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Bike Transalp: Wenn Radler zu Sherpas werden

Auf der Königsetappe über die Tauern war ein starker Rücken gefragt.

„Das hört ja gar nicht mehr auf, da kommen immer noch Radler!“ Expa-Fotograf Hans Groder war gerade auf dem Weg ins Salzburgische, als ihm in der letzten Felbertauern-Haarnadel plötzlich der Tross der 1.000 Transalp-Mountainbiker und -bikerinnen begegnete. Der Sportfotograf nutzte die Gelegenheit zu einem Schnappschuss von zwei Teilnehmern, die wir bislang noch nicht in unserer Transalp-Fotosammlung hatten: Benjamin Karl und Veronika Windisch.
Ausgezeichnete Dritte sind Benjamin Karl und Veronika Windisch im Mixed-Bewerb der Bike Transalp. Foto: Expa/Groder
Ausgezeichnete Dritte sind Benjamin Karl und Veronika Windisch im Mixed-Bewerb der Bike Transalp. Foto: Expa/Groder
Hans Groder war natürlich nicht der einzige, der an diesem Tag die Kamera entlang der Strecke zückte. Alois Girstmair fing die „Radler“ bei der St. Pöltener Hütte ein (siehe unten), wo sie eher an Sherpas erinnerten, als an Pedalritter. Und bei der Zwischenwertung bei Schloss Bruck erwischte Alfred Kofler den perfekten Moment, um unsere Osttiroler Teams abzulichten. Wir danken allen herzlich für die Bilder! An solchen Tagen macht es Spaß, Sportredakteur zu sein. Doch nun zu den harten Daten und Fakten der Königsetappe über die Alpen: Nach zehn Jahren führte diese Etappe wieder einmal über den Felbertauern. Auf den ersten 25 Kilometern von Mittersill hinauf zum Tauernkreuz waren bereits rund 1.900 Höhenmeter zu bewältigen. Hannes Wilhelmer (Team Fitstore24) erzählt uns nach dem Rennen: "Die ersten 1.400 Höhenmeter nach dem Start konnten wir noch auf dem Bike zurücklegen. Von da an waren wir dann nur noch zu Fuß unterwegs. Ganze eineinhalb Stunden schoben und trugen wir unsere Bikes! Dieser Streckenabschnitt hat den bei Bikern sonst weniger trainierten Oberkörper extrem belastet. Es war eine echte Härteprobe."
Thomas Aichner spürt sein Kreuz beim Kreuz. Er und Hannes Wilhelmer gönnen sich eine Verschnaufpause.
Thomas Aichner spürt sein Kreuz beim Kreuz. Er und Hannes Wilhelmer gönnen sich eine Verschnaufpause.
Sportlich ist dieser Übergang ebenso gewaltig wie landschaftlich, weil die letzten fünf Kilometer zum Tauernkreuz auf fast 2.500 Metern Höhe ein Mix aus teils fahrbaren Wegen, Schiebe- und auch Tragestrecken sind. Die letzten 250 Meter zur Pöltener Hütte am Passübergang ließ sich das Bike definitiv nur schieben und tragen. Alois Girstmair hat es dokumentiert:
Das sind nicht Biker, sondern Sherpas auf den letzten Metern zur St. Pöltener Hütte. Foto: Alois Girstmair
Das sind nicht Biker, sondern Sherpas auf den letzten Metern zur St. Pöltener Hütte. Foto: Alois Girstmair
Ein grober Schotterweg führt nach dem Passübergang in Richtung Tauerntal auf Osttiroler Seite. Der große Berg dieses Tages war für die Alpenüberquerer zwar geschafft, es warteten aber noch rund 80 Kilometer, gespickt mit 1.400 Höhenmetern. Ab Matrei ging's auf Radwegen bis zur „Westumfahrung“ von Lienz, vorbei an Schloss Bruck mit einer Zwischenwertung, zu der wir eine Slideshow von Alfred Kofler parat haben:
Unser Tourreporter Hannes Wilhelmer hatte auf dieser Passage folgende Eindrücke: "Die Osttiroler haben uns heute wirklich nicht im Stich gelassen. Auf der gesamten Strecke war eine super Stimmung. Vor allem die Auffahrt zum Gribelehof war ein richtiger Hexenkessel". Nach dem Schloss Bruck führte die Tour auf Wurzelwegen hinüber nach Leisach. Von Thal nach Assling brannten auf einem steilen 300-Höhenmeter-Anstieg noch ein letztes Mal die Waden, dann ging es im Drautal die letzten 15 Kilometer auf Rad- und Forstwegen „weitgehend flach“ nach Sillian. Was für eine Tour!
Eine komplette Alpenüberquerung in fünf Stunden und neun Minuten – mit dem Rad! Das macht Markus Kaufmann, dem Führenden, so schnell keiner nach. Foto: bike-transalp.de
Eine komplette Alpenüberquerung in fünf Stunden und neun Minuten – mit dem Rad! Das macht Markus Kaufmann, dem Führenden, so schnell keiner nach. Foto: bike-transalp.de
Und hier die Ergebnisse der Osttiroler Teams und das Gesamtranking: Vorne fielen Alban Lakata und Kristian Hynek mit rund zehn Minuten Rückstand auf den 4. Gesamtrang zurück. Die großen Sieger dieser aberwitzig schwierigen Etappe sind Markus Kaufmann und Jochen Käß vom deutschen Team Centurion Vaude 1, die den Verfolgern mehr als vier Minuten abnahmen. Dreizehnte mit 51 Minuten Rückstand und dem 13. Gesamtrang mit insgesamt 1:40.58 Rückstand auf das Führungsduo wurden Simon Schupfer und Martin Walder (Team Gesundheitswelt Sillian), die ein fulminantes Rennen fahren. Sie sind aus Osttiroler Sicht die „Männer der Stunde“ und zählen zu den schnellsten Fahrern ihrer Altersklasse. 26. in der Tageswertung und insgesamt sind die Mannen von Dolomite.Bike, Jakob Britz und Patric Plankensteiner. Eine erstklassige Zwischenbilanz in diesem Klassefeld. Als 57. der Königsetappe (Gesamtrang 60) halten sich auch Hannes Wilhelmer und Thomas Aichner (Team Fitstore 24) bravourös. Und als 113. (Gesamt 116) rollten in ihrer Heimat Sillian Heinrich Simon und Manuel Ploner ins Ziel (Team Sillian Hochpustertal). Im Mixed bleiben Benjamin Karl und Veronika Windisch ausgezeichnete Dritte, sowohl beim Tageseinlauf als auch in der Gesamtwertung. Mit 6:40.08 legten die beiden zudem über die großen Berge eine erstklassige Zeit hin. Ziemlich genau sieben Stunden benötigten Gerold Keil und Franz Fröschl für diese Etappe der Leiden, sie wurden damit Zehnte an diesem Tag und liegen in der Masters-Gesamtwertung auf dem ausgezeichneten 12. Rang. Wilhelmer zur Leistung der beiden: "Die zwei Oldies haben uns in der Tragepassage wie zwei Berggämsen zehn Minuten abgeknöpft!"
Oldies? Keine Spur. Schon eher routinierte Gämsen im Gelände. Franz Fröschl und Gerold Keil in guten Händen bei der verdienten Pause nach der schwersten Etappe der Tour.
Oldies? Keine Spur. Schon eher routinierte Gämsen. Franz Fröschl und Gerold Keil in guten Händen bei der verdienten Pause nach der schwersten Etappe der Tour.
 
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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