Zukünftige TerroristInnen werden vor allem im Internet angeheuert, es gibt allerdings auch Ausbildungszentren für jene, die dagegen ankämpfen wollen. Foto: Leticia Perelstein
Die Neuen Medien haben rundum viel verändert, nicht alles davon scheint positiv. Gerade wenn es um das Anheuern von Jugendlichen für kriminelle oder terroristische Zwecke geht, ist eine Einschränkung aufgrund der vermeintlich sozialen Medien kaum mehr möglich. Jugendliche werden von politisch radikalen Gruppierungen ebenso wie von Organisationen wie dem Islamischen Staat (IS) direkt angesprochen und über persönliche Kontakte quasi an der Hand genommen.
Gerade der IS ist darin besonders geschickt, zumal er junge und bestens ausgebildete Medienexperten in seinen Reihen hat, die über jene Bildsprache verfügen, die vor allem Jugendliche ansprechen. So grausam ihre Videos sind, so perfekt geschnitten und mit Hollywood-Dramaturgie unterlegt sind sie. Ausschnitte daraus werden von Jugendlichen – oft ohne zu wissen, dass die sadistischen Bilder echt sind – über soziale Medien geteilt. Sobald Facebook, Twitter oder auch Youtube die Originalvideos plus dazugehörigen Verbreiter-Accounts sperren, öffnen andere Anhänger neue. Häufig stehen nicht einmal mehr terroristische Organisationen dahinter, sondern lediglich deren Anhänger. So sieht die perfekte Werbemaschinerie aus: "Wir" produzieren Inhalte und stellen sie ins Netz, "ihr" verbreitet für uns und macht damit, was ihr wollt. Attentate werden in der Folge ebenfalls nicht mehr immer direkt vom IS, Boko Haram oder anderen Gruppen organisiert, sondern von kleinen Einheiten, die nie über anderen Kontakt zu den Terroristen verfügten als jenen über Internet. Man muss nicht mehr Mitglied des IS sein, um für den IS zu töten. Bequemer könnten es die Anführer nicht haben, null Risiko aber größtmöglicher Effekt.
Zur Propagandaverbreitung verfügt der Islamische Staat längst über seine eigene App, The Dawn of Glad Tidings, meist nur Dawn genannt. Insofern kann man nicht mehr davon sprechen, dass Regionen wie Osttirol abseits der Großstädte sicher oder gar zu abgelegen seien, um Nachwuchs für kriminelle und radikale Organisationen zu rekrutieren. Angeheuert wird heute immer, überall und über alle Grenzen ebenso wie über alle Geschlechter hinweg. Was man trotzdem dagegen tun kann, darüber wird der Politikwissenschafter Reinhold Gärtner im Bildungshaus sprechen. Die Veranstaltung war ursprünglich für Februar geplant und wird am Mittwoch, 29. April nachgeholt: nachmittags der Workshop und um 20.00 Uhr die Podiumsdiskussion.
Daniela Ingruber stammt aus Lienz und arbeitet als Demokratie- und Kriegsforscherin am Institut für Strategieanalysen in Wien.
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