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SPÖ, LSL und GUT koppeln ihre Listen in Lienz

Gemeinsames Ziel: Verhinderung einer absoluten VP-Mehrheit.

listenkoppelung-lienz
"Wir sind keine Koalition", betonen Gerlinde Kieberl (GUT), Elisabeth Blanik (SPÖ) und Uwe Ladstädter (LSL). Dennoch werden die Wählerstimmen ihrer Listen zusammengezählt. Man nennt das "Koppelung".

Was gestern noch ein offenes Geheimnis war, ist heute offiziell: In Lienz „koppeln“ die Listen von SPÖ, GUT (alias Grün) und die Liste Stadt Lienz (LSL) ihre Wählerstimmen bei der Gemeinderatswahl am 28. Februar. Das gab LSL-Frontmann Uwe Ladstädter am 12. Februar per Aussendung stellvertretend auch für die SPÖ und die Grünen bekannt.

Unisono unterstreichen die drei Gruppierungen, dass dies keine Koalition bedeutet, sondern eben nur eine taktische Listenkoppelung mit dem Ziel, ein wahlarithmetisch bedingtes Abwandern von Mandaten zur ÖVP zu verhindern. Um diese Taktik zu verstehen, muss man sich wohl oder übel auf die mathematischen Hintergründe der Mandatsermittlung nach einer Wahl einlassen.

Es kann nämlich nicht einfach die Zahl der gültigen Stimmen durch jene der zu vergebenden Mandate dividiert werden. Bei der Zuteilung von Mandaten zu den wahlwerbenden Gruppierungen bleibt auch ein „Rest“ an Stimmen, der ebenfalls proportional in Mandate umgerechnet werden muss. Dazu wird das D´Hondt-Verfahren angewendet, das Mathefreaks auf Wikipedia gut nachlesen können. Ohne sich auf Details einzulassen: Dieses Auszählungsverfahren begünstigt größere Parteien vor allem dann, wenn es große Unterschiede in den Parteistärken, eine hohe Anzahl antretender Parteien und eine niedrige Anzahl zu vergebender Sitze gibt.

SPÖ, LSL und Grüne schreiben diesem Phänomen auch zu, dass 2010 die ÖVP die „billigsten“ Mandate bekam und sich so eine absolute Mehrheit im Lienzer Stadtparlament sicherte. Deshalb wird diesmal „gekoppelt“. Koppeln bedeutet nichts anderes, als dass im ersten Durchgang der Auszählung die drei Listen wie eine (größere) Gruppierung behandelt werden. Ihre Stimmen werden zunächst zusammengezählt. So steigt die Chance auf Zuteilung begehrter Reststimmen-Mandate. Diese müssen dann allerdings unter den drei gekoppelten Listen weiter verteilt werden. Und das geschieht – erraten – wieder nach dem D´Hondt-Verfahren.

Da man damit rechnen muss, dass die SPÖ weit mehr Stimmen einfährt, als die 2010 aus dem Stadtparlament gekickten Grünen und die LSL, wird bei der internen Aufteilung der Mandate vermutlich die Liste der Bürgermeisterin profitieren. Uwe Ladstädter ist das bewusst: „Wir haben vielleicht nichts von der Koppelung, das ist mir völlig klar. Die Reststimmen gehen wahrscheinlich an die SPÖ. Das ist mir aber lieber, als an die ÖVP.“

Gemeinderatswahlen 2016 Osttirol

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

14 Postings

Franz Brugger
vor 9 Jahren

@Horstmann: Warum immer die alte Leier, links - rechst? Das trifft für die Wahlwerber in Lienz wohl kaum zu, die sind alle in der Mitte angesiedelt..

Die Wähler werden kaum über Programme (weil vor der Wahl verspricht jeder ALLES) sondern über das Auftreten der Parteien, ihrer Mandatare und das politische Klima denken und abstimmen. Es hat sich gezeigt, dass eine absolute Mehrheit verbunden mit eingefleischten Parteipolitkern mit Sicherheit nicht das BESTE ist.

Ich hoffe, dass es eine Konstellation gibt, dass weder die ÖVP+Basisker ider die Buntallianz für sich die Mehrehit im GR erhalten, weil dann ist man zur Zusammenarbeit verpflichtet.

 
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skeptiker
vor 9 Jahren

@bessawissa - glaube ich nicht. Es geht um die RESTSTIMMEN. Ich glaube nicht, dass sich ein Wähler bei seiner Wahlentscheidung über die Reststimmen Gedanken macht - er/sie will ja die Partei X wählen. Bis zu dieser Kopplungsdiskussion haben wahrscheinlich die wenigsten z.B. LSL, Grünen Wähler gewusst, dass - wenn ihr Stimme zu den Reststimmen gefallen ist - diese Stimme bei den letzten Wahlen der ÖVP zugefallen ist. Und was soll die Kopplung mit "Machtstrategie" zu tun haben? Ist diese Kopplung nicht vorhanden, fallen die Reststimmen automatisch der stimmenstärksten Partei zu - aller Voraussicht also der OEVP. Dies wäre dann gerechter ... ??????? Die Kopplung gibt den kleineren Listen einfach die Möglichkeit zu entscheiden, wenn die Stimmen schon weg sind, wen sie nützen sollen.

 
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Bessawissa
vor 9 Jahren

Mit Ihrem Beitrag, Herr Brugger, gehe ich nicht konform. Glauben Sie im Ernst, die Wähler hätten 2010 bei einer Koppelung zw. LSL und Grün gleich entschieden, wie sie entschieden haben? Mitnichten! So ist es auch jetzt. Seit der Bekanntgabe der - legalen - Koppelung der "großen Drei" (S-G-L) haben wir eine völlige neue Situation. Das Wahlverhalten wird sich verschieben, weil manchen Bürgern die Machtstrategie (Lienz total in roter (!) Hand), die hinter der Enscheidung steckt, zuwider ist. Die Wähler/Innen haben das letzte Wort, nicht die Strategen. PS: Es wird künftig einen Zug - um eine Miliarde Euro!) - nach Cortina geben. Von einem Direktzug nach Innsbruck können wir nach wie vor nur träumen. Von wegen, m e h r Ö f f i s!

 
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Sepp Brugger
vor 9 Jahren

Ich halte den Kommentar für einseitig und habe mir von einem kritischem Medium, wie dolomitenstadt.at, etwas mehr Objektivität erwartet. Koppeln ist nichts Negatives sondern nur ein legitimes demokratisches Mittel eine etwas gerechtere Mandatsverteilung zu erreichen. Durch eine Koppelung kann verhindert werden, dass Listen mit 43 % der Stimmen eine absolute Mehrheit im Gemeinderat haben (siehe letztes Wahlergebnis in Lienz). Ich verstehe nicht was daran schlecht sein soll, zumal durch das koppeln nur die Schwächen des d`Hondtschen Systems ausgeglichen werden können.Eine Koppelung stärkt auch nicht automatisch die stärkste der gekoppelten Listen sondern diejenige Liste, die die größte Anzahl von Reststimmen aufweist. Koppelung ist vor allem auch eine Möglichkeit für kleinere Listen doch noch bei der Mandatsverteilung berücksichtigt zu werden. So hätten die Grünen bei den letzten Gemeinderatswahlen in Lienz ein Grundmandat gemacht, wenn die LSL mit den Grünen gekoppelt hätte.Eine Koppelung bewirkt auch eine andere Verteilung der Gemeindevorstands-bzw. Stadtratssitze. So wäre nach den letzten Gemeinderatswahlen in Lienz 2010, bei einer Koppelung von SPÖ LSL und Grüne,der Stadtrat mit zwei SPÖ Mandataren und zwei ÖVP Mandataren besetzt worden. Dies hätte das Wahlergebnis eher abgebildet als die derzeitige 3:1 Verteilung im Stadtrat. Damit wären Kompetenzüberschreitungen des Stadtrates wie zuletzt beim Ankauf des Egger-Lienz Bildes nicht möglich. Eine Koppelung ist daher für mich ein wichtiges demokratiepolitisches Mittel. Ich verstehe daher nicht was daran schlecht sein soll. PS: in Matrei hätte bei den letzten Wahlen eine Koppelung der nicht-Bürgermeisterlisten nichts an der Mandatsverteilung geändert.

 
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skeptiker
vor 9 Jahren

Verstehe die Aufregung nicht. Die Reststimmen sind für die kleinen Listen normalerweise sowieso verloren. So entscheiden die Listen halt, wer davon profitieren soll. Letztes Mal (ohne Kopplung) war's die OEVP, dieses Mal die SPOE. Warum soll das jetzt schlimmer sein wie wenn die Stimmen der OEVP zufallen? Wenn dass das Wahlgesetz so vorsieht, dann ist es auch korrekt es anzuwenden. Das ist weder "Ignoranz" gegenüber des Wählers noch Machtanspruch.

 
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bergfex
vor 9 Jahren

Nur um Machtanspruch zu wahren , würden diese Personen wohl auch die Großmutter dem Teufel verkaufen.

 
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unholdenbank
vor 9 Jahren

@Bessawissa

Ja, das scheinst Du wirklich zu sein. Deine Zweifel an Frau Blanik in allen Ehren, aber sie wird sich kaum daran halten, sondern ihren eigenen Weg gehen. Und nochmals für die Begriffstützigen: Koppeln ist NICHT gleich koalieren ! Koppeln ist lediglich das Verhindern, dass Wählerstimmen aus dem Reststimmenverfahren im politischen Nirwana verschwinden. Genau das nämlich will kein Wähler. Alles, was vor dem 28.2.2016 über die Mandatsverteilung geschrieben wird ist Kaffesudleserei !!!!

 
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Bessawissa
vor 9 Jahren

Alles T h e o r i e, was da zum Wahlausgang m i t Koppelung bei der letzten GR-Wahl geschrieben wird. Wer weiß (Hellseher?, wie sich Wähler bzw. Wählerinnen entschieden hätten? Schade, dass sich LSL und Grüne an das Gängelband der SPÖ heften. Bürgermeisterin wird Frau Blanik voraussichtlich bleiben, aber die Mehrheit im Gemeinderat soll/darf sie nicht haben. Ich habe nämlich starke Zweifel an der Zukunftspolitik der "starken Frau" für die Stadt Lienz. Im Übrigen bin ich froh, dass vor sechs Jahren ein Herr Huber vom BZÖ kein Mandat erreicht hat. Da wärs "rund" - gegangen im Gemeinderat. Ihm und den Grünen haben halt ein paar Zehntel zum Pokal gefehlt. Die WählerInnen wollten es so.

 
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chiller336
vor 9 Jahren

ist es zufall dass sich jetzt vor der wahl soviele beiträge auf dolomitenstadt um die frau bgm drehn? erinnert mich beinahe an bgmak - aber da muss frau blanik - was die menge an kommentaren angeht - noch a bissi aufholen :)

 
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unholdenbank
vor 9 Jahren

@sw Ignoranz gegenüber dem Wähler wäre, zu behaupten, dass Koppeln etwas undemokratisches sei. Sogar Herr Malaun, Hauptgeschäftsführer der ÖVP Tirol, sieht Koppeln als zutiefst demokratische Massnahme. Koppeln bedeutet nicht koalieren, sondern die Resstimmen der Wähler einer Partei nicht verloren gehen zu lassen, also geradezu das Gegenteil von Ignoranz. Das d'Hondt'sche System bevorzugt große Parteien überproportional - Koppeln gleicht das wieder ein bisschen aus.

Leider wird das legitime Recht von Wahlwerbern von der "Gegenseite" als taktisches Manöver hingestellt - ein alter Schmäh.

 
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horstmann
vor 9 Jahren

Natürlich ist das ein legitimes Mittel. Fakt ist aber das die Stimmen so oder so nicht verloren gehen können. Wenn nicht gekoppelt wird gehen sie an die Stimmen an die stärkste Partei (vorraussichtlich wieder die ÖVP). In diesem Fall gehen die Reststimmen an die stärkste der drei gekoppelten Parteien (mit Sicherheit die SPÖ). Bei den Grünen versteh ich das ja, aber warum die LSL hier bürgerliche Stimmen an das linke Lager verschenkt kann ich nicht ganz verstehen. Ich bleib dabei: Wer LSL wählt wählt diesmal SPÖ.

 
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sw
vor 9 Jahren

Diese "Taktik" zeigt einmal mehr die Ignoranz gegenüber dem Wähler. Dies ist aber ohnehin nichts neues ...

 
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Spitzkofel
vor 9 Jahren

@Horstmann

Ist doch ein legitimes Mittel!

Und so gehen wenigstens die Stimmen nicht nutzlos verloren! Siehe letzte Wahl! Bei einer Koppelung z.B. von Grün und der Liste von Hrn. Hunsamer wäre ein Mandat drinnen gewesen - Ohne Koppelung nix für beide Listen! Schon mal in diese Richtung überlegt? Und das eine Stimme für die LSL eine für die SPÖ ist ist ja auch Blödsinn! Geht ja um die Reststimmen!

 
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horstmann
vor 9 Jahren

Ich habe die Liste Stadt Lienz immer als vernünftige und bürgerliche Alternative zur ÖVP gesehen. Zumindest die handelnden Personen (allen voran Hannes Schwarzer und Uwe Ladstätter) sind für mich klassische Vertreter einer bürgerlichen (und damit ja auch irgendwie schwarzen) Politik. Dass die LSL jetzt ausgerechnet der einzigen Alternative zur Sozialdemokratie in den Rücken fällt wundert mich doch sehr. Die einzige Gruppierung, die von dieser Koppelung profitiert ist die SPÖ, was wiederum bedeutet: Wer LSL wählt schenkt der SPÖ Stimmen. Das dürfte alle schwarzen Nicht-ÖVP-Wähler (und das sind ja doch auch einige) dann doch abschrecken. Schade.

 
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