Boxen in Lienz: Leidenschaft im Ring
Beim 24. Internationalen Dolomiten Boxturnier siegt Team Österreich vor vollem Haus.
Mohammed Ali sagte einmal: "Es zählt bloß, wie viele Schläge man einstecken kann und ob man trotzdem weitermacht." Diesen Spruch hatten sich einige der internationalen Sportler für den Bewerb im Lienzer Stadtsaal auf ihre Fahnen geschrieben, denn manchmal schienen die Schläge dem Publikum fast mehr weh zu tun als den Boxern selbst. Einer von jenen, die mit den jungen Boxern litten und der als ehemaliger Boxer auch ein wenig gerührt zusah – sofern er neben der Organisation Zeit dafür fand – war Robert Moser, Obmann des Boxclubs Union Lienz.
Frägt man Moser nach der Essenz des Boxens, findet er poetische Worte: "Ich würde es als Fechten mit den Fäusten beschreiben. Das Ziel ist, den Gegner zu treffen und selbst nicht getroffen zu werden." Dann wendet er sich wieder den Punkterichtern zu und schaut gemeinsam mit dem Team des Boxclubs, darunter Obmannstellvertreter Charlie Pochendorfer und der leidenschaftliche Präsident Valentin Dallavia sowie alle anderen, die seit Wochen jede Minute ihrer Freizeit in das Boxturnier investieren, dass die Veranstaltung das ist, als was man sie seit fast einem Vierteljahrhundert kennt.
Genau da hakt auch Vizebürgermeister Meinhard Pargger ein, der seit Jahren zu jedem Boxturnier in Lienz kommt, "weil Boxen für mich Tradition hat", wie er sagt und er fährt fort: "Diese Turniere sind fixer Bestandteil einer Sportstadt wie Lienz und mit dem Boxclub haben wir eine super Organisation im Bezirk, die diese internationale Veranstaltung exzellent organisiert." Dann erinnert er sich an die Zeiten, als Lienz noch eigene Boxlegenden hatte. Das ist derzeit zwar nicht der Fall, doch Nachwuchs gibt es und er war im Wettbewerb vertreten. Robert Moser erklärt, dass es manchmal die Eltern sind, die beim Boxen Angst um ihre Kinder haben und diese Sportart nicht besonders gerne erlauben. "Beim Schach verliert man halt, beim Boxkampf hingegen bedeutet das Verlieren zwar nicht unbedingt eine blutige Nase, zumindest aber einen tiefen Schmerz", erklärt er.
Auffallend sind die vielen jungen Sportler mit migrantischem Hintergrund. Auch viele der in Osttirol lebenden Asylwerber trainieren beim Lienzer Verein. Robert Moser sagt dazu: „Flüchtlinge müssen sich auch im wirklichen Leben durchboxen, vielleicht gibt es daher einen anderen Zugang zu diesem Sport." Meinhard Pargger fügt hinzu: "Diese Zusammenarbeit sehe ich nicht nur beim Boxen, auch in anderen Sportarten. Wenn man von Integration spricht, ist es genau das, was wir wollen: Dass sie Fuß fassen, die Kultur kennenlernen und hineinwachsen in das, was dieses Land, in dem sie eine neue Heimat gefunden haben, eigentlich ist."
Der beste Boxer beim Turnier war der Niederländer James Delano, das erfolgreichste Team war – wie sich bereits am ersten Abend herauskristallisierte – wieder einmal Team Österreich. Die Ergebnisliste wird derzeit vom Österreichischen Boxverein geprüft und morgen bekannt gegeben.
Und das Publikum? Stark gemischt, erstaunlich viele Familien. Nummerngirl Sandra, die bereits zum zweiten Mal dabei ist und bei ihren Auftritten von ihrer Cousine und Freundinnen unterstützt wird, weiß, wieso so viele Frauen anwesend sind: "Es ist spannend, ein schöner Bewerb." Und ihre Begleiterinnen stimmen ihr zu.
Nächstes Jahr gibt es gleich zwei Jubiläen: Der Boxclub Union Lienz wird 65 Jahre alt und das Dolomiten-Boxturnier wird bereits zum 25. Mal veranstaltet, nächstes Jahr sogar in noch höherer Liga.
Die Slideshow von Brunner Images gibt die Stimmung des Abends wieder:
Ein PDF der offiziellen Ergebnisliste des 24. Int. Dolomiten Boxturniers steht per Mausklick zum Download bereit.
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren