Eine Wahl ohne Wahlmöglichkeit verkommt schnell vom demokratischen Grundrecht zur lästigen Pflicht. Praktisch in letzter Minute tauchte in Nikolsdorf eine neue Liste auf, die der bislang propagierten Einheitsliste des regierenden Bürgermeisters Georg Rainer die Stirn und den Gemeindebürgern die Wahl bieten möchte. Der Listenerste der „Liste eins“, der auch für das Bürgermeisteramt kandidiert, ist kein Unbekannter. Wolfgang Steiner fällt regelmäßig bei den Vollversammlungen des TVBO mit Kritik an Obmann Franz Theurl auf. Steiner ist einer der Köpfe des „Team Osttirol“ und seit einem guten Jahr auch Geschäftsführer des Flugplatzes in Nikolsdorf.
Um ihn scharen sich erstaunlich viele Gemeindebürger. Auf der Liste steht die maximal erlaubte Zahl von 22 Namen. Es gäbe darüber hinaus auch eine noch längere Unterstützerliste. Steiner: „Um in Nikolsdorf die Möglichkeit des Wählens zu erhalten, haben wir uns entschieden, mit einer unabhängigen Liste anzutreten. Wir wollen mit Kreativität und frischen Ideen einen Wandlungsprozess im Ort in Gang setzen.“
Steiner verweist auf eine hohe Frauenquote „die es in dieser Art kaum anderswo gibt“ und auf ein ausformuliertes Strategiepapier für die künftige Gemeindepolitik, es artikuliere im Wesentlichen „den Wunsch nach mehr Mitsprache, Transparenz und Information, nach Meinungsvielfalt und moderner Nutzung des menschlichen Potentials, das in einem Ort mit vielen selbstständig denkenden Menschen vorhanden ist.“
Zieht die „Liste eins“ in den Nikolsdorfer Gemeinderat ein, dann platzt der Plan der Einheitsliste des regierenden Bürgermeisters Georg Rainer. Der wollte drei Fraktionen im Gemeinderat zwar erhalten, aber zu einer gemeinsamen Wahlplattform zusammenschweißen und – eigentlich ein Kuriosum – die Mandatsverteilung schon vor der Wahl fixieren. In anderen Worten: wie gewählt wird ist egal, alle Fraktionen bleiben mit der bestehenden Mandatszahl einfach im Gemeindeparlament sitzen. Ausgeschnapst war: Fünf Mandate für die Bürgermeisterliste, drei für die „Bürgerliste“ und zwei für die Liste „Für Nikolsdorf“. Macht zusammen zehn von elf zu vergebenden Mandaten.
Allerdings war schon bei der Paktierung dieses Machtverteilungsplanes die unabhängige Mandatarin Margit Ploner auf dem elften Sitz ein lästiger Störfaktor. Sie kandidiert jetzt auf Platz zwei hinter Steiner, es folgen Sigmund Huber, Marianne Mair, Andreas Mayerhofer und Robert Fasching auf den weiteren Plätzen. Angenommen die „Eins“ (Akronym für: „Entwicklung und Ideen für Nikolsdorfs Zukunft“) macht mehr als ein Mandat, kommt die Postenvergabe-Arithmetik der Einheitsliste gehörig ins Wanken.
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