Bermuda: Weihnachten am Strand
Besinnlich geht es beim Weihnachtstrubel hier auf der Insel nicht zu.
Die Weihnachtsferien haben gerade begonnen und wir können bereits auf eine recht ereignisreiche Vorweihnachtszeit zurückblicken. Beide Kinder haben ihre mit Spannung erwarteten „Holiday Concerts“ hinter sich gebracht, Gott sei dank! Holiday Concerts heißen die Aufführungen deswegen, weil in der Schule unserer Kinder auf Weihnachten nur am Rande eingegangen wird. Die ganz kleinen Vorschüler haben uns mit eingängigen Liedern von Dean Martin, Frank Sinatra und anderen Chanson-Größen erfreut. Dank der wochenlangen Vorbereitung ist jedes unserer Familienmitglieder in „Let it Snow“ nun endlich textfest.
Die Vorführung unseres Großen im Volksschulbereich hatte wie immer etwas Lehrreiches. Den Zuschauern wurde ein Potpourri an verschiedenen Festen, die weltweit gefeiert werden und mit Weihnachten vergleichbar sind, näher gebracht. Wie es der Zufall haben will, hat es unseren Sohn bereits zum vierten Mal erwischt, das jüdische Hanukkah vorzustellen – da kann man ihm jetzt nichts mehr vormachen.
Die Schüler anderer Klassen haben zu rhythmischen Jabulani-Trommeln (Jabulani bedeutet auf Zulu „jauchzen“) getanzt und zu indischen Klängen Kerzen des hinduistischen Lichterfestes Diwali entzündet. Sie haben Laternen zum Chinesischen Neujahrsfest Gung Hay Fat Choy geschwungen, die Prinzipien des afroamerikanischen Kwanzaa erklärt und das muslimische Fest des Fastenbrechens, das sogenannte Zuckerfest zum Ende des Fastenmonats Ramadan vorgestellt. Schließlich haben auch noch die ethischen Grundsätze des Bahaitum neben dem christlichen Weihnachtsfest ein Plätzchen beim internationalen Konzert gefunden. Ich muss zugeben, ich wäre gerne einfach mal Zeuge eines ganz gewöhnlichen Krippenspiels gewesen, aber dieser Wunsch wird mir in dieser Schule wohl nicht mehr erfüllt werden.
Der Höhepunkt im bermudianischen Advent ist mit Sicherheit die Christmas Boat Parade. Dieses Jahr gondelten wieder mehr als 50 größere und kleinere Boote und Schiffe durch den Hafen und erfreuten, geschmückt mit schönen Lichtern, die vielen Schaulustigen, die sich am Wasser und an Land tummelten, um über den Einfallsreichtum der Bootsbesitzer zu staunen. Weihnachtsszenen waren ebenso vertreten wie Hello Kitty, Cocktails, Palmen, Inselthemen und ein Piratenschiff, auf dem ich eigentlich nur noch Captain Jack Sparrow vermisst habe. Mit einem fast 15-minütigen Feuerwerk zum Abschluss ließen es die Veranstalter ordentlich krachen, sowohl am schwarzen Nachthimmel als auch in der öffentlichen Kasse.
Die Dekorationsfanaten haben im Endspurt vor Weihnachten nochmal ordentlich nach- bzw. aufgerüstet. So etwas wie ein kleiner Nachbarschaftswettkampf ist in einigen Gegenden da schon zu erkennen. Wo die Deko herkommt, kann man auf dem Foto aus dem Bauhaus sehen und das für mich „beeindruckendste“ Haus konnte ich euch auch nicht vorenthalten (siehe oben).
Eine sehr gesellige Tradition unter der Expat-Community Bermudas ist es, sich am Christtag auf einem der Strände zu treffen und ordentlich vor- oder – wie in unserem Fall – nachzufeiern. Mit reichlich Champagnerflaschen und diversen Weihnachtskostümen ausgerüstet und bei hoffentlich gutem Wetter wird der Strand so voll wie das ganze Jahr über nicht. Mittlerweile mischen sich auch einige Einheimische unter die vielen Expats. Besinnlich geht es bei dem Trubel hier auf der Insel zu Weihnachten nicht zu. Zur Besinnung – für viele Strandbesucher im sprichwörtlichen Sinn – kann man eigentlich nur in den eigenen vier Wänden kommen. Aber ob das nur für Bermuda typisch ist, wage ich zu bezweifeln.
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