Am 20. März 2016 werden es genau hundert Tage sein, an denen die 13 Jugendlichen, zehn aus Afghanistan und drei aus Somalia, dieses Wohnhaus bezogen haben. Die unbegleiteten Flüchtlinge zwischen 14 und 16 Jahren, die einen langen Weg hinter sich gebracht haben, bevor es sie im Dezember letzten Jahres nach Osttirol verschlagen hat, wohnen in einer Wohngemeinschaft des SOS-Kinderdorfes und haben in Dölsach nun einen sicheren Platz gefunden.
Viktor Trager, der Pressesprecher von SOS-Kinderdorf, weiß, dass „die Flucht männlich ist“. Die Strapazen, die die Flüchtlinge auf sich nehmen müssen, um einen sicheren Ort zu finden, werden Mädchen und Frauen nicht zugetraut. Stolz ist Trager über die 180 neuen Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die sich über alle Bundesländer erstrecken.
Die insgesamt sechs BetreuerInnen sowie ein SOS-Kinderdorf-Leiter und ein pädagogischer Leiter stehen den Jugendlichen im Wohnhaus in Dölsach Tag und Nacht zur Seite. Auch für die BetreuerInnen ist und bleibt es eine große Herausforderung, mit den Jugendlichen zu arbeiten. Doch diese harte Arbeit bringt auch schöne Seiten mit sich, erklärt der pädagogische Leiter, Egon Wibmer. Die Jugendlichen fassen langsam Vertrauen und haben schon ihre Bezugspersonen im Betreuerteam gefunden. Sie sind auch stolz, wenn sie ihre Deutschkenntnisse im täglichen Zusammenleben und im Alltag anbringen können. Sechs der Jugendlichen besuchen die Pflichtschule, die restlichen sieben haben das Pflichtschulalter überschritten und nehmen am Deutschkurs im Haus teil.
Die Gemeinde, so Bürgermeister Josef Mair, unterstützt dieses Projekt, das innerhalb der Gemeinde Zustimmung findet. Vor dem Einzug der Jugendlichen hat es ungefähr ein halbes Jahr an Vorbereitung erfordert, das Haus als Wohngemeinschaft zu adaptieren und die eine oder andere Renovierungsarbeit durchzuführen, bestätigt Guido Fuss, der SOS-Kinderdorf Leiter. Fuss ist sehr glücklich mit der Entwicklung dieses Projektes und freut sich, dass in dieser Zeit viel entstanden ist. Er berichtet auch über die anfänglich größte Herausforderung im Umgang mit den Kindern. Die Sprache bzw. die Sprachbarriere!
Keiner der Buben spricht Englisch. Auch untereinander hatten die Minderjährigen Verständigungsprobleme. In Afghanistan wird Persisch, auch Farsi bzw. Dari genannt, gesprochen und die Schriftzeichen sind arabisch. In Somalia ist seit 1972 das lateinische Alphabet gebräuchlich und die Amtssprache ist Somali. Was die Buben jedoch verbindet ist der Sport!
Das hat auch der Vereinsvertreter der hiesigen Fußballmannschaft, Hermann Jungmann, erkannt. Er hatte die Kinder beim Spielen beobachtet und gesehen, dass vielleicht das eine oder andere Talent darunter sein könnte. Die U-14 Mannschaft hat die jungen Spieler sofort positiv und vorurteilsfrei ins Teamspiel aufgenommen und schließlich haben es jetzt zwei der Flüchtlingskinder in die U-14 Mannschaft geschafft. Jungmann erzählt von einem langen bürokratischen Weg, den im Grunde jeder ausländische Spieler, der eine Spielerberechtigung haben möchte, gehen muss. Doch bei den Flüchtlingskindern sind die Amtswege halt noch ein bisschen länger als im Normalfall.
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