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Direktbus: Offener Brief einer Schülerin

Zu wenig Busse, permanent Verspätung und andere Probleme.

Offener Brief zur schlechten Verbindung Innsbruck – Osttirol Im Namen von den Osttiroler SchülerInnen und Pendlern zwischen Osttirol  und Innsbruck an Landeshauptmannstellvertreterin Mag. Ingrid Felipe als Verantwortliche für den öffentlichen Nahverkehr an die Osttiroler ÖVP-Landtagsabgeordneten DI Hermann Kuenz und Martin Mayerl Sehr geehrte LH-Stv.in. Mag. Ingrid Felipe, sehr geehrte Abgeordnete zum Tiroler Landtag, ich, Julia Guggenberger, eine Schülerin aus Osttirol, pendle mit meinen MitschülerInnen seit 4 Jahren jede Woche zwischen Sillian und Innsbruck, um zu meiner Schule zu gelangen. Seit 2 Jahren gibt es mit dieser Verbindung nur noch Probleme. Zuerst möchte ich einmal klarstellen: Osttirol gehört auch zum Land Tirol und wir haben auch das Recht, die Landeshauptstadt Innsbruck problemlos zu erreichen und wir wollen auch eine gute Verbindung nach Innsbruck. Doch in letzter Zeit fühlen wir uns so, als ob wir für Sie nicht mehr existieren. Der erneute Streik der „Südtirol Mobil“ Bahn am Freitag, den 13. November 2015, bei dem wir unmittelbar betroffen waren,  ist der Grund, warum ich jetzt schreibe. Es reicht uns, wir lassen uns nicht mehr von den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Arm nehmen. Wir haben ein Wochenende mit 48h und dank der öffentlichen Verkehrsmittel fallen uns fast jede Woche 1 bis 3 h vom Wochenende weg. Die Information über den Streik wurde uns am Infopoint am Bahnhof in Innsbruck nicht bekannt gegeben. Da wir nicht über den Streik Bescheid wussten, saßen wir in Franzensfeste fest und haben auch dort keine Information darüber bekommen, wie wir weiterkommen oder ob wir überhaupt weiterkommen. Der Witz ist ja noch, dass die Woche zuvor am Bahnhof in Innsbruck ein Streik angesagt wurde, wir dadurch auf den Bus um 18:35 Uhr gewartet haben, 2 ½ h später als üblich nach Hause gekommen sind und nachher erfahren haben, dass alle Züge regulär gefahren sind. Leider sind die Streiks der Italiener nicht das einzige Problem:
  • Zuerst haben wir ja den Direktzug gehabt, mit dem alles gut funktioniert hat. Als der am 13. 12. 2013 abgeschafft wurde, hat man ihn durch einen Direktbus ersetzt. Der fährt aber zu sehr ungünstigen Zeiten. Der Bus fährt um 7:00 Uhr, 10:35 Uhr, 14:00 Uhr 18:35 Uhr. Hat man jetzt am Freitag um 14:30 Uhr Schulschluss, muss man 4h auf den nächsten Bus warten.
  • Außerdem haben wir schon des Öfteren erlebt, dass in Osttirol die Busfahrer wegen Platzmangel nicht alle mitfahren ließen, wie am 26.10.2015 um 14:44 Uhr  in Tassenbach, die Betroffenen müssen dann selber schauen, wie sie nach Innsbruck kommen. Für was gibt es dann überhaupt öffentliche Verkehrsmittel?
  • Eine weitere Ungerechtigkeit ist, dass es immer wieder Leute gibt, die 20€ für eine Fahrt zahlen und dann wegen der Überfüllung 2 ½ h auf der Treppe sitzen müssen. Abgesehen von der Unbequemlichkeit ist das ein großes Sicherheitsproblem. Der Busfahrer gefährdet somit die Gesundheit der Passanten.
  • Natürlich kommt noch das Problem Verkehr dazu. Durch Stau, extrem schlechtes Wetter und Baustellen verzögert sich die Ankunft häufig. Vor allem auf so einer langen Strecke ist es für den Bus fast unmöglich, pünktlich anzukommen.
  • Da sich der Bus zum Nachhausefahren bei uns sowieso nicht ausgegangen ist, haben wir uns endschieden, über den Felbertauerntunnel zu fahren. Doch die 5h Zug-und Busfahrt nach Sillian, das durch Südtirol in 3h erreichbar wäre, raubte uns die Motivation, nach Osttirol zurückzukehren.
  • Dann kommt der nächste Schachzug der Politik, am 14. 12. 2014 wurde eine für das SchulPlus-Ticket gültige Verbindung von Innsbruck nach Franzensfeste und dann von Franzensfeste nach Lienz angeschafft. Das erste Problem ist, dass die Schaffner in Südtirol im ersten Monat das Ticket als nicht gültig akzeptierten, am 19.12.2014 mussten wir sogar zahlen. Am 16. 1. 2015 haben wir auf Anfrage eine E-Mail der ÖBB bekommen, die das bestätigt. Doch um das zu verstehen, sollte der Schaffner auch Deutsch sprechen können oder zumindest Englisch.
  • Außerdem ist der Eurocity Zug von Innsbruck nach Franzensfeste nur selten pünktlich und es kommt unglaublich oft vor, dass der Anschlusszug uns direkt vor der Nase wegfährt. Dann müssen wir 1h in Franzensfeste auf den nächsten Zug warten.
Nur so für die Statistik, im Schuljahr 2015/2016 sind wir von 8 Fahrten auf dieser Strecke nur 2mal pünktlich zu Hause angekommen. Die bisher anderen Male immer mit mindestens einer Stunde Verspätung. Wegen dieser offenkundigen Probleme fordern wir:
  • EINE PENDLERGERECHTE ZUGVERBINDUNG ZWISCHEN OSTTIROL UND INNSBRUCK, die die Bedürfnisse und Ansprüche der Pendler berücksichtigt.
  • dass Sie sich nicht nur, was die öffentlichen Verkehrsmittel angeht, um die Nordtiroler, sondern auch um uns, die benachteiligte Tiroler Minderheit aus Osttirol kümmern.
  • eine Stellungnahme von Ihnen.
Unsere Vorschläge zur Verbesserung sind:
  • Die erneute Einführung des Direktzuges zwischen Lienz und Innsbruck.
  • Oder genügend Busse, die wirklich für alle reichen und zu besseren Zeit fahren, wie zum Beispiel um 15:00 oder 15:30 Uhr nachmittags von Innsbruck nach Osttirol.
Ich hoffe, unser Problem erreicht Ihre Aufmerksamkeit und verbleibe mit freundlichen Grüßen, Julia Guggenberger

7 Postings

dolo1871
vor 9 Jahren

Mit Ende des Direktzuges hat sich die Erreichbarkeit des Bezirks nicht verbessert. Der Bus ist das was er ist - eine Krücke. Warum? Der Verkehrsverbund hat den Bustransfer Lienz-Innsbruck vergeben, die Verkehrsleistung ist vorgegeben, steht dann eine Person mehr als für den Bus zugelassen irgendwo an der Strecke an einer Haltestelle ist Schluss mit lustig. Ein zweiter Bus fährt nicht hinten nach (höchstens im Anlassfall, Frage ist, ob der Vertrag erwartbar starke Reisewochenenden regelt) - das wäre dann 100% mehr Betriebsaufwand, geht nicht. Also in dieser Hinsicht ist der Bus völlig inflexibel und nach den Angaben von Frau Guggenberger müsste die Landesrätin auch die Behörden dazu veranlassen, dass die Busfahrer darauf achten, dass niemand am Gang sitzt (!!!) - das ist fahrlässig. Schüler und Schülerinnen sind übrigens auch nicht Fahrgäste zweiter Klasse, das sind die Fahrgäste, die der Nah- und Fernverkehr fürs ganze Leben gewinnen muss.

An sich ist der Bezirk bahnmäßig mit der stündlichen Taktung über Innichen nach Franzensfeste gut angebunden - auch am Wochenende (Stundentakt versus Zweistundentakt Richtung Kärnten). Und die eingesetzten FLIRT-Garnituren haben jede Menge Kapazität. Dh eigentlich muss lediglich die Umsteigerelation in Franzensfeste klar geregelt werden, d.h. vor allem der Anschluss jedenfalls beim letzten Zug am Abend abgewartet werden. Die Schweizer nennen das Anschussgarantie. Ich denke derartige verbindliche Abstimmungen zwischen Südtirol und Ost/Nordtirol bringen mehr als noch so viele Deklarationen beim Drei-Länder-Landtag. Besser wären natürlich Direktzüge in der Früh und am Abend - sowohl nach Bozen (da wollen in den Frühstunden auch viele Südtiroler Pustertaler hin) und nach Innsbruck (da wollen viele Osttiroler hin und teilweise ist es auch für die Südtiroler von Interesse). Und eines noch an die Grünen: Der Verkehr auf der Staatsstraße durchs Pustertal wird tendenziell stärker - eine wirkliche Lösung für die Zukunft kann der Bus deshalb nicht sein. Wenn der Bus EURO 6 hat ist er vollkommen okay, das Problem ist die Verkehrsdichte und die Verlässlichkeit. Die ist auf der Schiene wesentlich höher - wenn das System funktioniert. Und wenn man dafür das Geld an die Hand nehmen will.

 
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Der Dichter
vor 9 Jahren

@Gerhard Pirkner:

Oha, das freut mich sehr, dass man tatsächlich reagiert hat (ich nehme mal an, der Tipp ging von Herrn Haidenberger nach Ibk). Mal schauen, was dabei raus kommen kann. Da jedoch (so weit ich weiß) der Busdienst für die nächsten Jahre schon ausgeschrieben und nach Nordtirol vergeben wurde, wird es wohl beim Dieselfahrzeug bleiben. Das wird sich somit eher nicht ändern, und das finde ich einwenig schwach von den Grünen, dass dies (obwohl oder weil) sie jetzt in der Regierung sind, so beschlossen wurde. Und das in Zeiten, wo es um das Klima wirklich schlecht steht. Aber lassen wir uns mal überraschen, ich freue mich schon darauf, vom Ergebnis bei Dolomitenstadt zu lesen.

 
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Gerhard Pirkner
vor 9 Jahren

@ Der Dichter:

Ich kann eine Ihrer Befürchtungen zerstreuen. Tatsächlich hat das Büro von Landesrätin Ingrid Felipe bereits zwei Stunden nach der Veröffentlichung dieses Leserbriefes auf dolomitenstadt.at bei uns in der Redaktion angerufen und um die Mailadresse von Julia Guggenberger gebeten. Kurz später kam eine Mail an Julia, die cc auch an uns geschickt wurde. Der Wortlaut im Original:

"Im Namen von LHSTVin Felipe darf ich mich für Ihre Zeilen zu den Öffi-Verhältnissen auf der Strecke Innsbruck-Osttirol bedanken. Frau Mag.a Felipe würde sie gerne ehest bald einladen, gemeinsam (gerne auch mit Ihren Osttiroler MitschülerInnen) die Situation zu erörtern."

Ich finde, ein schönes Beispiel für eine rasche und adäquate Reaktion auf eine Beschwerde. Und für uns eine Bestätigung, dass wir auch im Landhaus gelesen werden :-). Wir werden natürlich auch über den Ausgang der Geschichte berichten.

 
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Der Dichter
vor 9 Jahren

Gratuliere Ihnen Frau Guggenberger zu diesem offenen und ehrlichen Brief! Das Ganze zeigt ja nur auch wieder, wie wenig der Politik die einzelnen Regionen wert sind und man wundert sich dann, wenn überall die Bevölkerung abwandert, da keiner mehr aus verschiedensten Perspektivenlosigkeiten zurück will. Und dass die (leider inzw. auch recht machtgeilen) Grünen solchen Projekten überhaupt zustimmen, ist ja ein Treppenwitz für sich. Wo bleibt hier der Umweltgedanke? Es hat alles jahrzehntelang halbwegs gut funktioniert, und nur weil man nicht im Stande ist, mit Italien (und SüdTIROL) ein vernünftiges Projekt auf die Füße zu stellen, läßt man jetzt Dieselstinker anstatt der umweltfreundlichen Bahn hin und her fahren. Das ist dann wieder mal ein negatives Bsp., wie man Politik auch machen kann. Hoffentlich gibt es eine Reaktion auf Ihren tollen Brief jedoch befürchte ich, dass auch das wieder nur eine standardisierte Antwort sein wird, denn was anderes fällt den Verantwortlichen leider dazu auch nicht mehr ein. Schade nur, dass man gerade dadurch erst wieder den KFZ-Verkehr fördert, da sich viele diesen ganzen Irrsinn nicht mehr antun wollen und selbst fahren!!!! Schreibt auch das hinter eure grünen Ohren liebe grüne Partei, gerade für solche Lösungen hat man euch nämlich nicht gewählt und die Rechnung dazu wird sicher folgen!

 
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amRande
vor 9 Jahren

Was soll all das Gejammere? Wir haben mittlerweile immerhin eine pendlergerechte Zugverbindung von Lienz nach Friesach!

 
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wolf_C
vor 9 Jahren

... vergesst endlich Innsbruck, Orientierung an Brixen Bruneck Spittal Villach und Görz ist richtig ...

 
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mischmaschin
vor 9 Jahren

Das habe ich nicht gewusst, dass es hier dermaßen viele Probleme gibt. Ich kann noch hinzufügen, dass der Anschluss in Lienz ins Drautal der nächste Punkt ist, der wegen der ständigen Verspätungen nicht funktioniert. Kein Zug oder Bus hat bis heute auch nur 5 Minuten auf die Ankunft aus Innsbruck gewartet. Somit ist entweder die nächste Wartezeit von 1,5 Stunden zu absolvieren oder man muß erst recht wieder mit dem Auto die Kinder in Lienz abholen. Bislang dachte ich, dass es mir wegen dieses Problems nicht ansteht mich zu beschweren - aber bei dieser Masse von Unzulänglichkeiten der Verbindung in unsere Landeshauptstadt kann ich Forderungen von Frau Guggenberger nur nachdrücklich unterstützen!

 
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