„Viel funktioniert in Tirol sehr gut, etwa die Blaulichtvereine und Traditionsvereine wie die Musikkapellen“, erklärt Monika Reindl-Sint. Dann erzählt sie von den Matreier Schützen, die in Heime gehen, oder den Rotariern, die Lesepatenschaften gegründet haben. Es gibt viel - und es ist nicht genug. „Primär habe ich den Auftrag, die Freiwilligenarbeit im Sozialbereich, in der Kultur und in ökologischen Projekten zu stärken“, so die Koordinatorin Monika Reindl-Sint.
Da wäre die Unterstützung von Personen, die ihre Angehörigen pflegen. Neben der Gesundheitserhaltung bleibt oft nicht die Zeit oder Energie, die Freizeit der zu Pflegenden zu organisieren. Amtswege zu erledigen oder einmal eine Stunde Erholung für die Helfer zu ermöglichen. Freiwillige können da eine Unterstützung sein - wobei Monika Reindl-Sint betont, dass man keine Konkurrenz zum Sozialsprengel sein wolle, sondern dort tätig werde, wofür die Mitarbeiterinnen des Sprengels keine Gelegenheit hätten.
„Viel funktioniert in Tirol sehr gut, etwa die Blaulichtvereine und Traditionsvereine wie die Musikkapellen.“
Monika Reindl-Sint
Die Lebenshilfe argumentiert die Eingliederung von Freiwilligen als Teil der Integration und Inklusion. Es sei nicht so, dass sie zu wenig Mitarbeiter hätten, sondern es gehe darum, Außenkontakte für die betreuten Personen zu schaffen.
Der andere große Bereich sind die Flüchtlingsheime. Die Flüchtlinge dürfen meist keiner Beschäftigugn nachgehen, haben aber ein großes Potenzial, denn nur jene schaffen letztlich die Flucht, die Durchhaltevermögen, Disziplin und Kreativität besitzen. Mit ihnen Deutsch zu lernen und sie dann in Projekte zu integrieren, kann allen Seiten helfen. Reindl-Sint hat diesbezüglich so manche Idee, etwa ein Repair-Café, in das man Dinge zum Reparieren bringen kann, Fahrräder, Spielzeug, Kleidung und Vieles mehr. Was sie braucht, sind Menschen, die all das mit ihr umsetzten: Freiwillge eben.
Bisher haben sich ausschließlich Frauen gemeldet. Häufig haben sie erwachsene Kinder, sind verwitwet und suchen eine Aufgabe. Osttirol bietet gerade älteren Frauen kaum Möglichkeiten, wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert zu werden. Die Freiwilligenkoordinatorin meint, dass ehrenamtliche Tätigkeiten eine Möglichkeit seien, um trotzdem für die Gesellschaft da zu sein. Viele der Frauen suchen die Eingliederung in Teams, denn es gehe immer auch um Anschluss, betont Reindl-Sint. Im Sozialladen, wo kürzlich eine Freiwillige begonnen hat, oder im Flüchtlingsheim, sei das möglich.
In der Angerburg ist eine Deutschlehrerin tätig, die ein Jahr lang ehrenamtlich gearbeitet und ihre Diplomarbeit dort geschrieben hat. Inzwischen wird sie für einige wenige Stunden bezahlt und bräuchte dringend Unterstützung bei den Deutschkursen. Männer wären gefragt, denn es ist nicht immer leicht, mit einer Gruppe Traumatisierter zu arbeiten.
Eine Stunde pro Woche oder alle zwei Wochen würde schon helfen. Es brauche Leute mit Offenheit gegenüber verschiedenen Kulturen, glaubt Monika Reindl-Sint und fügt hinzu, dass man auch belohnt werde, denn „es wird dort wunderbar gekocht.“
So ist zwar häufig die Rede von Altruismus und Aufopferung. Doch wer selbst im Sozialbereich gearbeitet hat, gleichgültig ob als Angestellte oder Freiwillige, weiß, dass man trotz aller Anstrengung mehr zurückbekommt, als man geben kann. Auch das zu vermitteln, ist eine der Aufgaben des Zentrums.
„Als Freiwillige kann man seine Meinung freier sagen und man hat sogar die Aufgabe, Kritik nach außen zu tragen.“
Monika Reindl-Sint
Da ist noch eine andere: das Verbinden von Menschen, die ähnliche Visionen haben. So erzählt die Freiwilligenbeauftragte von einer Frau, die spät ihre Kindergartenausbildung machte. Sie blieb ohne Jobaussichten. Anstatt untätig zu sein, entschied sie sich, ihre eigene Malschule für Kinder zu gründen. Inzwischen arbeiten andere Freiwillige bei ihr. Das gleiche Projekt könnte auch in anderen Tälern organisiert werden. Man könnte sogar EU-LEADER-Gelder dafür beantragen. Es hängt immer von einem ab: Dem Einfallsreichtum und der Kommunikation mit den Freiwilligen.
Monika Reindl-Sint hat sich daher zum Ziel gesetzt, nicht nur eine bestimmte Zahl an Ehrenamtlichen zu involvieren, sondern diese so zu vernetzten, dass sie „als Team Kraft entwicklen und sich daheim fühlen. Aus dieser Kraft heraus soll die Gruppe dann auch politisch werden,“ denn davon ist sie überzeugt: „Als Freiwillige kann man seine Meinung freier sagen und man hat sogar die Aufgabe, Kritik nach außen zu tragen. Es gibt die Caritas, die Nächstenliebe oder die US-amerikanische Einstellung, etwas selbst in die Hand zu nehmen und gemeinsam mit anderen zu machen. Wenn sich Menschen zusammentun, kann man sie irgendwann nicht mehr überhören.“
Freiwilligenverein Fakten
- Angesiedelt ist das Freiwilligenzentrum beim Regionsmanagement Osttirol.
- Finanziert wird die Stelle zu 50 Prozent vom Land Tirol und 50 Prozent von Sponsoren.
- Insgesamt stehen für die zehn Tiroler Bezirke 300.000 Euro für drei Jahre zur Verfügung. Das Geld dient den Personalkosten (meist 20 Wochenstunden), Fahrtkosten sowie kleineren Spesen sowie Fortbildungen.
- Im Bezirk Schwaz ist es innerhalb von drei Jahren gelungen, bei 100.000 Einwohnern 150 Freiwillige zu engagieren.
- Umgerechnet auf Osttirol wären das an die 25 Personen pro Jahr. Man bräuchte sich nur zu melden.
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