Das wissenschaftliche Programm der Gustav-Mahler-Musikwochen (18 bis 30. Juli 2015) im Grand Hotel Toblach verspricht in diesem Jahr so einiges an Kontroverse. Nicht nur, dass eine Ausstellung antisemitische Karikaturen der Wiener Presse zur Zeit Gustav Mahlers diskutiert, es wird auch eine vielschichtig besetzte Vortragsreihe geben, die der deutsche Philosoph und Medientheoretiker Peter Sloterdijk eröffnet. Er wird sich einem Gespräch mit Manfred Osten, dem ehemaligen Generalsekretär der Humbold-Stiftung, stellen. Schon die Ankündigung des Namens Sloterdijk legt nahe, dass es auch ein Streitgespräch werden könnte.
Peter Sloterdijk versteht es, hinter bequeme Wahrheiten zu schauen und damit zu provozieren. Foto: Andreas-Gebert/dpa
Der Disput liegt umso mehr in der Luft, zumal Sloterdijk über ein Kapitel seines 2014 erschienenen Buches "Die schrecklichen Kinder der Neuzeit" sprechen wird. Es ist gewiss nicht das erste provokante Werk Sloterdijks, doch eines, das auf besonders viel Widerspruch stieß. So meinte die Neue Zürcher Zeitung fast lapidar "Fazit, dieses Buch hat es in sich", während man im Spiegel zu der Ansicht gelangte, dass der Autor sich mit dem Buch "endgültig als Reaktionär und Ressentimentlieferant" entpuppt habe. Wer sich zu Sloterdijks Analyse des Werteverlusts Europas ein eigenes Bild machen möchte, hat am Montag, 20. Juli um 16:00 Uhr, im Spiegelsaal Gelegenheit dazu. Was schon jetzt versprochen werden kann: Man muss nicht seiner Meinung sein, um die Wortgewalt und Redekunst eines Peter Sloterdijk zu genießen.
Vielleicht nicht so kontrovers, gewiss aber von hohem Interesse sind die Vorträge der weiteren Redner, vom Musikkritiker Angelo Foletto (La Repubblica) über den Salzburger Germanisten und Musikwissenschafter Jens Malte Fischer oder Yoel Gamzou, den jungen Chefdirigenten des International Mahler Orchestra aus Berlin, bis hin zur deutschen Dirigentin Sybille Werner. Und selbstverständlich wird die Musik den eigentlichen Höhepunkt bilden, das verspricht das Programm.
Daniela Ingruber stammt aus Lienz und arbeitet als Demokratie- und Kriegsforscherin am Institut für Strategieanalysen in Wien.
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