Gemeinderatswahl: Oberländer Wahlnachlese
Überraschendes, Bedenkliches, Persönliches – ein Kommentar.
Als Wahlorakel bin ich gescheitert. Bezeichnete ich es etwa als ziemliche Überraschung, sollte Robert Mössler in Untertilliach nicht Bürgermeister bleiben, überraschte er nicht nur mich schon vor der Wahl und strich die Segel. Weil er keine Lust hatte, sich gegen eine absehbare Oppositionsmehrheit im Gemeinderat zu behaupten. Ein Schicksal, das nun für die Bürgermeister in Außervillgraten und Heinfels Fakt ist.
In Innervillgraten hingegen brachten die Wahlen die Bestätigung im Amt für Josef Lusser. Wohl auch Dank der Vorwahlen, die sein Vater und langjähriger Innervillgrater Bürgermeister ins Leben gerufen hatte. Was manchen als Demokratiegewinn erscheinen mag, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Instrument zum Machterhalt. Die rechtlich nicht bindenden Vorwahlen lassen für Amtsinhaber viele Möglichkeiten der Gegenreaktion offen, um das sichtbar gewordene Ergebnis noch in sein Gegenteil zu verkehren. Eine Übung, die Lusser offenbar prächtig gelungen ist.
In Sillian gab und gibt es diese machterhaltende Bürgerbefragung nicht. Der Verlust der absoluten Mehrheit für die Gruppierung unter Ägide des aus dem Amt und dem Gemeindeparlament scheidenden Erwin Schiffmann mit dem etwas sperrigen Namen „Gemeinschaftsliste der ÖVP Peter Duracher“ war die eine Überraschung, die andere die Kür von Hermann Mitteregger zum Bürgermeister. Besonders überrascht davon schien der Auserkorene selbst zu sein.
Wie konnte es dazu kommen? Zum einen wurde nach dem Nicht-Wiederantreten einer dritten Gruppierung – „Wir für Euch“ – ein breites, vorher zwei Mandate umfassendes Wählerpotential frei. Das „Team Sillian“, mit Mitteregger als Spitzenkandidat, legte unter Wahlkampfleiter Peter Leiter einen professionellen Teamwahlkampf hin, der stark auf persönlichen Kontakt setzte, das Internet bewusst zurückhaltend mit Informationen bediente und sich programmatisch äußerst vage bis bedeckt hielt. Der persönliche Kontakt und die direkte Bürgeransprache dürften den sachpoltischen Aspekt als Wahlargument weit hinter sich gelassen haben.
Sachpolitik stellten Peter Duracher und als sein wahlkämpfender Wortführer, der scheidende Bürgermeister, in den Mittelpunkt ihres Auftritts. Dabei gelang es Duracher nicht, als Kandidat Profil zu gewinnen und in den Vordergrund zu treten. Diese politische Blässe ließ Mitteregger in einem vorher so nicht gesehenen Licht erscheinen.
Persönliche Aspekte und Vorlieben drücken sich auch in der Vergabe der Vorzugsstimmen aus. Einmal mehr gelang Anton Calovi das stärkste Ergebnis aller Bewerber, gefolgt von Peter Leiter und Karl Heinz Schranzhofer, alle vom „Team Sillian“. Schiffmann, der einen Bruchteil von Calovis Vorzugsstimmen erhielt, zieht sich nun auch aus dem Gemeinderat zurück.
Der Machtwechsel von einer ÖVP geführten Fraktion zur anderen ÖVP geführten Fraktion ist fließend. Für Schiffmann ist er bitter und wohl der Grund, warum der bisherige starke Mann der Marktgemeinde sich am Ende ganz von der Politik verabschiedet. Blickt er doch auf viel engagierte Arbeit zurück, die er durch das Wahlergebnis vermutlich nicht ausreichend gewürdigt sieht. Schiffmann nimmt das persönlich. Sein autokratisch und manchmal wenig dem Bürger zugewandt wirkender Regierungsstil war vor allem von akribischer Entscheidungsvorbereitung geprägt, die meist einstimmige Gemeinderatsbeschlüsse aller Fraktionen nach sich zog. Ob dies auch in Zukunft in dem Oberländer Ort gelingt, wage ich nicht vorherzusagen. Wie schon gesagt, als Orakel bin ich gescheitert.
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