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Informationsveranstaltung zu Flüchtlingen in Virgen

Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler und Gäste klärten die Gemeinde über aktuelle Pläne auf.

Die Gemeindebürger informierten sich über Gegebenheiten und meldeten sich auch mit Hilfsangeboten zu Wort: Fotos: Brunner Images
Die Gemeindebürger informierten sich über die Gegebenheiten und meldeten sich auch mit Hilfsangeboten zu Wort: Fotos: Brunner Images
Die Mienen der Podiumsgäste am Montag, dem 21. September, waren zunächst ernst, denn alle waren sich der Situation bewusst, dass es darum ging, ein keinesfalls einfaches Thema auf den Tisch zu bringen. Viele Gerüchte, Vermutungen und häufig auch falsche Informationen gehen der Debatte um flüchtende Menschen generell voran. Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler hatte sich somit durchaus etwas vorgenommen, als er gemeinsam mit einigen Gästen, darunter Bezirkshauptfrau Olga Reisner, Georg Mackner von den Tiroler Sozialen Diensten (TSD) und Josef Mathes aus Zwischenwasser die Pläne über die Aufnahme von circa 20 Asylwerbern im Haus Rabenstein in der Gemeinde Virgen vor etwa 200 Personen vorstellte.
Aufklären und anderen Erfahrungsberichten zuhören ist das Motto für Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler.
Aufklären und anderen Erfahrungsberichten zuhören ist das Motto für Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler.
Man war sichtlich gut vorbereitet. Seit Wochen wurden Gespräche innerhalb und außerhalb der Gemeinde geführt, Erfahrungen anderer Ortschaften eingeholt und Details über die Aufnahmepläne andiskutiert, denn die Virgener sollten einschätzen können, was sich in ihrer Gemeinde tue, wenn einige Asylwerber in Virgen einen Wohnplatz finden. Geholfen hat im Vorfeld, so ist man sich einig, auch der Umstand, dass es schon intensiven Kontakt mit den Asylwerbern, die in Prägraten untergebracht sind, gegeben hat. So meldeten sich Virgenerinnen zu Wort, die gleich vorweg sagten, man müsse keine Angst vor Übergriffen haben. Die Fragen der Bürger gingen auch in die Richtung, möglichst früh zu erfahren, wer die Menschen seien, die kämen, und ob es sich eher um Familien oder um Männer ohne Begleitung handle. "Natürlich haben die Leute auch Sorgen", sagt Dietmar Ruggenthaler. Diese zu hören aber auch realistisch zu beantworten, war eines der Ziele des Abends. So wurde genau aufgeklärt, wer wieviel Geld erhält, wie der Unterricht in der Schule gestaltet wird aber auch, was die Besitzer des zur Verfügung gestellten Hauses verdienen. Der Familie war es in diesem Zusammenhang wichtig zu betonen, dass sie selbst im Haus bleiben und gemeinsam mit den Asylwerbern leben werden. Auch das, so schätzt Georg Mackner, habe zur Ruhe in der Gemeinde beigetragen.
Die Vertreter des TSD (v.l. Georg Mackner, Florian Stolz und Beatrix Lackner) wollten vor allem auch die verängstigten Stimmen zu Wort kommen lassen.
Die Vertreter des TSD (v.l. Georg Mackner, Florian Stolz und Beatrix Lackner) wollten vor allem auch die verängstigten Stimmen zu Wort kommen lassen.
Insgesamt zeigte sich Georg Mackner vom TSD begeistert über die "sehr geglückte" Informationsveranstaltung. Selten habe er die Unterbringung von Asylwerbern und die Aufklärung der Bevölkerung so gut vorbereitet erlebt. Bürgermeister Ruggenthaler hatte auch jemanden mitgebracht, der einen Erfahrungsbericht aus erster Hand bieten konnte: Josef Mathis, ehemaliger Bürgermeister der Vorarlberger Gemeinde Zwischenwasser, wo man seit den frühen 1990er Jahren Erfahrung mit Aslwerberheimen hat. Sein Bericht über die Praxis trug wesentlich zur Aufklärung bei.
Josef Mathis, ehemliger Bgm. von Zwischenwasser konnte viel von seiner Erfahrung mit den Virgenern teilen.
Josef Mathis, ehemaliger Bürgermeister von Zwischenwasser konnte viel von seiner Erfahrung mit den Virgenern teilen.
Anfang Oktober werden die ersten Asylwerber nach Virgen kommen. Derzeit ist man unter anderem damit beschäftigt, Hilfsangebote zu koordinieren und auch mit den verschiedenen Vereinen darüber zu diskutieren, wie die Unterstützung am besten organisiert werden kann, denn – so Dietmar Ruggenthaler – " es hilft ja nichts, wenn jeder einzeln handelt." Man müsse gemeinsam und gezielt agieren.
Bezirkshauptfrau Olga Reisner beantwortete Fragen zu den politischen und sozialen Gegebenheiten.
Bezirkshauptfrau Olga Reisner beantwortete Fragen zu den politischen und sozialen Gegebenheiten.
Daniela Ingruber stammt aus Lienz und arbeitet als Demokratie- und Kriegsforscherin am Institut für Strategieanalysen in Wien. 

Ein Posting

Franz Brugger
vor 9 Jahren

Unterbringunsort: Herz vs. Chancen:

Es tut gut zu lesen, dass die Vorbereitung seitens der Gemeinde so gut war, und auch dass es gute Beispiele gibt, dass wenn ASYL ein Gesicht bekommt dann die Herzen weit werden.

Aber - zum Nachdenken bringt mich der Artikel aus New.orf.at: http://orf.at/stories/2300241/2300242/

Der OECD-Bericht empfiehlt daher ausdrücklich, frühzeitig in die dauerhaft bleibenden Neuankömmlinge zu investieren. Weil Bildung und kultureller Hintergrund der Flüchtlinge unterschiedlicher als je zuvor seien, brauche es Integrationsmaßnahmen, die auf den jeweiligen Flüchtling maßgeschneidert seien. „Das Erlernen der Sprache muss möglichst berufsbezogen sein“, sagte Liebig.

„Das Wichtigste ist, die Menschen dahin zu bringen, wo die meisten Jobs sind, nicht dahin, wo Wohnraum am günstigsten ist“, betonte der OECD-Experte. Langzeitstudien aus Schweden zeigten, dass in strukturschwachen Regionen untergebrachte Flüchtlinge höhere Arbeitslosigkeitsraten und deutlich niedrigere Einkommen aufwiesen.

 
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