Ich liebe Wildfleisch. Meine Kühltruhe ist voll davon. Des Geschmackes wegen, aber auch, weil man sich sicher sein kann, dass die Tiere ein natürliches Aufwachsen genossen, nur das Beste gefressen und beim Töten nicht gelitten haben. Das alles kann man vom Schweineschnitzel, das Frau und Herr Österreicher tonnenweise vertilgen, nicht behaupten.
Aber selten wird über ein Thema so emotional diskutiert, wie über die Jagd. Kritiker sehen in den Jägern schießwütige Trophäensammler, wie viele Kommentare zum kürzlich erschienenen „Fuchsartikel“ zeigen. Schlussendlich geht es hierbei um das Töten. Die Lust am Töten? Und doch scheint die Jagd, wie alles, was sich um’s Landleben dreht, momentan „in“ zu sein.
Österreichweit steigen die Zahl der gelösten Jagdkarten und die Anmeldungen zu Jungjäger-Kursen. In Osttirol wurden 2015 insgesamt 1.845 Jagdkarten ausgestellt, 114 davon an Jägerinnen. Ich bin mir etwas unsicher, ob ich mich selbst zu den Befürwortern oder den Kritikern zählen soll. Dicke Gamsbärte auf den Hüten finde ich ehrlich gesagt nicht sehr attraktiv und warum bitte müssen diese niedlichen Murmeltiere abgeknallt werden? Aber andererseits: Ich liebe Wildfleisch!
Ich wollte es genauer als andere Kritiker wissen und besuchte vergangenen Samstag den 15. Osttiroler Jägertag mit der Trophäenschau. Umringt von aufgebüschelten Jägern und wenigen feschen Jägerinnen (es waren wenige Jägerinnen anwesend, aber die waren alle fesch), hörte ich gespannt zu, was die Herrschaften nach der feierlichen Eröffnung durch die Jagdhornbläser-Gruppe Kartitsch zu sagen hatten. Das mit dem Zuhören war gar nicht so einfach, weil das Mikrophon während der Ansprachen der weiblichen Ehrengäste etwas verrückt spielte und sobald der Landtagsabgeordnete Hermann Kuenz an der Reihe war, vorübergehend völlig streikte.
Aber die gemeinsame Botschaft aller ist angekommen: In unserem Bezirk arbeiten alle Beteiligten, die Behörden, die Jägerschaft und die Grundbesitzer ausgezeichnet zusammen und alle wünschen sich, dass es so weiter geht. „Das Miteinander bei uns ist Vorbild für das restliche Tirol“, sagte Bürgermeisterin Elisabeth Blanik. Bezirkshauptfrau Olga Reisner betonte die Bedeutung von „Respekt im Reden, Handeln und Tun“, das auch von Nationalpark-Direktor Hermann Stotter unterstrichen wurde, der sich wünscht, dass das Jagdwesen auch zukünftig genauso weitergeführt wird. Hermann Kuenz blies in das selbe Horn.
Dass alles so ist, wie es ist, verdanken wir – so nehme ich an – auch dem Umstand, dass die Jagd bei uns noch zu 88 Prozent in Osttiroler Händen ist. Bezirksjägermeister Martin König zeigte sich sehr erfreut darüber, dass die Zahl der erlegten Tiere großteils nahe an die Abschussvorgaben herankommen. Bei Rehwild wurden 2.873 Stück bewilligt, der Abgang beläuft sich auf 2.797 Stück. Bei Rotwild sieht es etwas anders aus: 778 Stück wurden bewilligt, der Abgang beläuft sich hier auf 560 Tiere.
Viele Menschen wissen nicht, dass die Erfüllung der Abschussquote von den Behörden gefordert wird. Werden zu wenig Tiere erlegt, kann es sogar zu Strafzahlungen kommen! Vor allem der Wildverbiss in den Wäldern ist ein zentrales Kriterium für die Erstellung von Abschussplänen.
Damit auch der Bestand der Murmeltiere ausgeglichen und gesund bleibt, müssen Murmeltiere geschossen werden. König versicherte mir, dass die Murmeltierjagd nicht zu den besonderen Freuden der Jäger zählt, aber zu ihren Pflichten. Diese kuscheligen Tierchen würden sich sonst rasant vermehren und große Flurschäden anrichten, indem sie ganze Almböden untergraben.
Um die Wirtschaftlichkeit und vor allem die Schutzfunktion der Wälder zu gewährleisten, bedarf es einer angemessenen Regulierung des Wildbestandes. „Ein gesunder Bestand des Wildes ist Voraussetzung für einen gesunden Wald und garantiert beste Wildfleisch-Qualität“, sagt König. Natürliche Feinde des Wildes und des Raubwildes gibt es bei uns schon lange nicht mehr. Und natürliche Wälder ebensowenig. Für die erste Tatsache sind die Jäger, für die zweite ist die Forstbehörde verantwortlich, die z.B. Fichtenmonokulturen in der Vergangenheit forcierte. So wie die Forstbehörde jetzt vermehrt auf Mischwald setzt, so gibt es auch bei der Jägerschaft mit der heiß diskutierten Novelle zum Tiroler Jagdgesetz einige Neuerungen.
Seit 1. Oktober 2015 gilt das neue Tiroler Jagdgesetz. Künftig gibt es Regelungen für die Wildfütterung, Zahl und Standort von Fütterungsanlagen. Sie haben großen Einfluss auf die Entwicklung des Jungwaldes. Aufatmen können alle angehenden Jungjäger, weil bei Nichtbestehen der Prüfung nur mehr das nicht bestandene Fach nachgeholt werden muss. Außer das Schießen, das muss sitzen. Nur ein guter Schütze garantiert den schmerzfreien Tod des Tieres. Die waidgerechte Jagd, das „anständige Jagern“, war laut König schon immer ein wichtiges, ungeschriebenes Gesetz der Jäger, ist nun aber auch im Jagdgesetz verankert.
Die große Herausforderung für Jagd und Forst stellt die zunehmend intensive Nutzung der Naturräume durch den Menschen dar. Freizeitsportler sind sich oft gar nicht bewusst, sagt König, dass gerade sie dem Wild großen Schaden zufügen. Das Wild auf der Suche nach Ruhe wird immer mehr zurückgedrängt, sein Lebensraum immer kleiner. Dass vielerorts kaum noch Wildtiere gesichtet werden, daran sind nicht die Jäger Schuld, wie manche glauben.
Es gibt vielversprechende Projekte, wie z.B. im Villgratental, wo durch eine Skitouren-Lenkung versucht wird, die Ansprüche der Wintersportler mit denen des Wildes in Einklang zu bringen. „Im Gegensatz zu den Freizeitsportlern zahlen die Jäger Geld an die Grundbesitzer für ihre Naturnutzung“, und das Grundprinzip der Jäger sei, so König weiter: „Nützen und Schützen.“Auch über weitere Wildruhezonen, meint König, muss man nachdenken.
Die Sinnhaftigkeit einer Trophäenschau ließ ich mir auch noch erklären. Ich mag ja das tote Tier am Teller, aber den Totenschädel an der Wand?
Die Trophäe sei der Nachweis für die Erfüllung des Jagdauftrages. Die Jäger sind sogar verpflichtet, ihre Trophäen vorzuführen, als Beweis dafür, dass sie das richtige Tier im richtigen Alter erlegt haben. Und ein bisschen stolz ist man auch drauf, es ist ja nicht einfach, den Jagdauftrag zu erfüllen und mit jeder Trophäe verbindet der Jäger ein ganz besonderes Jagderlebnis. Einige besonders aufregende wurden an diesem Wochenende in gemütlicher Runde erzählt. Wie war das noch mit dem „Jägerlatein“?
Das Jagdjahr hat bereits mit April begonnen und Anfang Mai geht es dann frühmorgens los, mit der Jagd auf den Birkhahn. Aber, wieso müssen eigentlich Birkhähne bejagt werden? Diese Frage hab ich zu stellen vergessen. Doch der nächste Jägertag kommt bestimmt...
9 Postings
zuckerpuppe@ du hast recht, das ist nicht dein thema. vielleicht weil du keinen überblick hast oder einfach nur dramatisieren willst. die jagd und damit die wildstandsregulierung ist notwendig. vor allem in dicht besiedelten und in bewaldeten gebieten. das steht ausser zweifel. wir können das auf der heutigen basis nach jagdgesetzen machen oder nach den wunschvorstellungen so mancher selbsternannter tierschützer: wildstandsregulierung per dienstauftrag durch die öffentliche hand oder gar nicht ... . natürlich (leider) gibt es immer noch sehr unterschiedliche sichtweisen zur jagdbeute. für die einen ist die trophäe wichtig, für die anderen das wildbret. viele jagen aus hegegründen oder wegen der abschußpflicht nach behördenvorgabe. für mich ist ein jäger ein guter jäger, wenn er von allem etwas hat. und wenn du bei der trophäenschau genau hinschaust, dann erkennst du ihn. . übrigens: ich glaube nicht, dass jäger das "Töten" feiern sondern ihren jagderfolg. und wenn dich trophäen ekeln, meide derartig ausstellungen oder veranstaltungen.
Ein netter Aufsatz der versucht dem Jägertum eine nicht gegebene Daseinsberechtigung einzuhauchen. Die Artenvielfalt war vor dem Eingreifen der Jagd ohne Zweifel höher, das Pseudoargument der Jäger müsse den Wildbestand regulieren nur deshalb richtig, weil eben die natürliche Regulation durch den Menschen aufgehoben wurde. Statt der in meinen Augen angsteinfößenden Vorstellung von bewaffneten Jägern, die in der Dämmerung durch den Wald schleichen, wären mir da das regulierende Element von Luchs und Wolf schon lieber....
Ich habe auch kein Problem mit der Jagd an sich, Wildfleisch ist sicher mit Abstand das gesündeste Fleisch und wenn es sich nicht um eine Gatterjagd handelt, geht es den Tieren entgegen der Mast unserer Schweine, Hühner &Co sicher gut, wenn einer anständig trifft leidet das Tier auch nicht! Was mich regelrecht ekelt sind diese Trophäen und dieses feiern nach dem töten, denn es ist nun einmal nichts anderes als bewusstes töten! tote Tierköpfe an der Wand, Treibjagden u.ä. zum Geburtstag usw. ist für mich einfach nur widerlich und ist für mich nur ein Beweis der Lust am töten. Oder haben die Angestellten in den Schlachthöfen auch ihre "Trophäen" zu Hause an der Wand? Ich weiss, jetzt höre ich sicher wieder, dass ich emotional bin - aber bitte - gerne.....
Also ich habe kein Problem mit der Jagd an sich. Im Gegenteil. Ich halte sie aufgrund des Fehlens von Großräubern für wichtig. Aber dass jeder Jäger mit seinem Jeep durch die Wälder fahren muss um auf einem Hochsitz ein wenig Fernglasl zu schauen nervt mich.
Wenn sie keine erlegten Tiere transportieren müssen, sollten die Heger und Pfleger bitteschön genauso zu Fuß gehen wie alle anderen. Sonst führen sie sich selbst ad absurdum. So schaugs aus!
Sie sprechen ein interessantres Thema an, mit dem ich auch immer wieder kämpfe. ALs junger und halbwegs fitter Jäger gehe ich gerne soweit als möglich zu Fuß. Jedoch den Jägern geht es ähnlich wie allen anderen Menschen, die heutige Zeit ist stressig. als Angestellter sprintet man nach einer anstrengenden Arbeitswoche aus dem Büro ins Auto und versucht je nach Jahreszeit noch rechtzeitig ins Revier zu kommen. Im Sommer dank der langen Tagesstunden kein Problkem, im Herbst (der Hauptjagdzeit) wird es dann immer enger und oft unnmöglich.
Zusätzlich muss ich Ihrem Argument aber auch entgegenhalten, dass ich vorher nicht wissen kann, ob ich etwas erlegen werde. Das bedeutet, wenn ich 1h entfernt parke, muss ich bei einem eventuellen Abschuss erst zum Auto zurückwandern, mit dem Auto näher hinahren, zum Wild, das Wild zum Weg ziehen und dann erst in die Kühlung. Das kann für das wertvollste Gut, nämlich dem Wildfleisch, hygisnisch schon ein Problem sein.
Und bei der Fleischhygiene mach ich ungern Kompromisse. Aber sie sehen, ich (und sicherlich auch andere Jäger) machen sich Gedanken zu diesem (und auch vielen anderen) Themen.
...wo dich die Jagd angeblich fer Entschleunigung dient - oder?
In manchen Orten zahlen die Jäger sogar für die Wegbenützung! Wer mach das noch? Und dann sollen sie zufuß gehen und jeder andere darf fahren?
die Grossräuber wurden ja auch alle vom Menschen eliminiert
Und alle Jahre wieder........... freuen sich die Gamsbart tragenden Grünröcke über die "Totenschädel" ihrer "erlegten" Tiere.
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