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Alle Fotos: Ramona Waldner

Alle Fotos: Ramona Waldner

Aufgeblattelt

Was sich auf diesem Tisch türmt, ist ein kulinarischer Eckpfeiler der originalen Osttiroler Backtradition: der Blattlstock. Üppig, saftig und unwiderstehlich, löst das Mohnbauwerk nicht nur bei Kindern pures Entzücken aus. Sein Verzehr ist schon aufgrund der Größe ein soziales Ereignis. Da kommt die ganze Familie zusammen und in der vorweihnachtlichen Stube breitet sich sattes Wohlbefinden aus.

Glaubt man Margit Aigner, dann ist das Auftürmen dieser beeindruckenden Süßspeise, die in ganz Osttirol gebacken wird, gar nicht so schwer. Wir haben die Blattlstock-Baumeisterin, Köchin, Bäuerin und Unternehmerin in Strassen besucht. Die Mutter von fünf erwachsenen Kindern hat dort den jahrhundertealten „Tassenbacherhof“, einen ehemaligen Fuhrmannsgasthof, mit viel Liebe restauriert und zum Feriendomizil für gestresste Städter ausgebaut.

Aigner schwört in der Küche auf originale Zutaten aus heimischen Gefilden und verriet uns manches Geheimnis, das den „Blattlstock à la Margit“ besonders saftig macht. Saftig, aber nicht fettig! Unsere Köchin bäckt die Blattln nämlich nicht in heißem Fett heraus, sondern schiebt den Germteig ins Rohr und verzichtet als Tribut an moderne Essgewohnheiten auch auf andere Gewohnheiten ihrer Vorfahren: „Manche Bäuerinnen tauchen die Blattln in Milch und Honig und gießen am Ende zerlassene Butter darüber“.

Margit Aigner in ihrem Reich und Element, beim Blattlstock-Bauen in der Küche des Tassenbacherhofes in Strassen.

Das muss nicht sein, einerseits weil reichlich Butter auch in der „Diätvariante“ zum Einsatz kommt, andererseits weil Margit Aigner andere Methoden kennt, um die saftigste Fülle herzustellen, die wir je in einem Blattlstock gefunden haben: „Der Trick ist das Birnenkompott“, schmunzelt sie. Natürlich ist auch diese Spezialität selbst gemacht und in Kombination mit dem gemahlenen Mohn und den klassischen Kletzen (Dörrbirnen) schlichtweg ein Gedicht. Weiter unten gibt es die Bauanleitung für den Blattlstock.

Wir wünschen gutes Gelingen!

Germteig

Zutaten:
30 g Germ
70 g Staubzucker
700 g Mehl
700 g Butter
3 Eigelb
1 Teelöffel Salz
lauwarme Milch

Zubereitung:

Germ in einer kleinen Schüssel mit lauwarmer Milch, 2 Esslöffel Zucker und 2 Esslöffel Mehl verrühren und aufgehen lassen. Das restliche Mehl mit dem Salz in eine Rührschüssel geben. Die Milch mit der Butter, dem Zucker und den Eigelben leicht erwärmen. Alle Zutaten mischen und einen mittelfesten Germteig rühren oder schlagen. Mit einem Tuch abdecken und an einem warmen Ort gehen lassen. Hat der Teig das doppelte Volumen, wieder zusammenschlagen und erneut gehen lassen. Den Teig nochmals durchkneten und in 5-7 Portionen teilen. Diese zu Fladen auswalken, mit flüssiger Butter bestreichen, noch etwas gehen lassen und dann im Backofen bei 165 Grad Heissluft oder bei 180 Grad im normalen Ofen ca. 15 Minuten lang backen. Fladen auskühlen lassen.

Fülle

Zutaten:
300 g Kletzen (Dörrbirnen)
200 g Birnenkompott
700 g gemahlenen Mohn
200 g Zucker
200 g Honig
Abgeriebene Zitronenschale
1 Teelöffel Nelkenpulver
2 Esslöffel Zimtpulver
300 g zerlassene Butter

Und so wird geblattelt:

Butter in einem Topf zergehen lassen. Das erste Teigblatt auf eine Platte legen, mit der Mohnmasse fingerdick bestreichen und mit zerlassener Butter beträufeln. Zweiten Fladen draufgeben, leicht andrücken und wieder mit Füllung bestreichen. Auf diese Weise alle Fladen mit Füllung und zerlassener Butter versehen.

Die oberste Schicht bekommt die restliche Füllung. Nun alles mit der restlichen Butter (die Hälfte müsste noch übrig sein) übergießen, wobei die Butter nicht zu heiß sein darf, damit sie beim Herunterrinnen stocken kann und kleine Tröpfchen bildet. Den Blattlstock mit Kaffee servieren!

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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