„Freude am Fahren, Freude am Leben“
Die Oldtimerfahrt Austria Historic 2015 nützte Lienz als Stützpunkt und zum Genießen.
Die Oldtimer stehen wieder in der Garage. In wenigen Stunden werden sie auf Anhänger gepackt. Die Fahrt Austria Historic 2015 ist zu Ende. Ein wenig Wehmut liegt in der Luft, aber auch die Vorfreude auf die nächste Ausfahrt. Oldtimerfahrten und Rallyes gibt es zahlreiche, viele davon kommen durch Osttirol, Austria Historic allerdings unterscheidet sich von den meisten. Es geht um das Genießen, um nichts anderes. Zwar wurden eine Woche lang einige Tausend Höhenmeter zurückgelegt und so manche in die Route eingeplante Straße erwies sich als nicht wirklich oldtimertauglich, dennoch wirkt niemand erschöpft. Die Stimmung ist unaufgeregt und freundlich. Hier muss sich niemand mehr etwas beweisen, sagt Kurt Dichtl, der Organisator und Präsident des Automobil Veteranen Clubs Austria, und lehnt sich dabei bequem im Sessel zurück. Hin und wieder kommen Teilnehmer bei ihm vorbei, plaudern ein wenig und stellen die eine oder andere Frage, die Dichtl meist mit Wiener Schmäh beantwortet. Der Umgangston bei Austria Historic ist freundschaftlich. Keine Wettbewerbs-, sondern Urlaubsstimmung. Viele kennen einander seit langer Zeit.
Noch etwas ist anders: Es gibt keine Liste, die Tagewertungen und Ergebnisse zeigt. Niemand wirft einen neidischen Blick auf einen „Gewinner“, denn es gibt keinen. Kurt Dichtl drückt es so aus: Sieger seien sie schließlich alle, allein schon, weil sie es sich leisten könnten, hier zu sein. Hier, das ist die Region Osttirol, Oberitalien, Kärnten, aber insbesondere Lienz, das mit dem Grandhotel den Stützpunkt der Fahrt bildet. Angekommen am 28. Juni, fuhren 40 Teams mit insgesamt 81 Personen eine Woche lang über Pässe in den Dolomiten und der Region, angefangen beim Wurzenpass, Plöckenpass, dann das Maltatal und andere kleine Täler, wo man nicht unbedingt Oldtimer vermuten würde, schon gar nicht mit Baujahr 1945 und darunter, denn jünger dürfen die Autos nicht sein, die bei Austria Historic mitmachen.
Abschließend gab es am 4. Juli noch eine Fahrt nach Kals und zum Großglockner. Der ÖAMTC war stets dabei, so gab es keinen Ausfall und keinen Unfall. Die Route der letzten Tage führte bergauf und bergab. Langsam zu fahren, die Aussicht zu genießen und das Fahren an sich, darum geht es. Kurt Dichtl und sein Team sind stolz darauf, dass diese Freude am Fahren von allen geteilt wird. Teil dieser Gemütlichkeit ist auch der Umstand, dass man unabhängig ist. Es gibt keine eingekauften Promis, keine Politiker und – was Dichtl noch wichtiger ist – keine Politikerreden und keine Dankbarkeit irgendwelchen Sponsoren gegenüber, weil jeder seine Fahrt und sein Hotel selbst bezahlt und daher keine Sponsoren gebraucht werden. In Osttirol hat es eine kleine Ausnahme gegeben, über Vermittlung des Grandhotels Lienz durfte man auf dem Parkplatz der Bergbahnen beim Zettersfeld gratis die Oltimer-Anhänger parken.
Organisator Kurt Dichtl ist ein Oldtimer-Liebhaber und ein Abenteurer. Mit seiner Frau war er 1997 in China. Mit dem eigenen Oldtimer fuhren sie quer durch das Land. Er sagt, er sei der erste Ausländer gewesen, der das mit dem eigenen Führerschein und ohne ständige Begleitung machen habe dürfen. Mit einem Blick auf die Teilnehmer von Austria Historic 2015 sagt er: „Allen gefällt diese Mischung aus Autos und Leben.“ Es gab diesmal nur vier österreichische Teams. Die Teilnehmer kamen nicht nur aus Deutschland und der Schweiz, sondern auch aus den USA, aus England, Irland und sogar aus Südafrika. 40 Autos sei das Maximum, heißt es, sonst würde es zur Massenveranstaltung. Man will den Austausch und man soll einander auch kennenlernen. Manche kommen jedes Jahr. Für die Tour 2016 durch das Ennstal haben sich bereits 15 der aktuellen Teams angemeldet. Und einen Urlaub in Lienz haben auch schon einige wieder eingeplant.
Fotos: Marco Leiter
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