8 Jahren
@ Kurgan: Das mit Loacker und Matrei glaube ich ehrlicherweise nicht, ich denke, dass die Bahnanbindung für eine Firma mit so viel Rohstoffbedarf sicher wichtig ist.
Was diese neue Standortagentur angeht, so hoffe ich, dass dort Nägel mit Köpfen gemacht werden, was bislang ja fehlte. Immerhin wurden schon Arbeitsplätze geschaffen: Die eigenen!
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Kurgan
vor 8 Jahren
@Killian: zum Thema Politik und Wirtschaft: Ich habe vor einiger Zeit gehört, dass sich die Firma Loacker eigentlich in Matrei i. O. ansiedeln wollte. Der Grund: Sie wollte sich die teuren Kühlkosten sparen. Gescheitert ist dies dann "offenbar" am Veto der Dorfpolitik. (Zu groß etc.)
Vielleicht kann mich mal einer darüber aufklären, warum die Firma Loacker, die bereits mit Grundbesitzern verhandelte, dort tatsächlich unerwünscht war? Vielleicht kann ich die Gründe ja sogar nachvollziehen.
Sollte da allerdings wirklich etwas dran, und die Gründe die dagegen sprechen nicht plausibel sein, dann wären einige Damen und Herren im Gemeinderat rücktrittsreif. Denn so viele Arbeitsplätze wären für diese Region ein Lotto-Sechser gewesen.
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Vlad Tepes
vor 8 Jahren
An Doppelmoral schwer zu toppen, der Mann:
Martin Mayerl zur Innos: “Wir sollten einmal etwas positiv sehen, selbst in die Hand nehmen und nicht immer nach Förderungen rufen.”
Martin Mayerl kassierte 2015 € 24.139,61 Forderungen für seine Landwirschaft, nachzulesen auf www.transparenzdatenbank.at - aber wen wunderts, ein klassischer tiroler VP-ler halt.
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Kilian1990
vor 8 Jahren
Ich wünsche der neuen Gesellschaft alles alles Gute und viel Erfolg. Hoffe, dass es gelingt, neue Betriebe in den Bezirk zu bringen und Arbeitsplätze zu schaffen.
Dass das ohne den Einfluss und die Mithilfe der Politik gelingt, glaube ich nicht. Die so genannten Vordenker sind Meister darin, alles schlechtzureden, was mit Politik und Parteien - vor allem ÖVP und SPÖ - zu tun hat. Lobenwein sollte einmal darüber nachdenken, von wem er eigentlich bezahlt wird. Wem es hilft, wenn man ständig über das bestehende System und die vorherrschenden Strukturen jammert und schimpft, haben wir bei der Bundespräsidentenwahl gesehen - mit Ergebnissen des rechtspopulistische Kandidat jenseits der 60%-Marke in vielen Gemeinden.
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etschmann
vor 8 Jahren
Ich kann verstehen, dass ein Politiker, der nie in der freien Wirtschaft sein Brot verdienen musste, wirtschaftliche Zusammenhänge nicht versteht. Während bisher die Standortagentur-Aussenstelle keine aktive Aquisition von Ansiedelungsinteressenten betreiben konnte, sondern due ihr von Innsbruck abgegebenen Ansuchen abarbeiten - und es waren in den letzten Jahren keine, weil sich die Südtiroler, due sich ansiedelten einfach an die WK wendeten - hat Innos jetzt die Möglichkeit selbst aktiv zu werden und die spezifischen Vorteile der Region - Humankapital mit guter mechatronischer Ausbildung, Know How in Holzwirtschaft, weitgehend unberührte Natur, sauberes Wasser - als USP zu vermarkten und gezielt auf jenen Märkten tätig zu werden, für die Osttirol interessant sind. In der zentralen Standortagentur in Innsbruck hat man andere Interessen.
Fr. Bürgermeister sollte im Sinne Osttirols und der Stadt denken, nicht partei- oder machtpolitisch. Was offenbar stört isr, dass die Innos ohne Einfluss der regionalen Politik entstand und ausserhalb der Einfluss-sphäre der lokalen Politiker. Das ist fast schon eine Garantie, dass daraus was G'scheites entsteht.
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Da haben viele sehr viel Mühe und Engagement auf sich genommen um die Vorteile unserer kleinen Region ins rechte Licht zu setzen. Zur Entscheidung für eine Betriebsansiedlung gehört auch das gesamtstaatliche Umfeld. Die steuerlichen Bedingungen ( geringe Steuerbelastung für Gmbhs ) hat neben den Förderungen und natürlich auch den guten Voraussetzungen in Osttirol, wie billige Gründe, ausreichend motivierte und ausgebildete Mitarbeiter usw zu den Btriebsansiedlungen aus Südtiol von Durst, Loacker, Nordpan, Lorenz Pan geführt. Alles Betriebe mit Maschinen.Das war alles noch vor der Wirtschaftskrise. Und jetzt ? Der neue Bundeskanzler und große Innovator Österreichs Christian Kern will unbedingt eine Maschinensteuer einführen. Das wird die umworbenen Mechatronikbetriebe aus dem Ausland nicht gerade motivieren sich bei uns niederzulassen. Hoffentlich hat der aufgewärmte Unsinn aus den 80 er Jahren bald ein Ende. Nicht nur im Interesse Osttirols.
Die Gründung der Innos GMBH (Gesellschaft für Innovation und nachhaltige Enwicklung) ist eine willkommene Initiative von wesentlichen wirtschaftspolitischen Akteuren auf Regional- und Landesebene. Das genaue Studium des Regierungsantrages, des Gesellschaftsvertrages und des Unternehmensleitbildes trüben allerdings die Euphorie des interessierten Lesers und investitionswilligen Unternehmers. Zum Einen fehlt als mitbestimmende Kraft die Kreativwirtschaft Osttirols, es fehlen die Unternehmen von und mit Osttiroler Führungskräften, die ihren Sitz (auch) ausserhalb des Bezirkes oder Südtirols haben. Und es fehlen die innovationswilligen Klein- und Mittelbetriebe (KMUs).
Zum Anderen hat es der Gesellschaftsvertrag schon in sich: Eine GMBH ohne Gewinnausschüttung mindert die Lust am Investieren und Teilnehmen. Zumindest eine Einladung zur Zeichnung von Gesellschaftsanteilen, auch an die Teilnehmer des Vordenker-Prozesses, wäre eine Geste gewesen. Diese Chance ist vertan. Die zweite Möglichkeit, als Sponsor die Ziele der neuen GMBH zu unterstützen, wird aus wirtschaftlicher Sicht wohl eher wenige KMUs ansprechen. Zumal diese Sponsorgelder kaum steuerlich absetzbar sein dürften.
Genussscheine auf Gewinn und Verlust des Unternehmens mit einer dreijährigen Bindungsfrist und einer jährlichen Benachschussungspflicht sind ebenfalls eher ungewöhnlich. Diese und andere Regelungen führen mit Sicherheit zu volatilen Anteilsverhältnissen am Beginn des vierten Geschäftsjahres.
Das Stammkapital des Unternehmens scheint ausreichend, mit der Einbindung des 35% Gesellschafters Land Tirol wird eine höhere wirtschaftlich Stabilität erreicht. Ob diese Resilienz auf Dauer ausreicht, wird man sehen.
Strategisch schade ist das Fehlen einer gleichmäßigen wirtschaftsgeografischen Verteilung der Gesellschafter in Richtung Iseltal, Oberkärnten und Belluno. Es steht zu hoffen, dass sich innovative Betriebe mit der Unterstützung von INNOS verstärkt in genau diesen Talschaften ansiedeln werden.
Fazit: Ein tolles Projekt, unter anderem mit Dr. Piock und Mag. Lobenwein als profunde Kenner der Materie und der politischen Verhältnisse. Allerdings: Ein Mehr an Transparenz beim Gründungsprozess hätte ein motivierendes Beispiel für zukünftige Gründer sein können. Und es hätte ein Mehr an Begeisterung gebracht.
Trotzdem oder gerade deswegen ist der neuen Gesellschaft viel Erfolg zu wünschen!
@Kurgan Zum Thema Politik und Wirtschaft habe ich gehört ... Ich glaube, das Thema ist komplexer als ein Gerücht wegen einer Betriebsansiedelung, die ein Teil der Matreier "Dorfpolitik" streut. Warum sollte man gegen eine Betriebsansiedelung wie Loacker sein. Zu groß? Das könnte damit zu tun haben, dass die Bauern hartnäckig keinen Grund verkaufen wollen, wenn ein Projekt von der Gemeindeführung kommt. Ohne nachzudenken, einfach aus Prinzip. Die Firma Loacker wollte die teuren Kühlkosten sparen, hmmmmm? In Matrei kann man sich die Kühlkosten sparen, weil es näher am Gletscher liegt als Heinfels, deshalb vielleicht?
@ Kurgan: Das mit Loacker und Matrei glaube ich ehrlicherweise nicht, ich denke, dass die Bahnanbindung für eine Firma mit so viel Rohstoffbedarf sicher wichtig ist. Was diese neue Standortagentur angeht, so hoffe ich, dass dort Nägel mit Köpfen gemacht werden, was bislang ja fehlte. Immerhin wurden schon Arbeitsplätze geschaffen: Die eigenen!
@Killian: zum Thema Politik und Wirtschaft: Ich habe vor einiger Zeit gehört, dass sich die Firma Loacker eigentlich in Matrei i. O. ansiedeln wollte. Der Grund: Sie wollte sich die teuren Kühlkosten sparen. Gescheitert ist dies dann "offenbar" am Veto der Dorfpolitik. (Zu groß etc.)
Vielleicht kann mich mal einer darüber aufklären, warum die Firma Loacker, die bereits mit Grundbesitzern verhandelte, dort tatsächlich unerwünscht war? Vielleicht kann ich die Gründe ja sogar nachvollziehen.
Sollte da allerdings wirklich etwas dran, und die Gründe die dagegen sprechen nicht plausibel sein, dann wären einige Damen und Herren im Gemeinderat rücktrittsreif. Denn so viele Arbeitsplätze wären für diese Region ein Lotto-Sechser gewesen.
An Doppelmoral schwer zu toppen, der Mann: Martin Mayerl zur Innos: “Wir sollten einmal etwas positiv sehen, selbst in die Hand nehmen und nicht immer nach Förderungen rufen.” Martin Mayerl kassierte 2015 € 24.139,61 Forderungen für seine Landwirschaft, nachzulesen auf www.transparenzdatenbank.at - aber wen wunderts, ein klassischer tiroler VP-ler halt.
Ich wünsche der neuen Gesellschaft alles alles Gute und viel Erfolg. Hoffe, dass es gelingt, neue Betriebe in den Bezirk zu bringen und Arbeitsplätze zu schaffen. Dass das ohne den Einfluss und die Mithilfe der Politik gelingt, glaube ich nicht. Die so genannten Vordenker sind Meister darin, alles schlechtzureden, was mit Politik und Parteien - vor allem ÖVP und SPÖ - zu tun hat. Lobenwein sollte einmal darüber nachdenken, von wem er eigentlich bezahlt wird. Wem es hilft, wenn man ständig über das bestehende System und die vorherrschenden Strukturen jammert und schimpft, haben wir bei der Bundespräsidentenwahl gesehen - mit Ergebnissen des rechtspopulistische Kandidat jenseits der 60%-Marke in vielen Gemeinden.
Ich kann verstehen, dass ein Politiker, der nie in der freien Wirtschaft sein Brot verdienen musste, wirtschaftliche Zusammenhänge nicht versteht. Während bisher die Standortagentur-Aussenstelle keine aktive Aquisition von Ansiedelungsinteressenten betreiben konnte, sondern due ihr von Innsbruck abgegebenen Ansuchen abarbeiten - und es waren in den letzten Jahren keine, weil sich die Südtiroler, due sich ansiedelten einfach an die WK wendeten - hat Innos jetzt die Möglichkeit selbst aktiv zu werden und die spezifischen Vorteile der Region - Humankapital mit guter mechatronischer Ausbildung, Know How in Holzwirtschaft, weitgehend unberührte Natur, sauberes Wasser - als USP zu vermarkten und gezielt auf jenen Märkten tätig zu werden, für die Osttirol interessant sind. In der zentralen Standortagentur in Innsbruck hat man andere Interessen. Fr. Bürgermeister sollte im Sinne Osttirols und der Stadt denken, nicht partei- oder machtpolitisch. Was offenbar stört isr, dass die Innos ohne Einfluss der regionalen Politik entstand und ausserhalb der Einfluss-sphäre der lokalen Politiker. Das ist fast schon eine Garantie, dass daraus was G'scheites entsteht.
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