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Internationale Weihnachten im Stadtsaal Lienz

Freiwillige organisierten eine große Weihnachtsfeier für Asylwerber.

"Kling Glöckchen klingeling" sangen die Kinder unter der Anleitung von Maxwell und einigen Osttirolern.
"Kling Glöckchen klingeling" sangen die Kinder unter der Anleitung von Maxwell und einigen Osttirolern.
Ein Nachmittag im Dezember im Stadtsaal Lienz: Ein buntes Plakat sagt "Herzlich Willkommen". Im Foyer stehen ein paar ungeschmückte Christbäume. Ein wenig unsicher und mit ernsten Gesichtern gehen einige Asylwerber die Stufen hinauf und scheinen sich zu fragen, was sie in den nächsten Stunden erwartet. Im Halbstock sieht es schon anders aus: eine Bar mit anti-alkoholischen Getränken wurde eingerichtet und Schüler/innen der Neuen Mittelschule Nord sowie des Klösterle schenken mit freundlichem Lächeln Getränke aus oder eilen im Saal strahlend von Tisch zu Tisch, bringen Kaffee, Tee und laden die Gäste ein, sich am reichlich gefüllten Kuchenbuffett zu bedienen. Die Gäste reagieren zunächst schüchtern, bleiben lieber sitzen und schauen stumm in die Runde. Einige konzentrieren sich auf ihre Handys, andere schauen auf die Bühne. Dort stehen Maxwell, ein afrikanischer Bewohner der Angerburg, und Peter, der oberösterreichische Pastor der freien Kirche in Lienz. Die Beiden geben alles, um mit ihrer Musik Stimmung zu machen. Und tatsächlich, langsam kommt Leben in den Saal. Die Gäste klatschen, manche wiegen sich im Rhythmus der Lieder, erste Gespräche beginnen. Die Gäste, das sind die Asylwerber, die derzeit in Osttirol leben. Fast 300 Menschen wurden eingeladen und viele folgten dieser Einladung. Für manche ist es das erste Weihnachtsfest – für fast alle das erste in Sicherheit. Dazwischen mischen sich Osttiroler/innen, Freunde der Gäste und zahlreiche Freiwillige, die die letzten Tage intensivst an den Vorbereitungen dieses Festes gearbeitet haben. Sie strahlen, denn der Saal ist wunderschön weihnachtlich geschmückt, zahlreiche Firmen konnten überredet werden, das Fest als Sponsoren zu begleiten, sodass es am Ende nicht nur ausreichend Gutscheine für alle Geladenen gab, sondern die Kinder zusätzlich mit kleinen Weihnachtspackerln beschenkt werden können. Sichtlich erschöpft aber zufrieden stehen die Freiwilligen am Rande des Saales und sind froh, dass alles geklappt hat. Dann setzen sie sich zu ihren Gästen, plaudern und sorgen dafür, dass diese sich wohl fühlen. Manchmal ist ein schüchternes Lächeln der Dank, andere wiederum bleiben ernst und wieder andere scheinen sich einfach zu freuen.
Zwischendurch ein warmer Tee ...
Zwischendurch ein warmer Tee ...
Die Betreuerinnen der Angerburg verteilen die Weihnachtsgutscheine und nacheinander treten verschiedene Musiker auf, wieder Freiwillige, die etwas zu dieser Feier beitragen wollen. Auf die Frage, woher die vielen köstlich duftenden Kuchen stammen, kann eine Betreuerin aus der Angerburg nur den Kopf schütteln und sagen, dass einiges von Firmen kommt und anderes von Freiwilligen gebracht wurde und wieder andere Kuchen waren einfach plötzlich da: Leute aus der Umgebung hatten von dem Fest erfahren und Kuchen gebacken, ganz ungefragt. Auch sie wollten etwas beitragen, ganz still. Wie viele andere Freiwillige dieses Nachmittags wollen sie nicht mit Namen genannt werden.
Ein erstes Weihnachtsfest in Osttirol ... in Sicherheit aber noch ohne Bescheid, der darüber entscheidet, ob Osttirol die neue Heimat sein darf oder nicht.
Ein erstes Weihnachtsfest in Osttirol ... in Sicherheit aber noch ohne Bescheid, der darüber entscheidet, ob Osttirol die neue Heimat sein darf oder nicht.
Viele der Menschen auf der Flucht wissen nicht so recht, wie ihnen an diesem Nachmittag geschieht oder wie sie sich zu verhalten haben, doch sie sind dankbar, freuen sich über die warmen Getränke und im Laufe der Zeit fällt für einige von ihnen für ein paar Stunden die Last der Frage, ob sie Asyl bekommen werden oder nicht ein wenig in den Hintergrund – ganz besonders in jenem Moment, als ihre Kinder auf die Bühne geführt werden und gemeinsam "Kling Glöckchen klingeling" singen. Der deutsche Text ist schwierig, die Melodie auch nicht gerade einfach, doch es war wieder einmal so, dass es die Kinder sind, die mit ihrem Lachen verbinden, egal ob auf dieser Bühne oder unten bei den Tischen, wo sie lachend zwischen den Stühlen herumlaufen, nicht erkennbar ist, wer von ihnen auf der Flucht oder einheimisch ist. Sie sind es, die aus dem Fest im Stadtsaal erst Weihnachten machen.
Nach dem Singen gibt es Süßes.
Nach dem Singen gibt es Süßes.
Und was an diesem Nachmittag auch immer wieder zu hören ist: Danke all jenen Freiwilligen und Firmen, die zu diesem Fest beigetragen haben.
Danke allen Sponsoren und Freiwilligen!
Danke allen Sponsoren und Freiwilligen!
   
Daniela Ingruber stammt aus Lienz und arbeitet als Demokratie- und Kriegsforscherin am Institut für Strategieanalysen in Wien. 

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