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„I bin do“ – Max von Milland rockt Sillian

Intelligenter Südtiroler Mundartpop in Sillians grindigster Kneipe.

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Konzertplakat, fotografiert von Michael Kollreider.
„I bin do“ singt Max von Milland, kraftvoll, mit einer eingängigen Melodie, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Das Sillianer Kinobuffet hat schon viel gesehen, feinfühligen Mundartpop von überregionaler Bedeutung aber noch nicht. Dank des Vereins die Hitte bekam das wegen des geringen Platzangebots in Sillians grindigster Kneipe auf 50 Personen begrenzte Publikum am Samstag, dem 31. Oktober, die Gelegenheit, ein mitreißendes Konzert zu erleben, in dem Max von Milland zeigte, dass selbst die kleinste Bühne zu einer großen werden kann. Max füllt den Raum mit großer Emotion, ohne kitschig oder pathetisch zu werden, nimmt sich seines Publikums an, umarmt es und zieht es einfühlsam auf seine Seite. Doch dazu später mehr.
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Bei einem guten Tropfen und kulinarischen Schmankerln unterhalten sich Max von Milland und Dolomitenstadt-Autor Marcus Kiniger über Musik und das Leben.
Der Südtiroler Musiker, der aus Brixen stammt, lange in Berlin lebte und nun in München wohnt, ist noch ein musikalischer Geheimtipp, der als Support für die Sportfreunde Stiller auch schon vor sehr viel größerem Publikum als in Sillian gespielt hat. Seine erste Veröffentlichung „Woher i eigentlich kim“ stammt aus dem Jahr 2013 in Zusammenarbeit mit Universal Music, die den in Südtiroler Mundart singenden Künstler unter Vertrag genommen hat. „Damals holten die Major Labels in einer Reaktion auf den Erfolg von Bands wie la Brass Banda viele Leute aus dem Mundart Bereich an Bord. Ich hatte das Glück, dadurch eine tolle Produktion zu bekommen und auch hochwertige Videos machen zu können“, sagt Max. Trotz eines hoffnungsvollen Starts, darunter auch ein Auftritt in der Kultshow „Inas Nacht"“, stellt sich der erhoffte Erfolg nicht ein.
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Max singt von Herkunft und Wurzeln, Zugewandtheit selbst nach Trennungen, Liebe und liebevollen Lügen ...
„Dank eines gut gemachten Vertrags kam ich aus dem Deal mit Universal wieder raus und habe jetzt mein eigenes Label 0472Records. Das macht zwar viel Arbeit, aber die lohnt sich auch.“ Auf dem neuen Label erschien im Sommer 2015 „BIS DIR OLLS WIEDER GFOLLT“, das mit eben dem „I bin do“ beginnt, mit dem Max seinen Auftritt in Sillian eröffnet. Er spielt sich quer durch sein Repertoire, auf der Set-list stehen 14 Lieder, es werden am Ende des Abends sehr viele mehr sein. Er singt von Herkunft und Wurzeln, Zugewandheit selbst nach Trennungen, Liebe und liebevollen Lügen, Sprache als Erdungsinstrument und Selbstversicherung, und davon was er ist und sein will und was eben nicht. In den Texten blickt er teils wehmütig, aber immer liebevoll auf Vergangenes zurück. Max von Milland begleitet seinen Gesang mit Gitarre und Piano in feingliedrig abgestimmten Arrangements, die die Lieder kraftvoll strahlen aber auch filigran glitzern lassen. Nicht nur seine Art der Rhythmik lässt erahnen, warum die Sportfreunde Stiller auch große Max von Milland Freunde sind.
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Wie die Stimme, so das Beisl: kultig!
„Ich habe mich musikalisch immer zum Pop hingezogen gefühlt. Britpop war ganz wichtig, aber auch Austropop, Ambros und STS. Am Anfang steht bei mir die Melodie, der Text fügt sich dann, kommt dazu, nimmt manchmal sogar Situationen vorweg, die mir erst sehr viel später passieren“, erzählt Max im Vorgespräch. Zwischen den einzelnen Liedern unterhält Max das Publikum mit Anekdoten. Wie ihm Bob Dylan in Plakatform den richtigen Weg einen sehr intimen Song aufzunehmen wies. Wie der Rock’n Roll sich manchmal mehr auf der Motorhaube seines Autos abspiele und nicht so sehr im Studio. Wie er mit einem Lied ein für alle Mal klar machen will, warum er in seiner Mundart singt und nicht auf Hochdeutsch und warum er nur so bei sich bleiben könne. Er lacht und strahlt und sein Publikum mit ihm.
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Langsam kommen die Oberländer in Schwung und singen mit.
Er nimmt es gekonnt und hochsympathisch für sich ein, mit Charme und Witz und Klugheit. Das Publikum wiederum ist ihm zugewandt, lässt sich von der Spielfreude des Künstlers anstecken und wechselt von einer verhaltenen Anfangsstimmung in eine beeindruckende Euphorie, die es zum Finale aus voller Kehle den Hit „Leg di her“ singen lässt. Man fordert Zugabe um Zugabe, und bekommt unter anderem auch eine knackige Version des Wir Sind Helden Songs „Bitte gib mir nur ein Wort“. Den musikalischen Abschluss des Abends bilden noch einmal ein wuchtiges „Leg di her“ und ein kraftvolles „I bin do“ nach über zwei Stunden Auftrittsdauer. Große Musik auf kleiner Bühne dank eines begeisternden Künstlers, den zu hören und zu erleben sich lohnt.
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So sieht es aus, wenn in Sillian das Publikum tobt!
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

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