Wie alt sind Osttirols Bauernhöfe?
Ein Projekt des Heimatpflegevereins Anras sucht nach Antworten auf diese Frage.
Fragt man Besucher, was sie an Osttirol am nachhaltigsten beeindruckt und berührt, geben sie neben der einzigartigen Naturlandschaft meist die alten Holzhäuser und die lokale Holzarchitektur an, die alten Bauernhöfe, die Kornkästen und die Almhütten. Von den Einheimischen werden diese bäuerlichen alpinen Holzbauten oft wenig geschätzt, vermutet der Heimatpflegeverein Anras, denn viele Bauten sind dem Verfall preisgegeben oder wurden in den letzten 50 Jahren abgerissen, zumal sie als nicht mehr zeitgemäß gelten.
Der Heimatpflegeverein Anras hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, mehr über "die ältesten Juwele aus Holz herauszufinden". Im Rahmen des Projekts „Bauhistorische Analyse und dendrochrologische Datierung ausgewählter erhaltenswürdiger bäuerlicher Kulturgüter des Osttiroler Hochpustertales“ werden zwölf ausgewählte Holzbauwerke altersmäßig datiert und bauhistorisch zugeordnet. Mit Hilfe der Dendrochronologie, einer Datierungsmethode, die die Jahresringe von verarbeitetem Holz vermisst und anschließend im Vergleich mit Standardkurven dessen Alter bestimmt, soll herausgefunden werden, wann die Bauten errichtet wurden.
Vereinsobmann Robert Perfler konnte Otto Cichocki vom Vienna Institute for Archaeological Science in Wien letztes Jahr für die Forschungen gewinnen. Von 15. bis 18. November wurden 150 Bohrproben aus den zwölf Objekten, die in den Gemeinden Anras, Heinfels, Sillian und Außervillgraten liegen, genommen. Die Auswahl der Objekte wurde im Vorfeld vom Heimatpflegeverein in mehrjährigen Feldforschungen vorgenommen. Derzeit laufen die Auswertungen, erste verlässliche Ergebnisse werden im Frühjahr erwartet.
Die sollen dabei helfen, die Entwicklung und Vielfalt der Osttiroler Hof- und Hausformen über die Jahrhunderte besser zu verstehen und eine Bewertung der Erhaltenswürdigkeit der Kulturgüter abzugeben. "Nur wenn wir die historische Bedeutung unserer Höfe und hölzernen Kulturgüter verstehen, können wir sie auch besser wertschätzen und erhalten", sind sich die Mitglieder des Heimatpflegevereins Anras sicher. Die Ergebnisse der dendrochronologischen Analyse werden im laufenden Jahr sowohl als Publikation veröffentlicht, als auch im Rahmen einer Vortragsreihe präsentiert werden.
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