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Fünf Jahre Einkaufshilfe für wirtschaftlich Schwächere

Im Lienzer Sozialladen Solali wird gearbeitet, anstatt das Jubiläum zu feiern.

Kurz vor Weihnachten steht ein Jubiläum an, noch dazu eines, das es wirklich wert ist gefeiert zu werden: Solali wird fünf Jahre alt! Nach etwa einem Jahr Vorlaufzeit öffnete der Sozialladen Lienz am 17. Dezember 2010 erstmals seine Türen für materiell schwächer gestellte Menschen. Wenn man mit dem Team spricht, sieht man auch nach fünf Jahren sofort: Fröhlichkeit und den Ehrgeiz, möglichst vielen Menschen gute Lebensmittel zu günstigen Preisen zu ermöglichen. Gründungsmitglieder sind die Stadt Lienz, die Caritas, die Arbeiterkammer Tirol und die Privatstiftung Lienzer Sparkasse. Seit 2011 fungiert Charly Kashofer als Vereinsobmann. Klar, er ist in Lienz als „Mr. Sozial“ bekannt, sodass es nicht verwundert, dass er sich hier engagiert, doch ist es auch ein Versprechen der Stadt, das in den Vereinsstatuten verankert ist: Der jeweilige Obmann des Sozialausschusses im Gemeinderat trägt die Rolle des Vereinsobmanns. Charly Kashofer wirkt, als wäre es mehr als eine ihm bloß zugeteilte Aufgabe. Das gilt im gleichen Ausmaß für alle Involvierten, etwa den Vereinskassier Walter Hofer, der nur allzu gern seine positiven Zahlen präsentiert. Ganz besonders aber fällt Silvia Kilzer auf, die den Sozialladen leitet – und zwar schon seit seinen Anfängen. Sie bewegt sich im Solali, als wäre es ein ihr anvertrautes Schatzhäuschen. Sie kennt nicht nur jede Ecke, jede Ware, sondern denkt ständig über Verbesserungen nach und überlegt, wie sie den Menschen trotz begrenzten Budgets eine Freude machen könnte.
Silvia Kilzer, Charly Kashofer und Walter Hofer haben den Ehrgeiz, wirtschaftlich Schwächeren gute Lebensmittel billig zu verkaufen.
Silvia Kilzer, Charly Kashofer und Walter Hofer haben den Ehrgeiz, wirtschaftlich Schwächeren gute Lebensmittel billig zu verkaufen.
Silvia Kilzers Freundlichkeit dürfte so manche Eintrittsschranke nehmen. Ja, diese Schranken gibt es: Wer will schon als „bedürftig“ gelten. An die 460 Personen in Osttirol haben derzeit eine Einkaufsberechtigungskarte, 80 bis 85% sind Lienzer – Pensionisten, Großfamilien, alleinerziehende Mütter, Arbeitslose. Die Quote an Menschen, die eine solche Karte brauchen könnten, sei weit höher, sagt Kilzer und Kashofer fügt hinzu: „Viele holen sich den Ausweis, doch man sieht an der Statistik, dass sie noch nie einkaufen waren.“ Um die erste Begegnung zu erleichtern, wird immer wieder ein Tag der offenen Türe veranstaltet. Silvia meint, sobald jemand drei oder vier Mal hier gewesen sei, spielten solche Gedanken keine Rolle mehr. Kein Wunder, denn man fühlt sich wohl in diesem kleinen Laden. Reis, Mehl, Zucker, die Grundnahrungsmittel, doch dazwischen findet man köstliche Schokolade, Brot (das täglich von Joast und Gruber kommt) und viele andere Waren, darunter frisches Gemüse und anderes von Hofer, Interspar, Billa, Spar und anderen Firmen sowie Eier von Bodner. Es gibt hier alles – nicht immer und nicht immer in der gleichen Menge. Doch Silvia achtet darauf, dass immer wieder kleine Überraschungen dabei sind. Einige der Lebensmittel, die man kaufen kann, sind kontingentiert. Silvia Kilzer fügt aber gleich hinzu, dass frisches Gemüse und Milchprodukte davon ausgenommen seien. Auch die Regel, dass man nur an gewissen Tagen einkaufen könne, gibt es nicht mehr. Manche kommen gerne öfters vorbei – weil man hier jemanden zum Reden findet. Deshalb träumt das Team von einer kleinen Kaffeeecke, doch der Raum ist zu klein. Es gibt kaum genug Platz für die Waren. Schade, denn die soziale Funktion des Miteinanders ist hier allen bewusst. Walter Hofer sagt: „Das Wichtigste ist, dass wir ein positives Image haben.“ Nur dann seien die Firmen bereit, etwas zu spenden. Dass dies funktioniert, sieht man in diesem Jahr besonders: Zwei Benefizkonzerte, drei Tage Stand am Adventmarkt, ein Buch-Sponsor und schließlich der Flohmarkt im Citycenter (natürlich eine Idee von Silvia, wie Charly betont) und zahlreiche Spenden von Privaten und Firmen haben dazu geführt, dass man heuer keinen Zuschuss von der Stadt Lienz benötigt. Und das, so betont Walter, „obwohl wir das Personal aufgestockt und die Öffnungszeiten verlängert haben“. Der Erfolg liegt auch an den verlässlichen Freiwilligen – etwa die Fahrer, die Verkäuferinnen und andere Helfer. Das Team selbst könnte die Arbeit nie alleine bewältigen. Silvia Kilzer ist mit 35 Stunden angestellt – man getraut sich nicht, sie nach ihren Überstunden zu fragen. Neben ihr sind Gabriele Berger und Waltraud Buchacher einige Stunden pro Woche im Laden – und dann eben die unverzichtbaren Freiwilligen. Die Sponsoren und Freiwilligen, es gehe alles über ihre persönlichen Kontakte, sind sich Charly, Silvia und Walter einig. Etwas beitragen kann übrigens jede/r: In einigen Supermärkten, etwa bei Mpreis, stehen Warenboxen, in die man Gekauftes werfen kann. Am liebsten Haltbares, Grundnahrungsmittel. Man kann auch persönlich Lebensmittel zu Solali bringen, solange sie originalverpackt sind. An dieser Stelle seufzt Silvia: Erst diese Woche musste sie einige Gläser selbstgemachte Marmelade ablehnen: Das Gesetz erlaubt nicht, dass sie diese verkauft. Auch die Weihnachtsbäckerei fällt dem zum Opfer, denn im Solali gelten die Allergenvorschriften. Geholfen wäre dem Sozialladen auch, wenn hin und wieder jemand Lebensmittel mit dem Auto aus Innsbruck lieferte, denn der dortige Sozialladen gibt Lienz Restposten, aber viel zu selten gibt es jemanden, der sich bereit erklärt, einen Kofferraum voller Waren nach Lienz mitzunehmen. Extra nach Nordtirol zu fahren, wäre zu teuer, man muss eben sparen. Das gilt auch für das Jubiläum: Statt eines Festes gibt es eine Vorstandssitzung und danach eine kleine Weihnachtsfeier mit dem Team. Mehr geht nicht. Man verzichtet auf das Fest, um wieder einmal einen Tag der offenen Türe organisieren zu können. Das ist dem Team wichtiger. Alle Informationen zu den Öffnungszeiten und zur Einkaufskarte sowie zur Mitgliedschaft, einer weiteren Art, den Sozialladen zu unterstützen: www.solali.at
Daniela Ingruber stammt aus Lienz und arbeitet als Demokratie- und Kriegsforscherin am Institut für Strategieanalysen in Wien. 

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