Stadtbücherei Lienz: der letzte Slam 2015
Am 28. Dezember fand der vierte Poetry Slam der beliebten Reihe statt, weitere sind geplant.
Startete das Büchereiteam im Herbst 2014 noch recht überschaulich mit etwa 30 Besuchern und sieben vortragenden Slammern, konnten an diesem Abend schon weit über 100 Besucher und elf Vortragende gezählt werden.
Aber der Reihe nach. Die Poetry Slams in Lienz sind als Bücherei-Slams konzipiert. Jeweils ein bekannter Slammer aus der österreichischen Poetry-Szene kommt nach Lienz und moderiert einen Workshop und anschließend einen Slam, beides in der Bücherei. Bekannte Namen wie Mieze Medusa, Markus Koschuh und Stefan Abermann kamen so 2015 nach Lienz. Allesamt Vollprofis der A-Liga. Mit dem Weihnachts-Slam wurde alles ein wenig anders. Als Moderator wurde diesmal Markus Köhle, der Vater des österreichischen Poetry Slams schlechthin, eingeladen. Er war es, der dieses literarische Konzept in Österreich überhaupt erst salonfähig machte und etablierte. Am 28. Dezember gab es im Vorfeld keinen Workshop und man durfte sehr gespannt sein, ob das gewagte Datum – Montag und Ski-Weltcup – funktionieren würde.
Es funktionierte. Schon eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn strömten die Besucher in die Bücherei, um die besten Plätze zu ergattern. Bis 20:00 Uhr wurde mehrmals nachbestuhlt. Inzwischen hatte Markus Köhle – ganz Vollprofi – auch schon begonnen, die ersten interessierten Slammer ausfindig zu machen. Etwas verspätet ging es dann los, elf Mutige hatten sich gefunden und nachdem Köhle einen Opferlammtext gebracht hatte, ging es für Lore los. Sie war 2014 schon einmal dabei und am Ende der Veranstaltung sagte sie: „Unglaublich, was sich hier in Lienz in einem Jahr entwickelt hat!“
Das Publikum feierte jeden Text. Gewertet wurde diesmal nur von sechs bis zehn Punkten. "Es ist ja kurz nach Weihnachten", beschloss Köhle. Aus den elf Slammern wurden im Finale vier. An diesem Punkt sei vielleicht angemerkt, dass sich an diesem Abend in Lienz Poetry-Slam-technisch sehr bekannte Größen wie Mieze Medusa und Christine Teichmann dem Publikum stellten. Christine Teichmann musste sich allerdings im Vorentscheid ihrem Sohn Tobias geschlagen geben (Text in Programmiersprache über politische Bildung), der ebenso ins Finale einzog wie Mieze Medusa (Frau alleine im Restaurant) , Simon Martinschitz (war auch 2014 schon dabei) und Bernhard Grüner mit seiner Ode an die Ikea-Lampen, der inzwischen regelmäßig in Innsbruck slammt.
Bernhard Grüner gewann an diesem Abend dann auch einen prall gefüllten Spendentopf, eine Tasche mit „Sachspenden“ wie etwa alten Bustickets, Labello, Haargummis und ähnlichem sowie ein von Markus Köhle gespendetes Wurstschwein und ganz, ganz viel Respekt und Anerkennung sowohl vom Publikum als auch von den anwesenden Profis. Am Ende der Veranstaltung wurde er sogar von Mieze Medusa und Markus Köhle eingeladen, in Wien zu slammen, was er sich für den Januar fest vorgenommen hat.
Publikum und Moderator waren sich einig: Wir möchten weiterslammen in der Stadtbücherei, am liebsten sechs Mal im Jahr! In der Bücherei ist man froh und stolz, dass sich das Konzept so gut entwickelt hat und von einer kleinen Nischenveranstaltung zu einem großen, fixen Event wurde – in so kurzer Zeit. An weiteren Slams 2016 in Lienz wird fleißig gearbeitet.
Slideshow: Jörg Schnell
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren