Ein Besuch im bolivianischen La Paz
Und wie sich herausstellt: Schon die Anfahrt gleicht einem Abenteuer.
Bolivianische Geographie kann für Einsteiger verwirrend sein. Während die Hauptstadt Sucre heißt, befindet sich der Regierungssitz in La Paz. Alle wichtigen Ereignisse spielen sich in La Paz ab, etwa der Besuch des Papstes im vergangenen Juli. La Paz liegt auf fast 4.000 Metern Seehöhe und bevor man die Stadt erreicht, muss man die Satellitenstadt El Alto durchqueren, gelegen auf dem Hochplateau über La Paz. El Alto wurde von Migranten aus den ländlichen Gebieten gegründet. In La Paz gibt sich die Elite des Landes die Hand.
Wir erreichen La Paz in der „Flota“, im Bus. Wir können uns Sitzplätze in einem relativ modernen Bus sichern, während die ärmere Bevölkerung die lange Reise nach La Paz in klapprigen Rostlauben zurücklegt. Die Reise dauert auf dem Landweg sieben bis acht Stunden, abhängig auch von der Laune des Chauffeurs, der manchmal des Öfteren anhält, um Passagiere vom Straßenrand aufzunehmen. So kann sich der Chauffeur ein paar Bolivianos extra verdienen.
Wir kommen mit einem Bärenhunger am Busbahnhof in La Paz an. Zu Fuß erreichen wir das Stadtzentrum. Die Frage, wo wir essen können, ist auch eine Frage des Vertrauens. Wir wissen nicht, in welchen Restaurants gut und sauber gekocht wird. In diesem Fall halten wir uns an die Fastfood-Ketten, die in Bolivien zurzeit wie Pilze aus dem Boden schießen. (McDonalds gibt es übrigens trotzdem nicht.) Die Bolivianer finden, dass diese grell beleuchteten, mit knallbunten Plastikstühlen bestückten Restaurants sehr vertrauenswürdig sind.
Wir betreten ein solches Restaurant und ich entscheide mich für ein „Plato Paceño“, das typische Gericht von La Paz. Mir werden grüne Bohnen, ein Maiskolben, Kartoffeln in der Schale, gebackener Käse und ein Stück gebratenes Fleisch auf einem Teller übereinander gehäuft serviert. Mein Freund isst das Standardgericht der Bolivianer: frittiertes Hühnchen, hier „Pollo a la Broaster“ genannt. Als ich mein Mahl beendet habe, wird mir übel. Ich muss mich übergeben. Klar, wir haben nicht bedacht, dass auf einer Meereshöhe von fast 4.000 Metern die Verdauung sehr viel langsamer funktioniert und ein gesamtes „Plato Paceño“ einfach zu schwer im Magen liegt.
Am nächsten Tag müssen wir auf das österreichische Konsulat und die schwedische Botschaft, doch da stellt sich uns ein Hindernis in den Weg. Schon von Weitem hören wir Knallkörper und Explosionen und als wir uns der Hauptstraße nähern, sehen wir, dass offensichtlich wütende Menschen gerade durch die Straße marschieren. Schon seit Wochen legen die Bewohner der Provinz Potosí die Stadt lahm. Sie fordern mehr Gelder für ihre Region. Wir laufen schnell an der Demonstration vorbei, denn die beliebteste Waffe der Bergarbeiter ist das Dynamit. Hinter uns hören wir Explosionen.
Nachdem wir erfahren, dass es für meinen Freund sehr viel einfacher ist, in Schweden ein Visum zu bekommen als in meinem Heimatland Österreich, machen wir uns auf den Rückweg. In El Alto erwartet uns ein menschenleerer Flughafen, und der Rückflug nach Cochabamba dauert genau 25 Minuten. Es ist manchmal wunderbar, privilegiert zu sein.
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