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Meinhard Pargger will mehr Schall zum Rauch

VP-Vizebürgermeister hält ein Plädoyer für den Einbau von Rauchmeldern.

Hätte auf dem Tisch vor Meinhard Pargger nicht das Schildchen „Wir Lienzer“ gestanden – die Präsentation des VP-Bürgermeisterkandidaten hätte glatt als AK-Veranstaltung durchgehen können. Pargger, im Hauptberuf bei der Arbeiterkammer beschäftigt und so gesehen auch Konsumentenschützer, warb bei einer ÖVP-Pressekonferenz zum Thema „Sicherheit“ nämlich primär für die Installation von Feuermeldern auch in älteren Häusern.

Es wurde ein recht lebendiges Plädoyer für den Einbau der unter Umständen lebensrettenden Piepser, deren Lautstärke Gemeinderatskollege Charly Kashofer als Assistent vorführte und deren Sinnhaftigkeit – so überhaupt jemand daran zweifelt – die beiden altgedienten Feuerwehrler Hans Stefan und Lois Lugger untermauerten.

Hans Stefan, Meinhard Pargger, Alois Lugger und Karl Kashofer bei der Rauchmelder-Demonstration. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner
Hans Stefan, Meinhard Pargger, Alois Lugger und Karl Kashofer bei der Rauchmelder-Vorführung. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner

Natürlich war die Botschaft wenige Tage vor der Wahl auch politisch gedacht, die ÖVP will in der ersten Sitzung nach der Wahl einen Antrag einbringen, dass die 235 städtischen Wohnungen, die hauptsächlich Altbauten sind, mit solchen Feuermeldern nachgerüstet werden. Rund 25.000 Euro würde das kosten, der Widerstand im Gemeinderat wird sich – unabhängig von dessen Zusammensetzung – wohl in Grenzen halten. Rund 40 Euro kostet ein Melder, man soll „einen guten kaufen“, riet Kashofer, mit einer 10-Jahres-Batterie. Und man soll das Ding auch regelmäßig testen, aber um Gottes willen nicht auf einen Sessel steigen, das wäre ja wieder ein Sicherheitsrisiko, sondern vielleicht einen Besenstiel zu Testzwecken verwenden. Unklar blieb, wie dieser Besenstiel zum Rauchen gebracht werden könnte.

Neben solchen, an „Tipps aus dem Baumarkt“ erinnernden Einlagen gab es aber durchaus auch den ernsten Hintergrund zur politischen Botschaft. Rund 40 Menschen sterben in Österreich jährlich bei Bränden, erklärte der ehemalige Bezirksfeuerwehrkommandant Hans Stefan, 400 teils schwer Verletzte seien zudem zu verzeichnen. 90 Prozent der Brandopfer sterben an Rauchvergiftung, zwei Drittel von ihnen werden im Schlaf überrascht.

Rauchgas ist extrem gefährlich. Alois Lugger, VP-Gemeinderat und seit 35 Jahren Feuerwehrmann, erinnerte an tragische Todesfälle der jüngsten Zeit auch in Osttirol. Und Hans Stefan beschrieb die brandgefährliche Wirkung von Kohlenstoffdioxid- und -monoxid, den Hauptbestandteilen von Rauchgas: „Nach drei Atemzügen ist man bewusstlos, nach zehn Atemzügen tot.“ Unter den Brandursachen führt der "Elektrodefekt", gefolgt von "Rauchen im Bett".

Neben den Maßnahmen in der Stadt wolle man vor allem auf die Wohnbaugenossenschaften einwirken, auch ältere Häuser nachzurüsten. In Neubauten sind Feuermelder ohnehin gesetzlich vorgeschrieben. Apropos Gesetz: Zuständig ist das Land. Im Gegensatz zu Kärnten gibt es in Tirol keine gesetzliche Pflicht, Wohnungen nachzurüsten. Warum Pargger nicht gleich mit seiner Forderung zu den VP-Mandataren im Landtag oder den zuständigen Landesstellen geht? „Weil wir in Lienz schneller sein wollen.“

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

5 Postings

mienekugel
vor 9 Jahren

"Speed kills" ist bei der ÖVP ja nichts Neues...

Der Besenstiel muss übrigens nicht unbedingt rauchen, da mit ihm üblicherweise nur eine Testtaste am Rauchmelder betätigt wird. In der "Wir Lienzer"-Parteizentrale dürften allerdings auch ohne Besenstiel die offensichtlich momentan heftig rauchenden Köpfe zum Auslösen eines Feuermelders führen. Daher mit dem Nachrüsten lieber doch bis nach der Wahl warten...

 
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horstmann
vor 9 Jahren

Grundsätzlich ist das ja eine sehr gute Geschichte. Der Zeitpunkt und die gesamte Inszenierung sind jedoch eher fragwürdig. Ich würde mich als Journalist da ein bisschen "gepflanzt" vorkommen, wenn wegen sowas eine Pressekonferenz einberufen wird, wobei man als Lokalredakteur sicher öfter mit solchen Dingen zu tun hat. Aber ja, in weniger als 2 Wochen wird gewählt und irgendwas muss schließlich gemacht werden. Luftballons verteilen ist halt auch zu wenig...

Ich frage mich wo die richtigten Themen sind. Warum wird Blanik nicht angegriffen? Was ist mit der Kaufhaus Lienz Geschichte, wo eh täglich neue Munition geliefert wird? Was ist mit dem Schulzentrum Nord und dem Thema Verkehr? Meinetwegen Tourismus, Hochstein oder sonst irgendas? Wo bleiben die Ideen, Visionen, Pläne?

 
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gruenxi
vor 9 Jahren

Wenn der GR-Feuerwehrmann die Gefahr von Rauchgas-Vergiftungen erst im Wahlkampf aufgreift, ist mir ein Rätsel. Warum wurde nicht schon längst ein Antrag auf Installierung der Rauchgasmelder eingebracht ? Thema müsste im Interesse von Menschenleben schon längst abgeschlossen sein. Fällt der ÖVP sonst nichts ein ? Oder glaubt man, dass die Bevölkerung die vielen Versprechen schon vergessen hat ? Vordringlich z.B. Schule Nord. Die Politik der "Wir Lienzer" ist einfach peinlich und Holzwurm hat recht. Wer die Bösen und wer das Kasperl ist, scheint klar. Allerdings nur in Märchen gewinnen die Kasperln immer.

 
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holzwurm
vor 9 Jahren

Wettbewerb der Peinlichkeit: Lugner gegen Pargger

 
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skeptiker
vor 9 Jahren

"....Warum Pargger nicht gleich mit seiner Forderung zu den VP-Mandataren im Landtag oder den zuständigen Landesstellen geht? „Weil wir in Lienz schneller sein wollen.“ ...." Diese Aussage vor einer Wahl ist doch etwas perfide. Hier geht's nicht um den Schutz der Menschen sondern nur um die potentiellen Wähler der 235 städtischen Wohnungen. Ansonsten wäre eine Pflicht, Wohnungen tirolweit nachzurüsten wohl der einzige richtige Weg - das ist kein Wettkampf wer schneller ist.

Allgemein könnten die Bürger aber auch selbst aktiv werden -ohne Vorschrift- da ein Brandmelder unbestritten Sinn macht. Die kolportierten 100€ pro Haushalt sollte einem die eigene Sicherheit schon wert sein.

 
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