Mama warum muss man so heimlich wählen?
Auch an meiner Familie ist der Wahlsonntag nicht spurlos vorübergegangen.
Mein kleiner Sohn hat mich heute gefragt: „Mama warum muss man so heimlich wählen? Ist das nicht egal, wenn der andere weiß, was du ankreuzt?“ Eigentlich ist es schon egal, nur manchmal müsste man seine Entscheidung dann begründen und das geht wirklich niemanden etwas an. Oder? Auch an meiner Familie ist dieser Wahlsonntag in Osttirol also nicht spurlos vorübergegangen und hat mir ein Gespräch über Demokratie und ihre Blüten eingebracht.
Letztlich entscheidet immer das Volk und das sind wir. Jeder einzelne von uns, der zur Wahl geht und seine Stimme abgibt, prägt die politische Landschaft in seiner Heimatgemeinde ein kleines Stück mit. Wir haben bei dieser Wahl nur wenige Überraschungen erlebt, aber die Aussage liegt manchmal im Detail und in der Statistik.
Wie regiert man eine Gemeinde, die so gar nicht vom einzigen Bürgermeisterkandidaten regiert werden will und aus Protest zu fast 30% ungültig wählt? Kein einfacher Amtsantritt. Schöner ist der Gang ins Bürgermeisteramt dann schon, wenn man trotz aller Prognosen doch nicht in die Stichwahl muss. Dem wählenden Gemeindevolk war auch die – nicht zu bestreitende – politische Erfahrung des einen Kandidaten nicht in dem Maße sympathischer als der junge, frische Gegenkandidat – das Volk liebt David gegen Goliath! Manchmal auch nur aus Prinzip. Eine neue Frau Bürgermeister – lieber doch den amtsmüden alten. Sicher ist sicher. Altbewährtes hält sich gut, in ganz Tirol ist das übrigens so. Da können noch so viele Listen in einer Gemeinde aufgestellt werden.
Wäre das eine oder andere Ergebnis vielleicht anders ausgefallen, ohne Schulterschluss, den das Gemeindevolk nicht wollte oder ohne vorangegangene, hässliche Verunglimpfungen? Meinen Kindern erzähle ich immer, dass man selber nicht besser dasteht, wenn man andere schlecht macht. Aber letztlich bin ich froh, dass sie noch keine Wahlberichterstattungen lesen, egal ob auf Gemeinde-, Bundes- oder internationaler Ebene.
Wir sind das Volk und egal in welcher Gemeinde in Osttirol, in den kleinen und auch größeren Fraktionen, gewählt haben auch wir. Deshalb macht es wenig bis gar keinen Sinn, hinterher zu schimpfen, der Wähler ist doch so blöd. Wir sind der Wähler und auch wenn nicht jeder von uns mit dem Endergebnis zufrieden ist, das ist Demokratie und wir sind aufgerufen, mitzumachen. Die neue Bürgermeisterin aus Kals hat das in einem ersten Interview sehr schön so ähnlich formuliert: "Arbeitspolitik ist wichtig um meinen Ort voranzubringen, wir müssen gemeinsam arbeiten. Schimpfen hilft nichts!"
Mögen die neuen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Bezirk einen freundlichen Amtsantritt erleben und ganz ernsthaft noch einmal daran denken, ohne Bürger wärt auch ihr keine Meister.
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