Fraser Hooper: mit dem Publikum atmen
Der neuseeländische Künstler tritt bei Olala als Clown und Boxer auf.
Als Fraser Hooper am Morgen des 30. Juli mit seiner Show bei Olala begann, war es früher Vormittag. Das Publikum schien bereit, unterhalten zu werden, war aber noch etwas verschlafen. Fraser begann daher seine Vorstellung sehr langsam, mit einigen altmodischen aber schön inszenierten Einlagen. Er lud Kinder zu sich auf die Bühne, spielte mit ihnen – und hoffte, sie würden mit ihm spielen. Er irrte sich. Die beiden Buben schauten ihn an – und warteten, beobachteten das Publikum, den Himmel und alles, nur nicht den Clown. Fraser, dessen Bühnengesicht im Gegensatz zu seinem privaten Gesicht streng, genervt und grantig aussieht, musste schließlich selbst lachen, als er weiterhin bemüht war, die beiden in seine Show einzubinden. Der Widerstand der Kinder – ein Fest für das Publikum, das nun wach war und sich köstlich amüsierte.
Diese Stimmung blieb, das Publkum lachte laut, schrie, klatschte – und welches Kind auch immer Fraser auf die Bühne holte, schaute den Clown groß an und tat, was es selbst für das Richtige hielt. Im Gespräch erzählte der Neuseeländer später, dass er genau das so liebt: die Eigenständigkeiten der Kinder. Er bezeichnete die jungen Mitspieler sogar "als Geschenk": "Über die Kinder kann man die Bevölkerung und die Stimmung einer Stadt kennenlernen."
Mit den Erwachsenen sei es nicht unbedingt leichter als mit den Kindern, denn im Gegensatz zu Letzeren würden Erwachsene mehr selbst inszenieren, wären bedachter auf ihr Aussehen und ihren Auftritt. In Lienz aber habe er Glück gehabt, meinte er: "Die Bühnengäste waren flexibel und hatten Spaß am Mitspielen." Auf die Frage, ob er ihnen Bühnenanweisungen zugeflüstert hätte, lachte Fraser und sagte: "Ich habe dem Mann mit den Boxhandschuhen nur zugerufen: Bring mich nicht um!" Das hat seinen Grund, denn in Hamburg wurde letztens ein Bühnengast aggressiv und schlug Fraser auf der Bühne zusammen, sodass die Vorstellung abgebrochen werden musste. Seitdem ist Fraser vorsichtiger.
Ganz anders in Lienz, wo Publikum wie Künstler ihre Freude am Zusammenspiel hatten. "Es geht darum", sagte Fraser Hooper anschließend, "mit dem Publikum zu atmen. Das mag technisch klingen, ist aber auf der Bühne wesentlich. Wenn die Menschen ausatmen, kann man sie nicht erreichen. Das Lachen ist ein Ausatmen, das tut man, aber man tut es für sich und bekommt wenig mit. Wenn man hingegen einatmet oder gar den Atem anhält, dann ist man aufnahmebereit." Besonders bei den Kindern mache er das so: Einer seiner kleinen Mitspieler war aufgeregt und atmetete schwer. Deshalb habe Fraser die Show verlangsamt, vorsichtige Ballonübungen gemacht, bis das Kind seinen Rhythmus gefunden hatte.
Nur einmal klappte es nicht, als ein Junge so gar nicht mochte, was Fraser mit dessen Jacke anstellte. Der Clown meinte dazu, dass es ihm immer sehr leid täte, wenn ein Kind zu weinen begänne. Manchmal gelänge es ihm, die Kinder abzulenken und vom Weinen zum Lachen zu bringen. Spontaneität sei das Zauberwort all seiner Shows, erzählte er weiter: "Man muss wissen, wann man etwas früher beendet oder länger ausspielt. Nur das Abbrechen eines Acts funktioniert nicht gut, denn das bemerkt das Publikum immer." Da gehe es wieder um den Rhythmus, in dem alle atmen, um das Fließen des Lachens und das Fließen der Geschichte.
Lienz habe ihn überrascht, stellte Fraser Hooper zum Schluss fest: "Normalerweise trete ich nicht vormittags auf, weil um diese Zeit noch kaum jemand bereit für eine Show ist. Die Menschen bei OLALA aber hatten diese Energie, mit der ich sanft spielen und dann die Geschwindigkeit erhöhen konnte." Und dann sagte er nochmals: "Ein gutes Publikum und gute Mitspieler sind eben ein Geschenk."
168 Acts an 16 verschiedenen Locations in Lienz, Innichen und Matrei – hier finden OLALA-Fans alles auf einen Klick: www.dolomitenstadt.at/olala-2015
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