Auf den Spuren von Nessie durch Schottland
Eine Umrundung von Loch Ness bietet mehr als das Monster.
Ich freue mich sehr, dass Viele meinen Blog lesen und natürlich soll es auch Reiseberichte und Tipps für Schottland-Urlauber geben. Heute schreibe ich über den Zauber von Loch Ness. Von Ardersier aus kann man das Loch Ness wunderbar in einem Tagestrip umrunden. Durch die Hauptstadt der Highlands, Inverness, fließt der River Ness, welcher ein direkter Abfluss des Loch Ness ist und auch der nordöstliche Start des Caledonian Canal (Kaledonischer Kanal). Dieser verbindet die Ost- und Westküste Schottlands direkt durch das Great Glenn. Etwa zwei Drittel des Kanals wurden künstlich angelegt. Er verbindet mehrere Gewässer zwischen der Nordsee, etwa Moray Firth, und dem Atlantischen Ozean (Firth of Lorne).
Am Caledonian Canal entlang fährt man aus Inverness in Richtung Fort Williams, die Routen sind mit „Loch Ness Trail“ gut für Touristen angeschrieben. Hat man den Wirbel der Stadt – Inverness hat immerhin 65.000 Einwohner – hinter sich gelassen, erreicht man bald die Ortschaft Loch End und damit den Beginn des Loch Ness. Ab hier fährt man die ganze restliche Route beinahe direkt am Wasser entlang und man kann schon erahnen, dass dieses so berühmte Loch Ness allein durch seine Größe beeindruckt.
Erster Zwischenstopp ist für mich, wenn ich Besuch habe, immer der Nessie-Shop kurz vor Drumnadrochit. Er liegt direkt an der Straße und man findet dort die größte Auswahl an Schottland- und natürlich Nessie-Souvenirs, die ich bisher kenne, auch die Internetseite des Shops wirbt mit dem ausführlichsten Angebot in den schottischen Highlands. Direkt angeschlossen ist ein kleines Cafè mit wunderbarem Blick über Loch Ness. Der Kaffee dort ist wirklich in Ordnung. Weiter geht es in Richtung „Loch Ness Centre and Exhibition“, direkt in Drumnadrochit. Die Eintrittspreise sind mit etwa zehn Euro für Erwachsene und sieben Euro pro Kind nicht gerade günstig, aber ein Besuch lohnt sich. Die Ausstellung widmet sich der Entstehung des Great Glenn, der Legende um das Loch Ness-Monster sowie der langwierigen und aufwändigen Suche nach diesem. Es ist eine gut gemachte und auch für Kinder sehr sehenswerte Ausstellung. Man bekommt die Erklärungen in den einzelnen Räumen auch auf Deutsch, wenn man vorher an der Kassa darum bittet. Das erhöht natürlich den Wohlfühlfaktor.
Nach der intensiven Beschäftigung mit der Geschichte und Entstehung des Loch Ness geht die Reise weiter in das wunderschöne Urquhart Castle, eigentlich eine Ruine. Das habe ich mir auch immer gedacht und es vorher nie besucht. Seit wir jetzt hier sind, war ich allerdings schon dreimal dort und jedes Mal war ich aufs Neue fasziniert und begeistert. Auch hier sind die Eintrittspreise gesalzen, es lohnt sich die Überlegung, einen „Explorer Pass“ der Gesellschaft Historic Scotland anzuschaffen. Der Familienpass kostet 80 Pfund und man kann sieben Tage lang wirklich sehenswerte Anlagen in ganz Schottland besuchen, kommt an den Warteschlangen vorbei, die sich unweigerlich bilden und erhält ganz nebenbei in den Cafès und Souvenirläden Ermäßigungen. Urquhart Castle ist in diesem Explorer Pass inbegriffen. Die Tour durch die Schlossruine beginnt erstmal mit einem achtminütigen Film über 1500 Jahre Geschichte. Auch dieser Film kann auf Deutsch gesehen werden, bzw. mit deutschen Untertiteln. Einfach einen der immer freundlichen Mitarbeiter von Historic Scotland ansprechen.
Am Ende des Films eröffnet sich die atemberaubende Kulisse der Burganlage. Zweimal am Tag gibt es geführte Touren, leider nur auf Englisch, aber auch alleine kann man die Überreste dieser einst riesigen Anlage sehr gut erkunden. Urquhart steht an einer winzigen Landzunge direkt am Gewässer, war einst strategisch wichtig und zählte zu den größten Burgen Schottlands. Heute bietet sie immer noch unvergleichliche Ausblicke aufs Loch Ness und ist fixer Bestandteil vieler Schottlandtouren, die von gewerblichen Veranstaltern angeboten werden. Dementsprechend viel ist manchmal los. Im Besucherzentrum der Burg gibt es – wie überall – einen Souvenirladen und ein Cafè, hier könnte man gut eine „Soup of the Day“ essen, bevor es weitergeht. Die „Soup of the Day“ wird nahezu überall angeboten und ich habe noch nie eine erwischt, die mir nicht geschmeckt hätte. Es gibt sie zu einem recht günstigen Preis und man kann sie entweder mit Brot (oft hausgemacht) oder Sandwich bestellen. Meist reicht das Brot aber aus.
Nach der Besichtigung von Urquhart Castle geht es weiter Richtung Fort Augustus am südwestlichen Ende von Loch Ness. Hier kann man entlang einer Schleusenanlage des Caledonian Canal spazieren gehen und wenn man Glück hat, wird gerade eines der im Sommer zahlreichen Schiffe den Kanal entlang angehoben oder abgesenkt. Bei freiem Eintritt kann man das Besucherzentrum aufsuchen und alles über die Entstehung des Kaledonischen Kanals erfahren. Früher benutzten größere Schiffe den Kanal als Abkürzung, heutzutage trifft man hauptsächlich Hausboottouristen und Segler, die den Kanal aufgrund seiner Schönheit für sich entdeckt haben. Ein Hausboot kann man sich in Schottland übrigens jederzeit mieten, einen extra Führerschein braucht man nicht, man bekommt eine kurze Einweisung vom Vermieter sowie von den Schleusenwärtern direkt vor Ort. Direkt am Kanal gibt es auch eine kleine Fleischerei, eine wirklich gute Gelegenheit eine Portion Haggis zu probieren, von dem ich ja im vorigen Blog schon erzählt habe. Eine Portion frisch zubereitet kostet hier zwei Pfund und der Metzgermeister freut sich immer sehr, wenn ein Besucher das Gesicht schon vor dem Probieren verzieht.
Weiter von Fort Augustus geht es in die Highlands entlang der B 862 (Richtung Inverness), hier wird die Straße enger und oft sogar zu einer sogenannten „Single-Track-Road“, einer Straße mit Ausweichen. Bei Gegenverkehr bleibt derjenige stehen, der näher an einer solchen Ausweiche ist, Passing Place heißen die hier. Mit einem Daumen hoch wird dem entgegenkommenden Fahrer signalisiert, dass die Straße in Ordnung ist und keine Verkehrsbehinderungen aufgetaucht sind. Gemeint sind wohl vor allem Schafe, Wild oder umgestürzte Bäume. Manchmal passiert es, dass man gerne die Landschaft genießen möchte oder für ein Foto aussteigen will und hinter einem fährt ein Einheimischer, der es eilig hat. In diesem Fall einfach auch einen Passing Place ansteuern und den eiligeren Fahrer vorbeilassen. Das hilft dabei, nicht hektisch zu werden, vor allem weil die Schotten zwar an Touristen gewöhnt sind, aber eben keinen Urlaub haben. Es bieten sich ganz wunderbare Fotomotive auf dieser Strecke und man ist wirklich in den Highlands, so wie man sie sich vorstellt. Eine unendliche Weite, manchmal rau und trotzdem einfach sehr, sehr schön. Man sollte diesen Teil des Trips wirklich genießen.
Kommt man an das Schild „Foyers Falls“, links abbiegen auf die B 852 Richtung Foyers. Die Strecke führt durch bewaldetes, bemoostes Gebiet und endet in dem kleinen Ort Foyers. Einfach durchfahren bis ans Ende. Es erwarten einen die wunderschönen Wasserfälle von Foyers. Nach vielleicht zehn Minuten Fußmarsch, der einem nach der Autofahrt sowieso gut tut, kommt man zur oberen Aussichtsplattform und kann einen Wasserfall bestaunen, der mit ungeheurer Kraft mitten aus dem Felsen zu entspringen scheint. Schaut man genauer hin, sieht man, dass das Wasser braun ist. Es scheint zumindest so. Grund dafür ist der torfige Untergrund, durch den das Wasser fließt, welches das Loch Ness speist. Man kann die Foyers Falls auch länger bewandern, meiner Erfahrung nach ist es aber zu diesem Zeitpunkt schon recht spät am Nachmittag.
Von Foyers aus geht es der B 852 folgend Richtung Dores. Bald nach den Foyers Falls kommt man auch wieder ans Ufer des Loch Ness und folgt dieser Uferstraße auf einer Single-Track-Road. In Dores angekommen sollte man als würdigen Abschluss dieser Tagestour unbedingt im Dores Inn einkehren, dem einzigen Lokal direkt an den Ufern des Loch Ness. Die Preise sind echt okay und das Essen dort sehr, sehr gut. Außerdem kann man an dieser Stelle auch endlich seine Zehen ins eiskalte Wasser des Loch Ness strecken und sich noch einmal ausgiebig auf die Suche nach dem berühmten Monster machen und zwar mit dem letzten, echten Nessie-Jäger Steve Feltham, der genau an dieser Stelle seit 19 Jahren Ausschau hält nach dem bekannten Monster. Sonnenuntergang am Loch Ness gibt’s bei Schönwetter inklusive.
Man kann ja über das Monster von Loch Ness denken, wie man möchte, aber eine Tour rund um diese wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Schottlands lohnt sich auf alle Fälle! Fast die gesamte Tour ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen, wird aber recht umständlich. Zumindest bis nach Urquhart und Fort Augustus gibt es regelmäßige Linienbusse. Viel Spaß beim Umrunden!
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