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Wieder einmal richtiges Schwarzbrot essen!

Die Küche anderer Länder kann sehr gewöhnungsbedürftig sein.

Ich habe euch jetzt viel darüber berichtet, wie der Start in Schottland verlief, wie sich die Kinder in der Schule eingelebt haben und auch ein wenig über das Schulsystem. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, auch darüber zu schreiben, was wir Erwachsenen, im Speziellen ich, den lieben langen Tag so treiben. Nun, ich schreibe, wie ihr ja mitbekommen habt. Außerdem lerne ich für meine Fortbildung zur Bibliothekarin im gehobenen Fachdienst. Als Leiterin der Stadtbücherei Lienz ist dies grundlegend und hat mir auch die Möglichkeit einer Bildungskarenz für sechs Monate gegeben. Auch aus diesem Grund bin ich regelmäßig im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl/Wolfgangsee. In dieser Zeit sind meine drei Männer völlig auf sich gestellt in Schottland. Ich hingegen genieße es, wieder einmal richtiges Schwarzbrot zu essen. Das gibt es hier nämlich nicht. Und damit bin ich auch schon dort, wo ich in diesem Beitrag hin möchte: kulinarische Unterschiede zwischen Schottland und Österreich. Ich würde uns als Familie nicht als enorm gesundheitsbewusst beschreiben. Wir kochen hin und wieder schnelle und einfache Kost, beide Eltern sind berufstätig und – wie jeder weiß – lässt sich das manchmal eben nicht allzu gut mit ausgewogen und gesund verbinden. Es gibt bei uns eben auch einmal eine halbe Woche mit weniger Gemüse und dafür mehr Wurstnudeln oder Gröstel. Weil's schnell geht und schmeckt. Wir sind alle vier nicht vegetarisch veranlagt, auch wenn uns in lichten Momenten klar wird, dass wir so auch ganz gut leben könnten. Na jedenfalls, ich habe seit dem 5. Februar kein Fleisch mehr gegessen. Grund dafür ist ausschließlich, dass ich anfangs nicht wusste, welche Produkte ich kaufen sollte, die Bezeichnungen im Supermarkt waren mir nicht geläufig. Nach ein paar Wochen stellte sich auch ein gewisser Unwille ein. Ich kann mich gut an eine Begebenheit erinnern, bei der ich Grillhendl für meine Familie machen wollte. Nur leider gibt es so etwas wie Grillhendlgewürz hier nicht. An sich wäre das mit etwas Geschick und Mut durchaus auch mit losen Gewürzen lösbar, aber so richtig wusste ich auch noch nicht, wie den Gasherd zu bedienen. Wer bei uns hat schon einen Gasherd? Ich kaufte also schottische Hendlhaxerln und eine Soße im Glas, von der ich mir berichten ließ, sie wäre hier das Produkt der Wahl für meine Hendlhaxerln. Das Ergebnis war, schmeichelhaft ausgedrückt, katastrophal. Für mich war schon bei der Zubereitung klar, das esse ich nicht, aber ich wollte unvoreingenommen wenigstens den Männern im Haus Fleisch auf den Tisch bringen. Naja ... sie aßen es widerwillig und waren recht bald satt. Die Soße, die ich verwendet hatte, war eine dunkelbraun-rote Masse, die ein wenig nach BBQ-Sauce bei McDonalds schmeckte. Das lieben die Menschen hier. Hähnchen werden damit übergossen und zwei Stunden im Ofen gegart. Ja.
"Richtiges" Brot wird schmerzlich vermisst … Foto: Anja Kofler
"Richtiges" Brot wird schmerzlich vermisst … Fotos: Anja Kofler
Generell haben wir hier, auch die Kinder, ein kleines Problem mit den Lebensmitteln. Es gibt kein richtiges Brot. Diesen Satz kennt man ja von vielen Menschen, die längere Zeit im Ausland waren. Ich war auch lange in Deutschland und die können das meiner Meinung nach auch nicht richtig. Aber hier geht’s gar nicht. Brot in Schottland, wahrscheinlich überall in Großbritannien, ist das, was wir Super-Sandwich-Toast nennen, von der Größe her und noch viel weicher von der Konsistenz. Dafür gibt es Regalmeter über Regalmeter verschiedene davon. Es gibt sie in rein weiß oder in Vollkorn, wobei das auch nur dunkelweiß ist und auf keinen Fall mit unserem Vollkorn verglichen werden darf. Es gibt sie in Thick und Medium, der Unterschied begründet sich wohl irgendwie in der Konsistenz, ist mir aber noch nicht recht klar. Nimmt man eine Scheibe in die Hand und zerknüllt sie, wird die Brotscheibe zu einer tischtennisballgroßen Kugel, zwei Stunden später hat sie sich wieder ausgestreckt.
supersandwich
Super-Sandwich-Toast so weit das Auge reicht.
In den ersten Tagen fanden wir das alle super, weil neu. Uns schmeckte die hier übliche gesalzene Butter auf den ungewohnten Brotscheiben sehr gut und wir hatten echt Spaß daran. Aber leider auch recht bald wieder Hunger. Es dauerte nicht lange und wir waren dem überdrüssig. Nach einigen Wochen konnten wir im Lidl in Inverness richtiges Schwarzbrot mit Kruste finden. Wir haben uns so gefreut, dass wir gleich mehr gekauft haben und es voll Stolz einfroren. Man weiss ja nie, wann es das wieder gibt. Ich vermisse außerdem Lattella. Es muss noch nicht einmal das Original sein, Fruchtmolke wäre schön. Oder ein Knabbernossi, besonders unsere Jungs sprechen manchmal darüber, wie schön das Leben doch noch war, als ihr Opa immer Knabbernossi im Keller bevorratet hatte, wenn sie zu Besuch kamen. Sie sind sechs und neun, haben aber auch kulinarisch gesehen schon bessere Zeiten erlebt. Jörg sehnt sich manchmal nach einer Fleischkäsesemmel und wenn Besuch aus Österreich kommt, bestellt er scherzhaft gerne einen kompletten Fleischkäse als Mitbringsel. Dafür gibt es hier Haggis, das schottische Nationalgericht. Es handelt sich um Schafsmagen mit Innereien des Schafes und Haferflocken gefüllt, gekocht und in Scheiben geschnitten. Jeder Metzger ("butcher" hier) hat sein eigenes Geheimrezept und es gibt jedes Jahr Meisterschaften für das beste Rezept. Der Gewinn einer solchen bedeutet enormes Prestige und natürlich auch Umsatzsteigerung. Für alle, die gerne nachkochen wollen, hier das Rezept. Gerne wird zum Haggis noch eine Speise serviert, die verwirrenderweise „Black Pudding“ heißt. Vielleicht bin ich naiv, aber das klang für mich irgendwie nach süßer, schokoladiger Nachspeise, ist in Wahrheit aber gebackenes Schweineblut mit Getreide. Jaja ... Was Schotten so essen, unterscheidet sich eben grundlegend davon, was ich essen möchte. Das führt aber bei uns nicht dazu, dass wir insgesamt weniger essen. Bei uns stehen relativ oft Nudeln auf dem Speiseplan. Obwohl wir all die seltsamen Gerichte probiert haben, um zu wissen, wovon wir reden, lässt sich schlussendlich sagen: Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht (so gerne).
Anja Kofler leitet die Lienzer Stadtbücherei und arbeitet als freie Journalistin für dolomitenstadt.at. Zu unserem Podcast steuert sie regelmäßig unterhaltsame Interviews und Audiobeiträge über die Abenteuerlust und das Lesen bei.

6 Postings

Maik Eva
vor 10 Jahren

Ich mag senf :-) er ist scharf - passt aber ganz ausgezeichnet zur schottischen Küche.

Eva

PS: Eine feierliche Rückkehr ist doch sicher schon in Planung!

 
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Senf
vor 10 Jahren

... ha???? ... kofler leitet seit 2013 die stadtbücherei lienz? ... lebt derzeit für 6 Monate in Schottland? wie geht das? wurde der auslandsaufenthalt während der arbeitszeit organisiert, oder privat an wochenenden, im urlaub, oder gar nachts? kann sich ein mensch da noch auf die eigentlichen, wahrscheinlich hoch dotierten aufgaben zufriedenstellend konzentrieren und effektiv arbeiten? wurde dafür die büchereieigene infrastruktur (kommunikation, sachgüter ...) dafür missbraucht? wer leitet während dieser "auszeit" die bücherei und wurde dafür zusätzlich mit mehrkosten eingeschult, braucht man keine ständige leitung oder gab es eine kündigung? das wären meine fragen, wenn ich für das personal der stadt zuständig wäre. (falls die büchereileitung ein e.h. job ist, wird man über diese fragen hinwegsehen können :-)

 
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Maik Eva
vor 10 Jahren

Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht. Würde der Städter kennen, was er isst - er würde umgehend Bauer werden ...

in diesem Sinne - durchhalten - ich weiß wovon du redest ;-) Eva

 
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chiller336
vor 10 Jahren

andere länder, andere sitten. ich war selber in schottland und wenn man sich a bissl umsieht, dann bekommt man auch das eine oder andere, das an zu hause erinnert ;-)

 
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tauernwind
vor 10 Jahren

@Wernher: es steht ja jedem frei was er liest und was nicht. Wenn ich bei allen Artikeln die mich nicht interessieren meinen "Hendl Brat Gewürz" Senf dazu gäbe hätte ich ganz schön was zu tun.

@Anja: ich finde deinen Artikel toll, vor allem sieht man das wir wohl im Schlarafenland leben was die Esskultur betrifft. Aber nehmt das nächste mal zum Leberkäs auch noch 3-4 Brotbackmischungen gegen Heimweh mit ;-)

 
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Wernher
vor 10 Jahren

Wen interressiert das !???????

Schwarzbrot kann man selbst backen Hendl Brat Gewürz selbst zusammen mischen. Soll das vielleicht ein Reisebericht sein ?

 
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