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Kaufhausscharmützel zum politischen Auftakt in Lienz

Schaugefecht bei der ersten Sitzung des neuen Gemeinderates mit interessanter Rollenverteilung und vorhersehbarem Ausgang.

Es war von Anfang an klar, dass sich keine Mehrheit im Lienzer Gemeinderat finden würde, die kurzfristig beschließt, ein Darlehen von mindestens vier Millionen Euro aufzunehmen und bei der Versteigerung des Kaufhausareals am 24. März beim Konkursgericht in Bozen mitzubieten.
Alexander Kröll leitet den VP-Club im Lienzer Gemeinderat und stieg erstmals in die Debatte ein. Fotos Brunner Images
Alexander Kröll leitet den VP-Club im Lienzer Gemeinderat und stieg erstmals in die Debatte ein. Fotos: Brunner Images
Die auf sieben Mitglieder geschrumpfte VP-Fraktion brachte dennoch schon bei der ersten, konstituierenden Sitzung des Lienzer Gemeinderates am 18. März einen ausformulierten Antrag ein und hielt ihre Argumente, unterstützt vom ehemaligen Buntallianz-Mitglied Sepp Blasisker (FPÖ) auch wacker aufrecht. Es sei klüger, mitzuspielen, als passiv abzuwarten, wer an diesem zentralen Platz künftig die Zügel in die Hand nehmen wird. Außerdem sei Grundkauf eigentlich eine Wertanlage, zumal sogar bei einer simplen Nutzung als Parkplatz der Ertrag des rund 4.000 m2 großen Areals ausreichen würde, um den Kredit für den Kauf zu finanzieren.
Elisabeth Blanik schmetterte den VP-Antrag mit satter Mehrheit ab.
Elisabeth Blanik schmetterte den VP-Antrag mit satter Mehrheit ab.
Dieser Linie der ÖVP hielten SPÖ, LSL und Grüne entgegen, dass abgesehen von den knappen Kassen der Stadt auch keine aufsichtsrechtliche Genehmigung für so ein Darlehen in wenigen Tagen zu erlangen wäre, also in jedem Fall Hasard gespielt werden müsste, ganz abgesehen von der Sinnhaftigkeit, gegen Investoren wie Markus Hellweger und René Benko in den Ring zu steigen. Von diesen beiden wisse sie, dass sie mitbieten, erzählte Bürgermeisterin Elisabeth Blanik und bekräftigte ihre Meinung, dass ein innerstädtisches Einkaufszentrum an dieser Stelle ein gutes Projekt für Lienz sei. Interessant war auch, dass Blanik im Zuge ihrer Gegenargumentation verriet, dass derzeit intensiv über den Kauf des Lienzer Stadtsaales verhandelt werde, den man dann um drei Millionen Euro sanieren müsse. Ein Projekt, das offenbar völlig hinter den Kulissen abläuft. Für langdienende Gemeinderatskiebitze war die Neuauflage des Juristenduells Christian Steininger gegen Gerwald Lentner (Ersatzmitglied für Christopher Handl) ebenso amüsant, wie die Grundsatzdiskussion über die richtige Anlagestrategie zwischen Sepp Blasisker und Armin Vogrincsics. Zudem gab der frischgebackene Clubchef der ÖVP, Alexander Kröll, sein Debüt als Debattenredner und nach einigen diskursiven Aufwärmrunden startete die Legislaturperiode mit einem Abstimmungsergebnis, das noch für viele Sitzungen symptomatisch sein dürfte: 9:12 gegen den Vorschlag der ÖVP.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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Der Lienzer Gemeinderat hat sich konstituiert

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10 Postings

Bessawissa
vor 9 Jahren

Das Kaufhaus Lienz wird uns Lienzer Bürger - und Auswärtige - noch länger beschäftigen. Dem Vorschlag, den Bauplatz als Parkplatz zu widmen, kann ich so nicht zustimmen, weil er sich kaufmännisch gesehen, als "tote Marterie" präsentiert. Positiv würde sich der zusätzliche Parkraum für unser "Innenstadt-Kaufhaus" (gemeint sind die Handels- und Gewerbebtriebe) auswirken. Denn: (günstiger) Parkraum wirkt sich positiv (erste Frage: wo kann ich während des Einkaufs parken) auf die Kundenfrequenz aus. Befürworten würde ich, wenn ich mitbestimmen könnte, eine Tiefgarage, allerdings nicht teurer, als die oberirdischen Parkplätze. Das geplante "Kaufhäusl" wird nicht das bringen, was propagiert wird. Höchstens Verlust von Arbeitsplätzen in der Innenstadt. Beispiele dafür gibt es andernorts zuhauf.

Worauf Lienz auf keinen Fall vergessen darf, sind ausreichend B u s p a r k - p l ä t z e. Innsbruck reagiert bereits, auf Grund des nach wie vor boomenden Bustourismus, darauf. Und was macht Lienz?

 
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amRande
vor 9 Jahren

Wie Globalisierung-Winner wie Douglas oder H&M "das Überleben vieler kleiner Händler und Gastronomen in Lienz ermöglichen" sollen, bedarf wohl einer näheren Erläuterung. Aufwachen lieber Horstmann, das "langsame, aber sichere Aussterben des Stadtkerns" hat schon lange stattgefunden! Wer das nicht glaubt, kann sich gerne im Lienzer Stadtkern ein Bild davon machen...

 
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    horstmann
    vor 9 Jahren

    Naja... die Stadt ist ja im Grunde vergleichbar mit einem Einkaufszentrum. Und in jedem Einkaufszentrum gibt es sogenannte Ankermieter die eine entsprechende Anziehungskraft auf Kunden haben, damit diese sich überhaupt erst auf dem Weg dorthin machen. Wegen Frisör, Bäcker oder Schuhändler fährt ja niemand extra ins Kaufhaus. Und genau diese Wirkung haben nun mal auch die genannten Beispiele. Natürlich bringt ein H&M der hemischen Wirtschaft mehr Schaden als Nutzen, aber die Leute die extra wegen den ach so tollen und billigen H&M-Sachen in die Stadt kommen kehren dann halt vielleicht auch noch wo auf einen Kaffee ein und besorgen ein Geburtstagsgeschenk in einem Lienzer Geschäft anstatt es bei Amazon zu bestellen. Wenn die von dir als "Globalisierungs-Winner" bezeichneten Ketten jetzt die Möglichkeit haben ins große neue Kaufhaus zu gehen, werden sie ihre Standorte in der Innenstadt mit Sicherheit aufgeben, weil nun mal nicht genug Kaufkraft für zwei Läden da ist. Dann gibt es leere Flächen in der Stadt die wiederum zu einem wahren Dominoeffekt führen. Und jetzt lieber caum12 darst du mir erzählen, wo genau der Stadtkern in Lienz ausgestorben ist. Jedes mal wenn ich dort bin ist nämlich erstaunlich viel lost...

     
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Macki
vor 9 Jahren

Aufwurf an dolomitenstadt.at: Ich (und sicherlich auch andere Lienzer) würd gern wissen wieviel Geld uns/ der Stadt Lienz Blaniks Südtiroler Freunde schulden und mit Abschluss dieses Insolvenzverfahren dann für immer und ewig verloren gegangen sind.

Irgendwie hab ich € 70.000 an Gebühren und Gemeindesteuern im Kopf. Wurde da etwas zu Sicherheit im Grundbuch angemerkt, wurde das beim Masseverwalter eingereicht? Gibts eine Chance irgendetwas zu bekommen? Fragen über Fragen. Liebe Journalisten, helft uns.

 
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Franz Brugger
vor 9 Jahren

Eine schlaue Rechnung: Parkplatz für 20 Jahre, dann wäre das Grundstück finanziert. Ist es das, was man sich auf diesem Areal wünscht? Imponierender Blickfang für Alle, die vom Westen, Norden kommen.

Und, sobald man etwas baut, was ja der Sinn sein sollte, muß man anders finanzieren, dann stimmt der Ansatz von Herrn Blasisker nicht mehr (Ich war nicht bei der Sitzung, aus dem Artikel schließe ich aber, dass Herr Blasisker diesen Vorschlag machte)

 
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    horstmann
    vor 9 Jahren

    Das mit dem Parkplatz ist sicher nicht die perfekte Lösung, da hätten sich die ÖVPler schon was besseres einfallen lassen können. Ich glaube allerdings auch, dass das nur ein Rechenbeispiel war um zu zeigen, dass die Finanzierung sogar mit der unkreativsten Verwertung der Fläche machbar ist. Kurz nachgerechnet: Sagen wir mal es gehen sich 100 Parkplätze aus (großzügig gerechnet). Eine Dreiviertelstunde parken kostet in Lienz derzeit 50 Cent. Wenn wir davon ausgehen, dass der Parkplatz 10 Stunden am Tag bewirtschaftbar ist und durchschnittlich zu 50% ausgelastet ist komme ich auf einen Umsatz von ca. 330 Euro am Tag bzw. 120.000 EUR im Jahr. Dann würde man für das Abstottern des Darlehens schon mal gut 33 Jahre brauchen. Aber wie gesagt... sehr grob und nur überschlagsmäßig gerechnet ohne jegliche Kosten für Errichtung, Betrieb, etc. einzukalkulieren.

     
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amRande
vor 9 Jahren

Lienz hat jahrzehntelang einen "Einkaufstempel" verschlafen. Debant lässt grüßen. Nun gäbe es die Möglichkeit, ein innerstädtisches, merkantil determiniertes Kommunikationszentrum zu schaffen, ohne dass dafür Grünland geopfert werden müsste. Die LienzerIhnnen fahren nach Spittal (Stadtpark), Villach (Atrio) oder Klagenfurt (City-Arkaden), die Kärntner fahren allenfalls zum OBI herauf, können dort aber weder einen Kaffee trinken noch einen Happen zu sich nehmen. Der Kleinhandel in Lienz wurde ebenso jahrzehntelang ausgehungert, noch ehe überhaupt ein Einkaufszentrum gebaut wurde. Die Globalisierung hat das Ihre dazu beigetragen. Nur Nischenhändler sind durch ihre Tüchtigkeit bzw. ihr vernünftiges Wirtschaften erhalten geblieben. Vor ihnen ziehe ich meinen Hut! Und werde dort einkaufen, noch lange nachdem das Kaufhaus Lienz in Betrieb gegangen sein wird.

 
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    hubert
    vor 9 Jahren

    @caum12: ich könnte es nicht treffender formulieren, stimmte dir voll und ganz zu. diesen weitblink hat die ÖVP Lienz noch nicht, da wird einfach so daher geplaudert, hauptsache wir haben mal einen antrag gestellt und sind wieder im gespräch. wenn da nicht mehr sinnvolles daherkommt, dann gute nacht ÖVP Lienz!

     
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    horstmann
    vor 9 Jahren

    Das sehe ich komplett anders. Lienz hat es nicht verschlafen sondern einfach Glück gehabt, dass kein sinnloses Einkaufszentrum gebaut wurde und stattdessen in die Revitalisierung der oberene Altstadt investiert wurde. Dort befinden sich jetzt auch die Geschäfte (H&M, Douglas, etc.) die Frequenz bringen und damit auch das Überleben vieler kleiner Händler und Gastronomen in Lienz ermöglichen. Wenn das Kaufhaus erstmal steht werden viele der Ketten dorthin abwandern und dann gibts leere Flächen und ein langsames, aber sicheres Aussterben des Stadtkerns. Wer das nicht glaubt kann sich gerne in Villach, Wörgl oder sonst noch wo ein Bild davon machen.

     
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NaturPur-YeahYeahYeah
vor 9 Jahren

Und die Grünen stimmen schon wieder brav und gehorsam für mehr Verkehr und Geschäftesterben in der Stadt. Wofür wählt man diese Partei eigentlich noch, wenn sie schon wieder nur den Großen nachläuft, um ja bei den Machtspielen ein Wörtchen mitreden zu können?

 
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