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Diemling – ein Zahlenfuchs für das Zettersfeld

Auf den Lienzer Skibergen geht ohne die Bauern nichts.

Normalerweise hat Thomas Diemling seinen großen Auftritt einmal im Jahr. Es ist die  Vollversammlung der Raiffeisengenossenschaft Osttirol RGO, deren Geschäfte er leitet. Dieser Abend wird in der Landwirtschaftlichen Lehranstalt zelebriert, nach einem Ritus, der sich so wenig ändert wie der Bauernkalender. Für die großen Worte und Gesten ist Obmann Franz Ganeider zuständig, der die Erfolgsparolen in den Saal ruft, wo das zu 99 Prozent männliche Publikum nichts anderes erwartet. Erfolg ist das Markenzeichen der RGO, die grob gesprochen 50 Millionen Euro im Jahr umsetzt und sich redlich müht, nicht mehr als eine Million Euro Gewinn auszuweisen. Man will ja nicht protzig wirken. Fast nebenbei wird erwähnt, dass es wieder gelungen sei, allerhand Millionenprojekte umzusetzen, ohne auch nur „einen Quadratmeter Grund zu verkaufen“. Hinter diesem Erfolg steht der Mann, den der TVBO jetzt in den Sessel des Aufsichtsratsvorsitzenden der Lienzer Bergbahnen hievt: Thomas Diemling.
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Drahtzieher und gewiefter Verhandler mit einem Hang zum Understatement - Thomas Diemling, RGO-Geschäftsführer und demnächst Vorsitzender des Aufsichtsrates der Lienzer Bergbahnen. Foto: Tobias Tschurtschenthaler
Er ist ein Zahlenfuchs und Drahtzieher, ein gewiefter Verhandler, der das Understatement bis zur Perfektion beherrscht. Von der Brille bis zum Schnupftabak wirkt Diemling wie ein kleiner Buchhalter, der nie im Leben eine Entscheidung ohne Zustimmung seines Chefs treffen würde und doch ist er einer der erfolgreichsten Manager des Bezirkes, ein Macher in der zweiten Reihe, unauffällig und effizient. Nominiert ist Diemling vom TVBO. Doch auch die Vertreter der Stadt akzeptieren ihn. Obwohl Bürgermeisterin Blanik zunächst kritische Töne hören ließ und den Wirtschaftstreuhänder Rudolf Hopfgartner als Kandidat lancierte, machte sie mit Diemling schon manche gemeinsame Sache. Stichwort: M99 alias Kaufhaus Lienz. Dort verkaufte die RGO mit Blaniks tatkräftiger Unterstützung eine Bauruine um hunderttausende Euro an die Südtiroler Hobag. Es war ein lukratives Geschäft, ausgehandelt von Thomas Diemling. Auch bei künftigen Grundstücksdeals, etwa an der Nußdorferstraße, ist die Stadt auf die Kooperation mit der RGO angewiesen. Diemling ist ein Kompromisskandidat, aber fachlich keine schlechte Wahl. In der neuen Position soll er nicht gestalten, sondern prüfen und rechnen. Das kann der RGO-Mann ausgezeichnet. Gewählt wurde er vermutlich auch deshalb, weil ihm kaum jemand zutraut, die Machtbalance zwischen Stadt und TVBO aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das wird und will er wohl auch nicht. Diemlings Klientel sind die Bauern. Der passionierte Schachspieler ist Mitglied eines agrarischen Erfolgstrios. Er selbst zieht die Fäden in der RGO, sein Bruder Martin leitet die Landwirtschaftskammer und Martin Mayerl – ein Freund der Diemling-Brüder – führt den Maschinenring und sitzt im Landtag. Ob Hochstein oder Zettersfeld – wo immer die Lienzer Bergbahn in den vergangenen Jahren investierte, kassierten die Bauern kräftig mit. Jetzt sitzt einer ihrer wichtigsten Protagonisten an der Spitze des Aufsichtsrates. Damit gilt mehr denn je: Auf den Skibergen der Lienzer geht ohne die Bauern nichts.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

2 Postings

mischmaschin
vor 9 Jahren

Alles Gute und steig' dem Geschäftsführer mal gleich ordentlich auf die Zehen - der Moar hat das bisher trotz unzähliger Versuche in seiner Bar nicht geschafft - der Geiger wird's noch viel weniger tun als der Franz als Mehrheitseigentümer...

 
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chiller336
vor 9 Jahren

selbes spiel wie zur zeit in matrei läuft?? man macht den bock zum gärtner - wobei ich thomas diemling sehr schätze .... aber ein interessenskonflikt scheint damit vorprogrammiert - früher oder später. wie in matrei eben ....

 
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