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Teilzeit, Saisonarbeit, Karenz, unbezahlte Hausarbeit und unbezahlte Pflege von Angehörigen – das sind die Hauptgründe für die nach wie vor hohen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen in Tirol. Foto: Expa/Groder
Zwei Drittel Teilzeit- oder Saisonarbeit bei Frauen in Tirol
"Gleichstellungsbericht" zeigt differenziertes Bild mit Licht und Schatten.
Am 30. März erhielten alle Abgeordneten zum Tiroler Landtag den sogenannten „Gleichstellungsbericht“, eine qualitative und vergleichende Auswertung der Situation von Frauen und Männern in Tirol. Neben dem Geschlecht prägen demzufolge auch Bildung, soziale, aber auch regionale Herkunft, kulturelle oder religiöse Zugehörigkeit, Wohnort und Familienformen die Lebensumstände der Tirolerinnen und Tiroler. „Das Geschlecht ist immer noch maßgeblich für die Lebenssituation der Menschen in Tirol bestimmend“, resümiert die zuständige Landesrätin Christine Baur (Grüne).
Ein wichtiger Indikator sind nach wie vor die Einkommen. Frauen verdienen je nach Einkommenskategorie zwischen 21 und 46 Prozent weniger als Männer. Das mittlere Nettomonatseinkommen von Frauen liegt in Tirol bei 990 Euro. „Gerade in den überwiegend ländlichen Bezirken Landeck, Reutte, Lienz und Imst ist der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern besonders hoch und beträgt 40 Prozent“, erläutert Baur. Bei selbstständig Erwerbstätigen betrage der Einkommensunterschied vor Abzug der Steuern 49 Prozent. Die Einkommensunterschiede setzen sich laut Bericht auch bei Pensionen fort: So erhalten Frauen bei ASVG-Pensionen inkl. Invaliditäts- und Witwenpension um 41 Prozent weniger als Männer.
Die Differenz zwischen den Einkommen hat Gründe. 52 Prozent – also mehr als die Hälfte – der erwerbstätigen Tirolerinnen arbeiten wöchentlich weniger als 36 Stunden, nur zehn Prozent der Männer sind teilzeitbeschäftigt. „Weniger als ein Drittel der Frauen ist ganzjährig vollzeitbeschäftigt“, berichtet die grüne Landesrätin. 68 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Tirol arbeiten entweder Teilzeit oder nur einen Teil des Jahres – z.B. aufgrund von Saisonarbeit. Man muss jedoch differenzieren. Baur: „Grundsätzlich ist zu sagen, dass sich die Erwerbsbeteiligung stärker nach Bildung, Staatsangehörigkeit und Region als nach Geschlecht unterscheidet.“
Betreuungsarbeit ist weiblich
Frauen verwenden laut Bericht mit durchschnittlich drei Stunden und 42 Minuten fast doppelt so viel Zeit für Hausarbeit wie Männer und arbeiten mit durchschnittlich sieben Stunden und 43 Minuten auch mehr als Männer – vor allem aber mehr ohne Bezahlung, denn die unbezahlte Arbeit schlägt sich bei Frauen mit fünf Stunden und drei Minuten zu Buche, bei Männern mit zwei Stunden und 46 Minuten.
Neun Prozent der Tirolerinnen und vier Prozent der Tiroler sind für betreuungsbedürftige Angehörige zuständig. Auch bei der Betreuung des Nachwuchses setzt man in Tirol auf die „klassische“ Familienkonstellation: Zwar beziehen 14 Prozent der Väter nach der Geburt eines Kindes ein Kinderbetreuungsgeld, aber durch ihre kurze Nutzung sind nur drei Prozent aller KarenzgeldbezieherInnen Männer. Gleichzeitig bleibt mit 43 Prozent die längste aller Kinderbetreuungsgeld-Varianten mit 30+6 Monaten die am häufigsten gewählte.
Frauen im Vormarsch bei Bildung
Und noch etwas zeigt die Studie. Frauen holen bei den Bildungsabschlüssen auf: Mädchen besuchen häufiger die AHS als Burschen und stellen auch die Mehrheit bei den Studierenden. Auch die politische Partizipation nimmt zu, wenngleich langsam. Während in der Tiroler Landesregierung vier der acht Regierungsmitglieder weiblich sind, ist das Geschlechterverhältnis im Tiroler Landtag, wie auch bei Tiroler Mitgliedern des Nationalrates mit einem zu zwei Dritteln weniger ausgeglichen. Mit den Gemeinderatswahlen 2016 hat auch die Zahl an weiblichen Gemeindeoberhäuptern zugenommen – von elf auf 16 Bürgermeisterinnen.
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