Kosaken: Auf die Flüchtlinge folgen Touristen
Harald Stadler enthüllt Details zur Kosakenausstellung im Heizhaus.
Es sind bereits Jahrzehnte vergangen, seit Archäologe Harald Stadler bei einem Fußballspiel im Dolomitenstadion zufällig einen Nachfahre jener Kosaken traf, die am Ende des 2. Weltkrieges bei ihrer "Flucht in die Hoffnungslosigkeit" in Lienz/Peggetz strandeten.
Seither forscht, vernetzt und organisiert Stadler immer wieder fachliche und kulturelle Schwerpunkte rund um dieses lange vergessene und tragische Kapitel der Kriegsgeschichte. Eine Ausstellung 2005 in der Tammerburg, ein Kongress 2007, 2010 eine weitere Ausstellung und 2012 eine Informationsoffensive kann er sich auf die Fahnen heften, gemeinsam mit Hinterbliebenen und Mitgliedern von Traditionsvereinen, die rund um den Kosakenfriedhof in der Peggetz alljährlich der Tragödie gedenken. An diesem Ort wird derzeit eine orthodoxe Kapelle fertiggestellt, die demnächst eingeweiht wird. Und auch heuer wird es dazu eine Ausstellung geben, diesmal im aufwändig adaptierten Heizhaus am Bahnhof.
"Einst Flüchtling - heute Tourist" ist der Titel der Schau, die vom 4. Juni bis zum 15. September viele historische Bilder, Originaldokumente, Fundgegenstände und Filme präsentieren wird, zum Teil im Heizhaus, zum Teil in den restaurierten Waggons der dort abgestellten alten Zugsgarnitur. Die Perspektive der Kosaken wird jener der Russen und der Engländer gegenübergestellt.
Das Ausstellungsplakat, gestaltet von Margarethe Oberdorfer, präsentierte Stadler nicht von ungefähr im Gasthaus Hotel Fischwirt in Lienz. Es ist ebenso wie das Hotel Traube und andere Orte der Stadt eng mit dem Schicksal der Kosaken verbunden. Details dazu erfährt man in einem digitalen Kosaken-Themenweg im Cityguide-Lienz.at.
Zur Ausstellung und den diesjährigen Gedenkfeiern erwartet Stadler rund 600 Menschen vorwiegend aus Russland und der Ukraine. Ihre Vorfahren waren Flüchtlinge, sie selbst kommen als Touristen auf der Suche nach Erinnerungen und vielleicht auch Erklärungen für das schwer verstehbare Grauen des Krieges.
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